Für Genießer hat Gent viele besondere Spezialitäten zu bieten: Als Aperitiv vielleicht einen RoomeR, danach ein frisches Baguette mit Ganderham und Tierenteyn-Senf, dazu ein süffiges Gruut und zum Nachtisch ein paar Cuberdons?
Der Senf der Familie Tierenteyn gehört zu Gent wie die Currywurst zu Berlin. In ihrem Laden am Groentenmarkt findet ihr eine riesige Auswahl an Senfsorten – grob oder fein, mit Honig, Chili oder Balsamico und viele Varianten mehr. Aber auch wer keinen Senf mag, sollte mal einen Blick in den Laden namens "Mustaard Fabriek" werfen: Regale bis hoch unter die Decke, in denen sich runde Tontöpfchen jeder Größe und Farbe stapeln, und eine freundliche Bedienung, die Besucher gerne vom Senf probieren lässt, machen den Laden einzigartig und den Einkauf zu einem Erlebnis.
Die Geschichte des Tierenteyn-Senf geht übrigens bis in das Jahr 1818 zurück – Petrus Tierenteyn öffnete da seinen ersten Lebensmittelladen. Damals wurde Senf noch in zeitaufwändiger Handarbeit hergestellt, so dass er nur für wohlhabende Bürger erschwinglich war. Erst durch die industrielle Revolution und die Erfindung der Dampfmaschine konnte das Gewürz in größeren Mengen produziert werden. Petrus Tierenteyns Söhne Franciscus, August und Ferdinand erkannten die Zeichen der Zeit und stiegen in die industrielle Senfproduktion ein. Noch heute wird das Produkt nach dem traditionellen Rezept hergestellt. www.tierenteyn.be
Der perfekte Sommerdrink für heiße Tage – RoomeR ist ein junges, cooles Getränk auf Basis von Holunderblüten und Alkohol. Die Belgier Maarten und Jeroen Michels kreierten den erfrischenden Holunderlikör. Das Rezept stammt von ihrer Großmutter, die es jahrelang hütete und verfeinerte. In ihrem Sinne haben die beiden Männer den RoomeR weiterentwickelt und ihn zu einem der beliebtesten Aperitif in Flandern und Gent gemacht. Am besten schmeckt er pur mit Eis, als Cocktail oder zum Dessert. www.visit.gent.be
Würzige Kräuter anstatt Hopfen – das ist das Geheimnis des Genter Gruut-Biers. In den kupfernen Braukesseln und Edelstahltanks brodelt und gärt ein Getränk, dessen Geschichte weit zurück reicht. Das Rezept basiert auf der ursprünglichen Bierbrautradition, lange bevor der preisgünstigere Hopfen per Reinheitsgebot zur Pflicht wurde. Im frühen Mittelalter nutzten die Frauen verschiedene Kräuter als Basis für ihr Bier. Die Kräutermischungen nannten sie Grut. Das Brauen war damals Sache der Frauen, genau wie Brotbacken. Deshalb brachte die Frau in Flandern stets einen Braukessel als Mitgift mit in die Ehe.
Bier war Grundnahrungsmittel und Medizin. Schon bekannte Märchen erzählen davon: "Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Oh wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß." Und auch der Arzt Paracelsus merkte an, dass Bier "eine wahrhaft göttliche Medizin" sei. Vielleicht weil die brauenden Frauen oft unwissentlich pharmazeutische Kräuter für ihr Grut benutzten – neben Gagelstrauch, Kümmel, Anis und Rosmarin verwendeten die Bierhexen, wie sie durch dieses Missgeschick gerne genannt wurden, manchmal sogar halluzinogene Kräuter wie Bilsenkraut oder Tollkirschen. Dadurch verstärkte sich die euphorisierende Wirkung des Alkohols. Deshalb endeten auch einige von ihnen auf dem Scheiterhaufen. www.gruut.be
Klein, kegelförmig und zuckersüß – eine beliebte Naschware in Belgien ist der Cuberdon. Wegen ihrer Form werden die kleinen Geleeberge in Flandern auch oft als Neuzeke – "Näschen" – bezeichnet. Die klassischen Cuberdons bestehen aus Himbeergelee, haben eine harte Oberfläche und einen klebrig weichen Kern. Doch es gibt sie mittlerweile auch in 30 weiteren Geschmacksrichtungen.
Aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit von drei Wochen werden die Näschen nicht exportiert und sind ausschließlich in Belgien erhältlich. Lediglich zur Feier des belgischen EU-Vorsitzes wurden am 18. September 2010 in den Hauptstädten der Europäischen Union die gewöhnungsbedürftigen Cuberdons an die Bevölkerung verteilt. Ob sie überall gern vernascht wurden, ist nicht überliefert. www.visit.gent.be
In Gent ist der Ganda Schinken zu Hause. Ganda symbolisiert die alte handwerkliche Konservierung von Fleisch, wobei es gesalzen und langsam getrocknet wird. Dieses Verfahren wurde schon in der Antike und in der Römerzeit geschätzt und viel genutzt. Je nach Größe des Schinkens dauert die Produktionsphase zwischen 9 und 14 Monate. Er zeichnet sich dann aus durch seinen intensiven Geschmack, die rosa Farbe und das besonderes Aroma. Ihr könnt die Schinken in der alten Fleischerhalle in Gent, im Groot Vleeshuis, bewundern. Hier hängen sie an langen Seilen von der Decke. www.visit.gent.be
Die zweitgrößte Stadt Flanderns ist zugleich die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern. Brüssel und Antwerpen liegen jeweils ungefähr 50 km entfernt, während es bis nach Brügge, Kortrijk und Roeselare etwa 40 km sind.