Zu den schönsten Wanderungen im Montafon gehört die Tour zur Alpe Garnera. Wir sind am Morgen zusammen mit Wanderführer Gerhard Blaas gestartet. Der lebt seit 40 Jahren in Vorarlberg und zeigt Gästen gerne die Sehenswürdigkeitetn seiner Heimat.
Ausgestattet mit Filzhut und Fernglas, begrüßt er uns um 8 Uhr an der Versettla Bahn in Gaschurn. In einer Gondel geht’s zunächst hoch auf 1400 Meter, zur Mittelstation. Schon von hier aus bietet sich ein weiter Ausblick über Gaschurn und in Richtung Tirol. Und Gerhard kennt natürlich jeden der Berge mit Namen.
Der Weg Richtung Garneratal schlängelt sich durch kleine Wälder und führt manchmal auch querfeldein. Zuerst geht’s über das Maisäß Lifinar und dann immer entlang des Garnerabachs. Unterwegs hören wir oft nur das Plätschern des Wassers und gelegentlich den Ruf eines Vogels. Es ist, als hätte jemand den Klang der Welt leise gedreht. Schön friedlich.
Alle paar Meter springt Gerhard vom Weg in die Wiese und zeigt uns eine Pflanze: Fuchskreuzkraut, weißer Germer, Arnika und Hornklee. „Viele der Pflanzen haben Heilkräfte, früher pflückten sich die Bauern und Hirten bei Verletzungen das passende Kraut“, sagt er. Auch über das heutige Leben der Bauern im Tal und auf den Bergen erzählt er viel. „Jeder Landwirt muss im Frühjahr heroben arbeiten, damit die alpine Kulturlandschaft erhalten bleibt“, sagt er. Die Anzahl der Arbeitstage richtet sich dabei nach der Anzahl der Kühe, die ein Bauer im Sommer hoch auf die Melkalpe schickt. Die Faustregel: jede Kuh ein Arbeitstag.
Am Eingang des Garneratals bietet eine Holzbank Gelegenheit zu einer kleinen Pause. Von dort aus erstreckt sich das 9,5 Kilometer lange Tal zu unseren Füßen und ermöglicht einen weiten Blick bis zu den Plattenspitzen (2883 Meter). Auch Regisseur Joseph Vilsmeier ließ sich von der Aussicht verzaubern und drehte 1994 an diesem magischen Ort den Film „Schlafes Bruder“, der auf dem gleichnamigen Roman des Vorarlberger Schriftstellers Robert Schneider basiert.
Die Erlebniswanderung geht weiter am Garnerabach entlang bis zur Alpe. Plötzlich ertönt ein lauter Ruf, für uns klingt das nach einem Greifvogel. Doch Gerhard lacht nur und deutet auf einen Hang. Dort hoppelt etwas Braunes, Wuscheliges durchs Gras. Es ist ein Murmeltier. Ein paar Meter weiter steht ein anderes auf einem Felsen und beobachtet uns – es scheint sich nicht bedroht zu fühlen. Hat man erst einmal eines gesehen, bemerkt man auch die anderen. Immer wieder tauchen sie nun an den Hängen auf und begleiten uns bis zu unserem Ziel, der Alpe Garnera.
Oben angekommen, können Wanderer sich mit einer Brettl-Jause und einem Glas Milch stärken, neugieriges Publikum inklusive. Denn ab und an traut sich auch eine Kuh bis zur Alpe hoch und beobachtet uns neugierig beim Essen.
Im Video erfahrt ihr mehr über das Leben auf der Alpe:
Viel zu bald müssen wir wieder den Rückweg antreten. Der führt vorbei an dem Maisäß Ganeu, wo die älteste Doppelscheune des Montafons aus dem Jahr 1552 steht. Weiter geht es bergab durch ein Waldstück, über einen Bach und durch weite Wiesen. Von hier aus genießen wir noch einmal die Aussicht auf Gaschurn – und wissen, dass wir unbedingt wiederkommen wollen.
Die Alpe Garnera liegt im malerischen Ganeratal auf 1650 Metern Höhe und ist am besten von Gaschurn aus erreichbar.