Morgens um 9 Uhr im kleinen Hafen von Niendorf, Vorort des noblen Seebadeorts Timmendorfer Strand, rund 80 Kilometer nordöstlich von Hamburg an der Ostsee gelegen. Fjordartig schiebt sich das schmale Hafenbecken ins Land, am Kai liegen bunte Buden der Fischer, in der Bratküche wird schon der Grill angeworfen. Zwischen winzigen Kuttern und schnittigen Yachten schubbern weiße Seebäderschiffe an der Mole. Eins davon heißt Hanseat II, gehört zur hiesigen Reederei Belis und wird gerade von Kapitän Herbert Granzow startklar gemacht für das Tagesgeschäft.
Die Hanseat II ist eine alte Dame, aber tiptop in Form. Schlanke 27,56 Meter lang und etwa 5 Meter breit, wurde der kleine Dampfer 1942 in Warnemünde ursprünglich als Flugsicherungsboot für den Wasserflughafen Travemünde gebaut und später zum Seebäderschiff umfunktioniert. Bis zu 100 Passagiere haben heute bei gutem Wetter an Bord Platz, rund 30 davon sitzen dann open-air im Bug vor dem Steuerhaus und lassen sich den Wind um die Nase wehen, die anderen haben ein Dach über dem Kopf.
Vom Heimathafen Niendorf aus geht die Hanseat II von Anfang April bis Ende Oktober bei passendem Wetter täglich auf Tour, zieht ihre Spur durchs meist blitzblaue Wasser der Lübecker Bucht. Auch „Badewanne Hamburgs“ genannt, liegt deren östliches Ende bei der Insel Poel und das nördliche bei Fehmarn. Unser weißer Dampfer läuft nach einem festen Fahrplan die benachbarten Badeorte an – dienstags und donnerstags Grömitz zum Beispiel, freitags in der Hochsaison Boltenhagen, dazu gibt es regelmäßig Küstenrundfahrten, Lampion-Abendtouren, Special-Events und mehr.
Egal wohin die Seefahrt geht, sie kann therapeutische Wirkung haben. Frische Meeresluft füllt die Lungen, Sonne britzelt auf salziger Haut, der Blick geht weit bis zum Horizont, Möwen kreischen und der Schiffsdiesel brummt zuverlässig dazu sein Lied. Natürlich werden an Bord kleine Snacks und Getränke gereicht, darunter auch allerlei Kräftiges bis hin zum "selbstgebrannten" Lakritzlikör Schwarzer Pirat.
Im Winterhalbjahr kümmert sich Herbert Granzow dann liebevoll in der Werft um den Erhalt des alten Küstenschiffs. Er ist einer von zwei Kapitänen der Reederei Belis in Niendorf, neben ihm greift Ehefrau Claudia Belis ins Steuerruder. Sie hat die Liebe zur Seefahrt und die Reederei von ihrem Vater geerbt und Anno 1986 als Erste im Land ihr Kapitänspatent in Lübeck gemacht. Seitdem ist der Niendorfer Familienbetrieb ständig gewachsen.
Neben der Hanseat II gehören heute die kleineren, schnittigen Yachten Marina, Positano und Cetara zur Reederei, die meist von Frau Belis gesteuert werden. Sie können für private Events und Ausflugstouren, Firmenfeiern und Seebestattungen gechartert werden. Und zählen wie die Hanseat II zum vertrauten Bild im kleinen Niendorfer Hafen, der für viele der schönste an der ganzen Ostseeküste ist.
Weitere Infos zum Fahrplan der Hanseat II und zur Reederei findet ihr hier.
In unserem Video erzählt Kapitän Herbert Granzow mehr zum Schiff und zu seiner Arbeit:
Die Lübecker Bucht bildet sozusagen die „südwestliche Ecke“ der Ostsee. Nach Norden hin wird sie durch die Insel Fehmarn, nach Osten durch die Insel Poel begrenzt. Heimathafen der Hanseat II ist Niendorf, ein kleiner Ortsteil des Seebads Timmendorfer Strand.