Bier und Pommes, Waffeln und Schokolade: Denkt man an belgische Spezialitäten, dann wohl zuerst an diese vier Evergreens. Ein kulinarischer Streifzug durch die belgische Hauptstadt liefert aber schnell den Beweis, dass hier noch viel mehr Gutes geboten wird. Auch auf die Schnelle, im Vorbeigehen sozusagen: Der Verkauf von Essen auf der Straße, oft durch ein Fenster gereicht, gehört untrennbar zur belgischen Ess-Kultur. Dabei reicht das Spektrum von einfachen, frittierten Snacks bis hin zu allerfeinstem Finger Food – Spazieren wir los!
Den Auftakt zur Fast-Food-Schlemmertour durch die belgische Hauptstadt macht die Maison Antoine an der Place Jourdan, unweit des Europa-Parlaments gelegen. Zur Mittagszeit hat sich vor dem Verkaufsfenster eine lange Schlange gebildet, geduldig warten Anzug- wie T-Shirt-Träger, bis sie an der Reihe sind. Was dem Namen nach auch ein Edel-Restaurant sein könnte, ist in Wahrheit: eine Frittenbude. Die wohl berühmteste der Welt allerdings.
Eröffnet wurde sie bereits anno 1948, auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie über dem Tresen ist der schlichte Imbisswagen der Anfangsjahre zu sehen. Heute residiert der in dritter Generation geführte Frittentempel in angestammter Lage – Hausnummer 1 mitten auf dem Platz – in einem schicken Bungalow. Dort wurden schon Staatsoberhäupter gesichtet, die sich nach einer langen Verhandlungsrunde für eine Portion Pommes angestellt haben.
Achtung: Das umfangreiche Frittensoßen-Sortiment kann zu einer Überforderung des Bestellers führen. Stets empfehlenswert ist natürlich die klassische Variante: Pommes rot-weiß, also mit Mayo und Ketchup, in Belgien gehören noch rohe, gehackte Zwiebeln dazu. Für experimentierfreudige Pommesfreunde steht eine breite Palette an Alternativen bereit, von scharf über süß bis hin zu sauer.
Neben der Kartoffel ist Fisch eine Konstante in der belgischen Küche. Die Nähe zum Wasser sorgt für eine stabile Versorgung mit fangfrischem Fisch, der auf alle erdenklichen Arten zubereitet wird. Aber auch Meeresfrüchte und viele weitere Spezialitäten aus Nordsee & Co stehen auf der Karte.
Eine echte Institution für Finger Food aus dem Meer ist die traditionsreiche Fischbräterei Noordzee gegenüber der Kirche Saint Catherine in der Brüsseler Altstadt. Direkt an der Straßenecke ist der Tresen, die Auswahl ist riesig – und wer zum ersten Mal hier ist, der wird von einem freundlichen Mitarbeiter gewissermaßen an die Hand genommen und bekommt erst einmal das ganze Sortiment gezeigt. Angeboten wird viel Exotisches, nichts falsch machen kann man mit dem Klassiker: Shrimp-Kroketten. Aber auch Feinschmecker kommen hier voll auf ihre Kosten, mit Muscheln oder Calamari, Scampi oder Thunfischsteak und einer großen Auswahl passender Weine.
Nicht weit entfernt, in der toll hergerichteten alten Markthalle Saint-Géry, wird eine zunächst etwas merkwürdig klingende, dann aber überraschend leckere Angelegenheit namens Stoemp kreiert. Stoemp – das ist flämisches Kartoffelpüree. Im Be my Stoemp, das hier zusammen mit einer Bar eingezogen ist, gibt es Stoemp ganz anders, nämlich als Sandwich, in Kombination mit vielen anderen Beilagen und Zutaten, etwa mit Frikadelle und Röstzwiebeln. Die werden in ein Baguette geschichtet – und sind ein idealer To-go-Snack. Was man von Kartoffelpüree und Frikadellen bislang eher nicht behaupten konnte.
Die vielen Wochenmärkte sind ebenfalls eine tolle Möglichkeit, sich durch das vielfältige Streetfood-Angebot der Stadt zu probieren. Am Mittwoch etwa gibt es am Place du Châtelain nicht nur frisches Obst und Gemüse, Brot, Käse und Blumen, sondern auch jede Menge warme Leckereien direkt auf die Hand. Die Palette reicht dabei von deftigem beim Roi du Poulet, dem "Hähnchen-König", über Delikatessen aus aller Welt hin zu leichten, vegetarischen Gerichten.
Zum Abschluss kommt ein weiterer belgischer Klassiker ins Spiel: Waffeln. Die gibt’s wirklich überall, und sie sind auch (fast) überall wahnsinnig lecker. Wie im Fall Pommes Frites ist es auch hier schwierig, eine klare Empfehlung auszusprechen, denn es würde wohl ein Leben lang dauern, bis man sich durch das gesamte Waffel-Angebot Brüssels durchprobiert hätte.
Fazit: Streetfood gab es in Belgien schon, bevor der Begriff erfunden wurde – und schon deshalb lohnt es, sich einmal quer durch die Stadt zu futtern. Ein bisschen Bauchweh sollte man dabei vielleicht einkalkulieren, denn bei so viel verlockend-leckeren Schlemmereien ist eine übermenschliche Disziplin gefragt, um zu widerstehen. Zum Glück ist man ja im Urlaub!
Die Fritten-Legende Maison Antoine residiert mitten auf der Place Jourdan – nicht zu verfehlen, aber sehr zu empfehlen!
In der Altstadt von Brüssel, vis-à-vis der St. Katharinen-Kirche, findet sich der Fischhandel und Spezialist für Finger-Food aus dem Meer – De Noordzee. Rundherum gibt's noch jede Menge weitere leckere Futter-Buden.
In und rund um die St-Géry-Markthalle in der Altstadt gibt es viele Imbiss- und Streetfood-Lokale, unter anderem das Be my Stoemp.
Einer der vielen Wochenmärkte Brüssels befindet sich an der Place du Châtelain – hier herrscht Frankreich-Flair, das Angebot reicht von Obst und Gemüse bis hin zu exotischem Streetfood an diversen Ständen.