Die Stadt brummt wie ein Hornissenschwarm, allerdings Hornissen im tiefen Bariton. Der Sound stammt von den Motorrollern. Taipeh ist nämlich nicht nur die Hauptstadt der tapferen, unabhängigen und höchst liberalen Republik China, die auf einer mandelförmigen Insel von fast der Größe der Niederlande der großen undemokratischen Volksrepublik China auf dem Festland eine lange Nase macht. Taipeh ist auch die Welthauptstadt der Roller.
Roller klingt ein bisschen wie Dritte Welt, das ist Taiwan jedoch keineswegs, und die Zweiräder namens Gogoro fahren elektrisch und werden per App gestartet. Das kleine Land zeigt viele Musterbeispiele moderner Zivilisation. Etwa Taipehs super saubere, hocheffiziente U-Bahn, genannt MRT, oder die 14 Universitäten von internationalem Rang mit 180.000 Studenten. Die machen die Hauptstadt zu einer der jüngsten und sympathischsten weltweit.
In der Kernstadt leben gut zweieinhalb Millionen Menschen, acht Millionen im Großraum, umgeben von grünen Bergen bei subtropischem Klima. Die Metropole ist ein vibrierendes Kaleidoskop von altmodisch und futuristisch, orientalisch und westlich: Da treffen archaische Garküchen auf minimalistische Molekularrestaurants, lärmige Nachtmärkte auf mondäne Shoppingmalls, ehrwürdige Teehäuser auf zeitgeistige Coffeeshops.
Wahrzeichen der Stadt ist „Taipei 101“, lange Zeit das höchste Haus der Welt, bis in Dubai Burj Khalifa zur Nummer Eins wurde. Der 508 Meter hohe Riesenbambus gehört sicher zu den schönsten Wolkenkratzern überhaupt. Ein Besuch der Aussichtsebene im 89. Stockwerk auf 382 Metern (hinter Glas) kostet 600 NT$, umgerechnet etwa 17 Euro. Versäumt dann bitte nicht, noch zwei Stockwerke höher zu steigen, denn dort steht ihr im Freien und könnt noch viel besser gucken (geöffnet täglich von 9–22 Uhr).
Sehenswürdigkeiten? Gibt’s jede Menge. Dem nicht unumstrittenen Vater der Nation wurde etwa das Chiang-Kai-Shek-Memorial gewidmet, eine monumentale Gedenkstätte. Daneben stehen zwei weitere Riesengebäude im Pagodenstil: Das Nationaltheater und die Konzerthalle, in beiden gibt es regelmäßig Aufführungen von Weltrang. Wenn ihr euch für alte chinesische Kultur interessiert: Unbedingt ins National Palace Museum gehen. Hier sind weit mehr wertvolle Artefakte aus 4000 Jahren chinesischer Geschichte zu sehen als im Festland-China.
Außerdem gibt es zahlreiche Tempel in der Stadt, die berühmte Nationaluniversität, diverse Museen und wenn ihr mal genug habt vom Trubel, dann fahrt mit der Metro hinaus nach Tamsui ans Meer. Aber nicht am Wochenende, denn dann herrscht hier der Trubel.
Märkte sind ein eigenes Thema in Taipeh. Die meistens finden abends statt und es gibt nichts, was es nicht gibt. Am auffallendsten sind die zahlreichen Essstände, in denen manches verkauft wird, was du noch nie gesehen hast und was du vermutlich auch nicht unbedingt essen möchtest.
Es gibt zudem Glücksspiele diverser Art, Klamotten, Schuhe, Accessoires, Kunst, Kitsch, Handys, Musik. Es ist laut und geruchsintensiv und sehr, sehr exotisch. Ganz eigen sind die traditionellen Kosmetik-Stände, an denen den Damen mit Fäden die Gesichtshaare ausgerupft werden. Die bekanntesten Märkte heißen Raohe und Ningxia.
Da denkst du, Taiwan ist sicher ein Land mit großer Teekultur. Stimmt, aber der Kaffee holt stark auf. Taiwan ist als subtropisches Land mit hohen Bergen auch ideal für den Kaffeeanbau. Die lokale Bohne ist eher mild und ähnelt im Geschmack fast ein bisschen dem Tee.
Wie auch immer: Taipeh ist voll von wunderbaren Kaffeehäusern und kleinen Restaurants, in denen du dich als Westler keineswegs fremd und verloren vorkommst. Manche wirken sogar ein wenig deutsch.
Im Video erhaltet ihr einen kleinen Eindruck, wie es auf den Märkten in Taipeh zugeht:
Die Hauptstadt der Republik China (Taiwan) liegt im nördlichen Teil der Insel und zählt knapp 2.7 Millionen Einwohner. Die Flugzeit ab Frankfurt beträgt etwa zwölfeinhalb Stunden.