Auch wer noch nicht im Villnösstal war, kennt es sehr wahrscheinlich. Jeder hat diese eine Bild schon einmal gesehen: das Kirchlein von St. Magdalena mit den Felszacken der Geislerspitzen im Hintergrund. Längst hat es diese Bergidylle in die obersten Rankings der bekanntesten Reisemotive weltweit geschafft. Fast jeder weiß auch, wer Reinhold Messner ist, der in dem engen Tal aufwuchs. Im zarten Alter von fünf und noch im Seilschlepp vom Papa begann er hier seine Karriere als erfolgreichster Alpinist aller Zeiten. Das ehemalige Schulgebäude von St. Magdalena, wo er später lebte, hat eine US-Amerikanerin als Feriendomizil gekauft – nur das Buddha-Relief an der Tür stammt noch vom berühmten Vorbesitzer. Manchmal ist Messner aber noch auf der Gschnagenhardtalm, wo er eine kleine Hütte hat.
Seit 2009 gehören die Dolomiten zudem zum Weltnaturerbe der UNESCO. Seitdem faszinieren die spektakulären Fotos dieser Berge ein weltweites Publikum. In Bildbänden oder Online-Fotostrecken stehen Aufnahmen der Drei Zinnen oder der Geislergruppe nun neben jenen vom Grand Canyon oder der Serengeti.
Der Schlüterhütte hat diese Berühmtheit der Dolomiten seit ein paar Jahren ein internationales Publikum beschert. Sie ist ein regelrechtes Dolomiten-Wander-Drehkreuz, neuerdings Station des neuen Dolorama-Weitwanderwegs, viel länger schon des Dolomiten-Höhenwegs, auf dem viele Wanderer unterwegs sind. Es lohnt sich, auf der Schlüterhütte zu übernachten: Noch vor dem Frühstück sollte man zum Sonnenaufgangauf die Felsnase des Zendleser Kofel steigen und den Sonnenaufgang und den umwerfenden Blick in die Wandfluchten der Geislergruppe erleben. Beim Abstieg von der Hütte ist der Adolf-Munkel-Weg zu empfehlen, der direkt unter den Felswänden vom Campiller Turm, der Furchetta, dem Sass Rigais und den anderen Giganten der Geislergruppe entlang führt.
Es gibt diese Orte in der Natur, die einen überwältigen, weil sie so unglaublich schön sind. Die Bergwiese vor dem Sass Rigais, der höchsten der Geislerspitzen, gehört für mich dazu. Wie in einem gigantischen Zengarten verteilen sich Felsbrocken in der Größe von Garagen im Gras, darüber steigen die senkrechten Wandfluchten in den Himmel, gekrönt von Felszacken, die aussehen wie die verspielten Türme an einem Märchenschloss.
Der neue Dolorama-Weitwanderweg führt in vier Tagen von den Rodenecker Almen übers Würzjoch, um den Peitlerkofel, durchs Villnösstal bis nach Lajen. Mehr Infos unter www.eisacktal.com/dolorama-weg
Das Villnösstal ist ein etwa 24 Kilometer langes Tal in den Südtiroler Dolomiten. Eingerahmt wird es von der Peitlerkofelgruppe im Norden und der Geislergruppe im Süden.