Reisebericht
Mallorca im Herbst: Entspannung pur in Port de Sóller
Einfach mal weg ins gute Leben
Der Akku war leer. Graues Herbstwetter in Hamburg, dieser ständige Nieselregen, jeden Tag üble Nachrichten aus aller Welt. Zu viel Arbeit natürlich, und der Fahrstuhl hoch ins Büro war auch schon wieder kaputt. Meiner Frau ging es ähnlich, und sie hatte noch freie Tage. Was lag also näher, als eine Woche Auszeit zu nehmen und Sonne tanken? Nichts! Und wo? Auf Mallorca. Da hatte ich öfter als Journalist gearbeitet, aber noch nie Urlaub gemacht. Einfach so in den Tag leben, endlos Tapas essen und ein klein bisschen Sightseeing machen, aber keinesfalls zu viel – das wäre jetzt genau richtig. Auf den Insel-Ort und das Hotel hatten wir uns problemlos geeinigt, die Reise konnte also bald losgehen.
Schnelle Anreise
Dass die spanische Mittelmeerinsel Mallorca wunderschön ist und somit ein begehrtes Urlaubsziel, ist weithin bekannt. September und Oktober zählen dort zu den besten Reisezeiten, es ist viel ruhiger als im Sommer und nicht mehr so heiß, aber immer noch schön warm und das Meer hat die richtige Badetemperatur. Zu den Insel-Vorzügen zählt aber auch, dass man so schnell und bequem hinkommt. Um richtig entspannen zu können, hatten wir für unsere Ausruh-Woche bei HolidayCheck eine Pauschalreise ausgesucht, bei der die Flugbuchung schon drin war – sehr praktisch. Los ging es mit Eurowings, zur Nebensaison herrschte am Hamburger Flughafen nicht allzu viel Trubel, und nach gut zweieinhalb Stunden nonstop waren wir auch schon da. Klar, dass wir bei der Klimaschutz-Organisation atmosfair die CO2-Emissionen unserer Reise kompensierten; von den 45 Euro werden Naturschutz-Projekte gefördert. Also konnte auch das Umweltgewissen beruhigt mitfliegen.
Im Handumdrehen im Paradies
Wir hatten auf einen Hoteltransfer verzichtet und stattdessen einen Leihwagen am Flugplatz gebucht, falls außer Faulenzen doch noch Lust auf ein bisschen Sightseeing entstehen sollte. Das Gepäck kam schnell; die AutovermieterInnen am Flugplatz von Palma waren freundlich und schon ging es los, erst auf der Ma-19 gen Westen, dann über die Ma-20 und Ma-11 weiter in Richtung Norden, Ziel Port de Sóller. Nach gut 20 Minuten war der Dunstkreis der Großstadt Palma durchfahren und die Straße zog sich durch weites, fruchtbares und später bergiges Land in Richtung Tramuntana-Gebirge. Der Verkehr wurde dünner, die Vorfreude stieg. Nach 40 Minuten rechts ab, in einem drei Kilometer langen Tunnel unter den Berghängen hindurch, am Ende im Kreisverkehr links, schon war unser Sehnsuchtsziel erreicht: Das Viersterne-Hotel Es Port im kleinen Ort Port de Sóller mit seinen 3.000 gastfreundlichen Menschen.
Ein Hotel wie aus dem Bilderbuch
Das schöne Es Port hatte ich schon auf einer vorherigen Dienstreise gesehen, aber damals nicht selber darin gewohnt; es stand seither oben auf meiner persönlichen Wunschliste. Die Unterkunft liegt nur einen Katzensprung vom Strand entfernt mitten im Ort, eingebettet in tiefes Grün und wunderbar ruhig. Um das herrschaftliche Naturstein-Haupthaus aus dem 17. Jahrhundert mit seinen roten Schindeldächern reihen sich mehrere kleinere Nebengebäude. Drumherum eine wehrhafte Mauer, ein 40.000 Quadratmeter großer Naturpark mit zahllosen Orangen-, Zitronen- und uralten Olivenbäumen sowie ein hauseigener Bio-Gemüsegarten. Wie das hier duftet!
Durch ein rundes Eingangsportal mit schwerem Holztor spazierten wir zur Rezeption in eine Welt aus warmen Sand- und Pastellfarben – meine Frau war vom ersten Moment an begeistert. Das Hotel hat 148 Zimmer, von der Grand Suite mit großer Terrasse über Superior-Räume im historischen Haupthaus bis hin zum kuscheligen Turmgelass. Wir hatten uns für ein normales Doppelzimmer entschieden, schon weil das Es Port nicht zu den günstigsten Unterkünften gehört. Neben guten Betten, schönem Badezimmer samt Poolhandtüchern, Bademantel und Bioseifen, dazu Klimaanlage und kostenlosem Safe hatte unser in Naturtönen gehaltener Raum einen kleinen Balkon, vor dem sich Olivenbäume, Palmen und im Hintergrund Berggipfel erstreckten – herrlich!
Pool-Paradies
Nach dem Pool gleich mal zu Tisch
Er glitzerte verführerisch unter Palmen, war 25 Meter lang und von Liegestühlen und zipfelmützenartigen Strohschirmen umringt: Nach einer Urlaubsanreise ist der Sprung in einen gepflegten Hotelpool die größte Wohltat. Derweil setzte schon Dämmerung ein, die Palmen rings um den Pool wurden von kleinen Lichtern illuminiert, mit freundlichem Klappern deckte das Personal fürs Abendessen ein. Zwei Restaurants gehören zum Es Port; die Tische verteilen sich teils im duftenden Park unter dem Sternenhimmel, teils am Pool. Wir haben es keine Sekunde bereut, entgegen sonstiger Gewohnheiten diesmal mit Halbpension statt nur mit Frühstück gebucht zu haben, schon wegen der Bequemlichkeit.
Im Restaurant Sa Possessió konnten wir am Buffet unter einer großen Zahl köstlicher Vorspeisen und Desserts wählen, der Hauptgang wurde à la carte serviert. Ob Fisch, Fleisch oder Gemüse: Alles war stets nach Art der gesunden Mittelmeerküche mit Zutaten aus dem hoteleigenen Garten zubereitet. Auch das Frühstück sollte sich anderntags als erstklassig erweisen, von den Orangen (von denen wachsen im Garten Eden rund um Sóller wahrlich genug) zum Selbstauspressen bis hin zu allerlei Eierspeisen und guten Brotsorten. Im Sommer soll es schon mal zu Wartezeiten kommen, wenn alle gleichzeitig frühstücken wollen, doch jetzt zur Nebensaison hatten wir damit keine Probleme.
Entschleunigung in Port de Soller
Wir haben dann herrlich geschlafen, gut gefrühstückt und gingen entspannt in den Urlaubstag. Am Ende des Pools verlässt Du das Hotelgelände durch eine Pforte, läuft einmal um die Hausecke herum und steht bereits am hellen Sandstrand. Die rund 100 Meter auf öffentlicher Straße waren uns persönlich zu weit, um quasi aus dem Bett im Bademantel Richtung Meer zu spazieren, obwohl andere Hotelgäste das taten. Wir packten lieber Badezeug, Sonnenschutz und Lektüre in eine Tasche und zogen los. Mit keinem Plan – außer abzuhängen, die Batterien aufzuladen und zum Abendessen wieder rechtzeitig im Hotel zu sein.
Der Strand von Port de Sóller ist lang, durch steinerne Buhnen unterteilt und zieht sich vor einer schönen Promenade entlang. Hier sieht es ganz anders aus als in den großen UrlauberInnenorten der Insel. Die Bebauung ist weitgehend flach, am nördlichen Ende liegt der kleine Hafen, drumherum als schöne Kulisse Berghänge und Gipfel des Tramuntana-Gebirges. Es gibt nur wenige höhere Hotelkomplexe, dafür jede Menge gemütliche Bars, Restaurants und Cafés, natürlich auch Souvenirshops und Modegeschäfte, aber alles in Maßen. Die Atmosphäre war entspannt und gelassen, viele der Gäste waren wie wir älteren Baujahrs. Wir badeten im warmen Meer, verträumten den Tag auf der Liege im Sand, vernaschten mittags irgendwo ein paar leckere Tapas und waren glücklich.
Bahn-Abenteuer
Ein bisschen unterwegs sein schadet ja nicht
Der Clou auf der Strandpromenade ist die uralte Straßenbahn, die seit 1913 tagsüber fast jede halbe Stunde vom Hafen aus die Beachfront entlangzuckelt, am Ende der Ortschaft nach links in die Berglandschaft abbiegt und in rund 20 Minuten bis zum 14.000 EinwohnerInnen großen Städtchen Sóller rattert. Am dritten Urlaubstag fanden wir, es sei nun Zeit für eine kleine Exkursion, und fuhren mit. Fahrkarten ließen sich direkt an Bord kaufen. Wo einst Kisten voller Orangen aus Sóllers fruchtbarem Tal zum Hafen und von dort frischer Fisch wieder zurücktransportiert wurden, saßen wir jetzt im offenen Holzwaggon zusammen mit Einheimischen und anderen fröhlichen UrlauberInnen auf harten Bänken und ließen uns die warme Mittelmeerluft um die Nase wehen (wer wollte da schon die Hamburger U-Bahn vermissen?).
Nach einer Schaukelfahrt durch duftende Orangen- und Zitronenhaine bog die Bahn bald ein in die Altstadt Sóllers. Rappelte durch enge Gassen so nah an historischen Hauswänden und Caféterrassen vorbei, dass wir eine Kaffeetasse von einem der Tischchen hätten schnappen können. Tuckerte über die schöne Plaça de la Constitució, stoppte schließlich vor dem Bahnhof, einem Herrenhaus aus dem Jahr 1606. Von hier startet auch der altehrwürdige Zug Ferrocarril de Sóller, genannt Roter Blitz, auf die 27 Kilometer lange Strecke runter in die Hauptstadt Palma. Getreu unserem Urlaubsmotto Relax to the Max blieben wir aber vor Ort, bestaunten lieber in Ruhe die kleine Miró- und Picasso-Ausstellung, die modernistische Pfarrkirche Sant Bartolomé, Jugendstilmuseum und botanischen Garten und schlenderten dann durch das historische Zentrum mit seinen engen, gepflasterten Gassen. Probierten weiter Tapas. Tuckerten später mit der orangen Straßenbahn zurück zu Abendessen und Absacker an der feinen Hotelbar.
Fazit
… so schön, schön war die Zeit
Am nächsten Tag unternahmen wir einen weiteren kleinen Ausflug, weil wir fanden, dass uns unser Leihwagen, der nur herumstand, so vorwurfsvoll anschaute. Auf schmalen, gewundenen Bergstraßen ging es durch das Tramuntana-Massiv, das nicht umsonst seit 2013 zum Weltnaturerbe der Unesco gehört. Zunächst in den pittoresken KünstlerInnenort Deia, von dort weiter in das malerische Bergdorf Valldemossa, wo sich einst Blaublütige und der Komponist Frédéric Chopin von der Sommerhitze erholten. In der alten Kartause wurde sogar gerade ein kleines Klavierkonzert gegeben. Dann aber zog es uns gleich wieder die 30 Serpentinenkilometer zurück nach Port de Sóller, um die restliche Zeit einfach nur zu entspannen.
Vieles haben wir nicht gemacht. Wir haben keine Wanderung oder Mountainbiketour unternommen, keinen Bootsausflug zum Naturschutzgebiet gemacht (obwohl andere Hotelgäste schwärmten). Haben kein Kajak gemietet und keinen Tauchkurs gebucht, dafür aber Tennis- und Golfplatz gemieden. Was wir gemacht haben, war am warmen, weichen Sandstrand zu träumen und im Wellnessbereich des Hotels mit Pool, Sauna, Massagen und Zitrusgarten zu relaxen. Wir haben gut gegessen und getrunken, die duftende Luft geatmet, Ruhe getankt. Den Tag vorbeigehen lassen unter der warmen Mittelmeersonne, ab und einen Zeh ins blitzblaue Meer gesteckt. Den Gedanken nachgeschaut, die vorbeizogen wie kleine Schäfchenwolken am Firmament. Zugesehen, wie der Akku langsam wieder voll wurde – und gewusst, dass wir unseren Kraftort auf Mallorca gefunden hatten.