Hier werden Zigarren verschiedener Qualitätsstufen erstellt, die ausschließlich für den Eigenbedarf der Kubaner bestimmt sind.
Draußen poltert gerade ein Pferdewagen lauthals durch Schlaglöcher – und hier drinnen wird gesungen und gelacht. Die Zigarrendreher der Tabakfabrik, auch Torcedores genannt, halten sich während der Arbeit bei Laune. In größeren Fabriken gibt es sogar spezielle Vorleser, die den Arbeitern mit Romanen oder Artikeln aus der Tageszeitung etwas Abwechslung zum Job bieten.
Die kleine Fabrik hier mitten in Trinidad, im Süden Zentralkubas, ist keine typische Touristenattraktion, da sie in kaum einem Reiseführer vermerkt ist. Viel bekannter sind die großen Fabriken, etwa in Havanna und Pinar del Río, in denen Zigarren für den Export gefertigt werden: Cohiba, Montecristo oder Romeo y Julieta.
Die erste offizielle Zigarrenmanufaktur Havannas wurde 1799 von der Stadt selbst eröffnet. Das Datum gilt als die Geburtsstunde der kubanischen Zigarre, wobei auch schon vorher privat kleinere Mengen Zigarren auf Kuba produziert wurden. Bereits 1861 existierten dann schon über 1200 Zigarrenfabriken, von denen etwa die Hälfte für den Export produzierten. Kubanische Zigarren lösten in Europa einen wahren Boom aus und galten bald als Symbol für Erfolg und Macht. Eine handgedrehte Cohiba kostet heute in Europa um die 30 Euro – da es verschiedene Sorten und Qualitäten gibt, geht es auch noch deutlich teurer. Grundsätzlich gelten kubanische Zigarren im Gegensatz zu denen aus der Dominikanischen Republik oder aus Honduras als kräftig und besonders aromatisch im Geschmack.
Dementsprechend beliebt sind Besuche in einer Zigarrenfabrik bei Touristen. Der Vorteil eines Besuchs hier in Trinidad ist aber ganz klar, dass wir uns nicht in Schlangen durch die Fabrik schieben müssen, Fotos und Videos machen dürfen und den Arbeitern aus nächster Nähe auf die Finger schauen können. Mit viel Leidenschaft wird hier Zigarre um Zigarre gedreht. Zwischen 60 und 180 Stück schafft ein geübter Torcedor am Tag – abhängig von der Größe und der Qualität der Zigarre.
Im Video könnt ihr den Arbeitern über die Schulter schauen:
Die gesamte Produktion in der Fabrik lässt sich leicht überblicken – vom Eingang der Rohstoffe bis zum Ausgang des fertigen Produkts, alle Schritte finden in einer großen Halle statt. In einem kühlen dunklen Raum hängen die Tabakblätter in Bündeln zum Trocknen. Als nächstes werden sie sortiert, die Mittelrippe wird entfernt, dann werden die Tabakblätter gepresst. Schließlich können sie zu Zigarren verarbeitet werden.
Hier in Trinidad werden Zigarren verschiedener Qualitätsstufen erstellt, die ausschließlich für den Eigenbedarf der Kubaner bestimmt sind. Keine davon wird exportiert. Qualitätsstufen gibt es unterschiedliche: In die unterste fallen dabei die Zigarren, in die die Schnitt-Abfälle der höherwertigen Zigarren gerollt werden.
Bei der Endkontrolle werden die Zigarren dann noch optisch überprüft, abgemessen, entsprechend sortiert und verpackt, um schließlich von ihren Käufern genüsslich geraucht zu werden.
Unser Tipp:
Ob kleine Zigarrenfabrik oder Näherei: Einfach mal reinschauen. Die Kubaner sind extrem aufgeschlossen und gastfreundlich.