Reisebericht
San Francisco – das Golden Gate als Tor zu Kaliforniens Norden
Wer einmal von San Francisco und Kalifornien begeistert ist, den lässt es nicht mehr los. Das habe ich auf meiner mehrwöchigen Reise zu den interessantesten Orten rund um die Bay Area selbst erfahren. Komm mit auf eine Erkundungstour rund um das Golden Gate.
Jack London war definitiv einer der berühmtesten Schriftsteller, den die USA hervorgebracht haben. Von seinem Grab in Glen Ellen im Sonoma County bis zu seinem Geburtshaus in der Nähe des Baseballstadions der San Francisco Giants wäre es nur etwas mehr als eine Autostunde, aber dieser Verkehr. Überraschender ist nur noch der enorme Temperaturunterschied. Im Sonoma County werden es im Juli gern 35 Grad Celsius und mehr, aber wenn Du dann in San Francisco aus dem Mietwagen steigst, solltest Du einen Pullover griffbereit halten. „Der kälteste Winter den ich je erlebte, war ein Sommer in San Francisco“, hat Jack London einmal gesagt, und der musste es wissen. Schuld daran ist das Meer, genauer gesagt der Kalifornien-Strom, der unaufhörlich kaltes Wasser aus dem Nordpazifik heranschaufelt.
San Francisco: Unsere Bestseller-Hotels
Das Orchard Garden Hotel am Dragon Gate
Den USA wird gerne nachgesagt, dass öffentliche Verkehrsmittel dort nicht gerade zu empfehlen sind. Nicht so in San Francisco. Nur elf Haltestellen und rund 35 Minuten Fahrzeit sind es mit der Yellow-N-Linie des Bay Area Rapid Transit (BART) vom Flughafen bis zur Station Market St/Montgomery. Von dort sind es nur fünf Minuten Fußweg zum Orchard Garden am Dragon Gate, dem berühmten Tor am südlichen Ende von Chinatown. Beim Einchecken an der Rezeption treffen wir auf Steve, der sehr hilfsbereit ist. Das Hotel hat viele Vorzüge: Große, gemütliche Zimmer, eine Dachterrasse mit toller Aussicht, einen Fitnessraum – und vor allem seine Lage.
Chinatown beginnt gleich hier, Little Italy sowie North Beach mit dem Coit Tower, der Fisherman’s Wharf und der Touristenattraktion Pier 39 sind nur 30 Gehminuten entfernt. Unten an der Market Street fahren jede Menge Buslinien in sämtliche Ecken der „City by the Bay“. Den Mietwagen werden wir in den kommenden Wochen nur für Tagesausflüge außerhalb der Stadt nutzen – mit einer Ausnahme: Die berühmte, steile und kurvenreiche Lombard Street solltest Du einmal im Leben selbst hinuntergefahren sein.
Gutes Hotel. Zimmer zwar etwas kleiner, aber sehr sauber. Die Lage neben China-Town sehr gut. Parkmöglichkeiten einen Block weiter. Weiterlesen
Das Hotel ist central gelegen im Business District, direkt am Zugang zu Chinatown. Parken ist in der nahe gelegenen Parkgarage möglich.… Weiterlesen
Sehr guter Standard im Vergleich zum Preis. Günstige Lage und saubere und geräumige Zimmer. Freundliches und hilfsbereites Personal. Großes… Weiterlesen
Orchard Garden Hotel
Die Parks von San Francisco sind phänomenal
Der Golden Gate Park, größer als der Central Park in New York City, grenzt im Westen der Stadt an den Pazifischen Ozean. Unzählige Pflanzen- und Baumarten aus der ganzen Welt sind hier zuh Hause, insbesondere natürlich die heimischen Redwoods. Diese Küstenmammutbäume bilden zwischen Los Angeles und der Staatsgrenze zu Oregon einen riesigen Lebensraum für Abertausende von Tierarten. Die Bäume werden über 100 Meter hoch und viele hundert Jahre alt. Die Stanford University, eine halbe Autostunde südlich von San Francisco, trägt den Redwood in ihrem Emblem, und das angrenzende Stadt Palo Alto ist gleich gänzlich nach einem Prachtexemplar benannt.
Da es bei unserem Besuch in San Francisco ein wenig so ist, wie Jack London es beschrieben hat, nämlich neblig und kühl, besuchen wir das Wissenschaftsmuseum im Golden Gate Park, die California Academy of Sciences. Ein toller Ort, für den Du einen ganzen Tag einplanen solltest. Hier erfährst Du alles über die Flora und Fauna Kaliforniens, über den Ozean und über Erdbeben. Auch die fast vergessene Geschichte der amerikanischen Ureinwohner rund um die Bay Area findet Erwähnung. Am Abend schlendern wir in Richtung Westen zum Ocean Beach, wo uns das Spiel von Sonne und Nebel einen formidablen San Francisco Sunset beschert.
Am nächsten Tag keine Spur von Nebel, die Hitze des Hochsommers liegt über der Stadt. Wer mit Kind in der Stadt unterwegs ist, kann zwischendurch die unzähligen kleineren Parks aufsuchen, überall gibt es tolle Spielplätze. Der Vormittag gehört dem Dolores Park und dem Alamo Square Park, an dessen Ostseite sich die berühmten Painted Ladies befinden. Diese bunten viktorianischen Holzhäuser haben das schwere Erdbeben von 1906 überstanden und sind heute beliebte Ausflugsziele. Tipp: Oben im Park steht übrigens fast immer ein Minibus, aus dem heraus sie einen hervorragenden Kaffee verkaufen.
Noch größer als der Golden Gate Park ist das Presidio im Nordwesten der Stadt. Bis 1994 wurde das sechs Quadratkilometer große Areal als Militärstützpunkt genutzt, seitdem ist es ein Nationalpark. Unterhalb des Visitor Centers ist auf dem Dach der Autobahn, die zur Golden Gate Bridge führt, ein wunderschöner kleiner Park neu entstanden – mit phänomenalen Aussichten auf die Brücke. Und wenn Du Dich umdrehst, siehst Du die Skyline von Downtown San Francisco in der Sonne funkeln. Ein paar Stufen führen hinunter zum neu gestalteten Outpost Playground. Während die Kinder herumtollen, kannst Du das unschlagbare Panorama genießen. Von hier aus ist es nur noch ein halbstündiger Spaziergang bis zur wohl berühmtesten Brücke der Welt.
Der Blick über die ganze Bucht von San Francisco ist herausragend, das ehemalige Gefängnis Alcatraz Island mitten in der Bay ist nicht zu übersehen. Ehrensache, dass wir auf dem Fußgängerweg ein paar hundert Meter auf die Golden Gate Bridge hinauslaufen, am südlichen Pylon wird uns der Wind dann doch zu heftig. Später nehmen wir den Bus der Linie 28 bis Powell St/Beach St., um über die Touristenmeile des Pier 39 zu flanieren und die berühmten Seelöwen beim Sonnenbaden auf den Anlegestellen zu beobachten. Und weil wir noch ein bisschen Kraft in den Knochen haben, erklimmen wir den Coit Tower. Als Belohnung gibt es einen abermals fantastischen Sonnenuntergang, bei dem das dunkelrote Zentralgestirn hinter der Golden Gate Bridge langsam in den Bergen der Marin Headlands verschwindet.
Das Baden im Ozean ist in und um San Francisco auch im Sommer wenig erstrebenswert, das Wasser erwärmt sich auch jetzt selten auf mehr als 18 Grad Celsius. Für eine schnelle Abkühlung reicht das natürlich. Aber weil auch der Wind rund um das Golden Gate meist kräftig weht, wird es am Baker Beach nicht wirklich heiß. Dennoch ist dieser Strand einzigartig: Er befindet sich südwestlich der Golden Gate Bridge, die Du hier ständig im Blick hast. Die Krabbenfischer werfen ihre Köder aus, lassen die gefangenen Krebse aber gleich wieder vom Haken und werfen sie zurück ins Meer. Ab und zu zieht ein Eisverkäufer seinen Kühlwagen durch den Sand. Die Stimmung ist relaxt, wir tanken Kraft für den nächsten Tag.
San Francisco mit dem Mietwagen erleben


Über die Golden Gate Bridge nach Norden
Die Fahrt über die Brücke ist ein Abenteuer. Auf drei sehr schmalen Fahrspuren geht es hinüber nach Marin County, ein kurzer Stopp in Sausalito schenkt uns einen tollen Blick auf die Skyline von San Francisco. Weiter östlich liegt der gigantische Hafen von Oakland im Dunst. Weiter geht es, über Point Reyes Station zum Leuchtturm von Point Reyes. An sich schon ein toller Ort (mit vielen Treppen hinunter zum Lighthouse), aber so richtig speziell wird es erst durch den Buckelwal, der wenige hundert Meter vor der Küste auf Beute aus ist. Dabei ist nicht mal Walsaison.
Am Nachmittag fahren wir noch etwas weiter nach Norden, Ziel ist Tomales Point. Dorthin führt ein wunderbarer Wanderweg immer an der Steilküste entlang, bis nach etwa einer Stunde rechter Hand der Sound of Inverness auftaucht. Nur ein paar Meilen weiter, in Bodega Bay, hat Alfred Hitchcock 1963 „Die Vögel“ gedreht. Und tatsächlich scheinen die Möwen hier aggressiver als anderswo zu sein, bei unserem Picknick im Gras haben sie die Sandwiches fest im Blick. Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung.
Naturwunder Yosemite Valley
Nach einem Ruhetag, an dem wir nur den Rose Garden in Berkeley besichtigen, klingelt am nächsten Morgen um 5 Uhr der Wecker. Schließlich sind es mehr als 200 Meilen bis in die Sierra Nevada. genauer gesagt bis nach Yosemite – und noch genauer bis zum Glacier Point oberhalb des Tals. Der ist nur im Sommer geöffnet, im Winter sind die Straßen gesperrt. Immerhin liegt der Aussichtspunkt direkt gegenüber dem gigantischen Half Dome auf 2.200 Metern. Unzählige Gipfel des Yosemite Nationalparks sind von hier aus zu sehen, dazu Wasserfälle, die inzwischen fast ausgetrocknet sind.
Anschließend fahren wir die Passstraße wieder hinunter ins Tal. Mächtig ragen rechts die Felswände des Sentinel Dome in die Höhe, links stürzen die auch im Sommer mächtigen Wassermassen der Yosemite Falls in die Tiefe, und auf der Nordseite des Tals ragt die tausend Meter hohe Südwand des El Capitan in den tiefblauen kalifornischen Himmel. Einige der schwierigsten und berühmtesten Kletterrouten der Welt verlaufen durch diese Mauer aus Granit. Durch ein Fernglas beobachten wir ein Team von zwei Kletterern, die sich durch den unteren Teil der Salathé-Wand kämpfen. Später sehen wir weitere Abenteurer, die wohl berüchtigtste Route durch diese schon von unten schwindelerregende Wand, in Angriff nehmen. Ein Bad im Merced River am Sentinel Beach direkt unter diesen gigantischen Wänden ist das absolute Highlight des Tages.
Lake Tahoe: Baden auf 1.900 Metern Höhe
Nach einem weiteren Erholungstag in der Stadt – der Spielplatz im Dolores Park hat es uns angetan – schnellen wir mit dem ersten Hahnenschrei aus den Federn. Das nächste Juwel steht auf der Tagesordnung: Lake Tahoe. Wieder 200 Meilen pro Strecke, aber das Autofahren ist in Kalifornien deutlich entspannter als hierzulande. Das Automatikgetriebe erweist sich gerade auf diesen langen Strecken als äußerst wertvoll. Und so steigen wir morgens um zehn Uhr am Logan Shoals Vista Point am Ostufer des Lake Tahoe erholt aus dem Wagen, nachdem wir die Staatsgrenze zu Nevada hinter uns gelassen haben.
Ein kurzer Weg führt hinunter zum Ufer, das Wasser ist kristallklar und gegenüber erheben sich die Höhenzüge der Sierra. Anschließend fahren wir ein Stück nach Süden und bewältigen den Anstieg zum Cave Rock, der hoch über dem See thront. Dass wir später auf 1.900 Metern Meereshöhe baden, merken wir gar nicht. Es ist sehr heiß an diesem Nachmittag, der Sand hier am Nevada Beach glüht unter der sengenden Sonne und die Wassertemperatur ist deutlich höher als jene an den Stränden des Pazifiks. Eine eindrucksvollere Badeumgebung kann es kaum geben. Und das an einem Ort, an dem im Winter fünf Meter Schnee eine Seltenheit sind und noch vor wenigen Monaten Ski- und Snowboardfans die umliegenden Skigebiete bevölkerten.
Letztlich ist es der Hunger, der uns dazu bringt, den herrlichen Strand zu verlassen und die paar Meilen nach South Lake Tahoe zu fahren. Dort gibt es eine Vielzahl an Restaurants, die Preise indes sind gepfeffert (was übrigens für ganz Kalifornien gilt). Entlang der Harrison Avenue jedoch gibt es erschwingliche Pizzen und Hot Dogs, ein Milchshake rundet den Imbiss ab und tröstet über die ersten Meilen der vierstündigen Rückfahrt hinweg.
Wine Country: Napa Valley und Sonoma
Eine Autostunde nördlich von San Francisco wachsen Weine, die ihresgleichen suchen. Und das in Regionen, die zumindest im Sommer von Niederschlägen weitgehend verschont bleiben. Die Reben und die an ihnen reifenden Trauben beziehen die nötige Flüssigkeit allein aus den Nebeln, die aus der Bucht von San Pablo aufsteigen. Und das reicht den Trauben hier, zu viel Feuchtigkeit wäre nur schädlich.
Napa ist ein hübsches Städtchen mit unzähligen Weinbars. Mit einem Zug lassen sich TouristeInnen durch das grüne Napa Valley fahren, um an ausgesuchten Weingütern auszusteigen, zu trinken und möglichst viel Geld für Syrah, Chardonnay und Co. zu lassen. Da wir dem Trubel entfliehen wollen, fahren wir ein paar Minuten nach Norden und hinein in die Berge zum wunderschön gelegenen Lake Hennessey. Hier gibt es tolles Hikes entlang des Ufers und durch herrliche Eichenwälder.
Nur 20 Minuten westlich von Napa liegt Sonoma, das zweite große Weinanbaugebiet in Nordkalifornien. Hier geht es deutlich entspannter zu. Nur ein paar Kilometer nördlich des charmanten Städtchens Sonoma (und ganz in der Nähe der Grabstätte von Jack London) liegt der Sonoma Botanical Garden, der eine der weltweit größten wissenschaftlich dokumentierten Sammlungen asiatischer Wildpflanzen beherbergt. Wasserfälle und Teiche wurden hier angelegt, die Aussicht über das Tal ist grandios. Außer uns sind hier kaum Menschen unterwegs, die Ruhe ist überwältigend.
Sonoma selbst ist mit 10.000 Einwohnern deutlich kleiner als Napa (80.000), der historische Ortskern – die Plaza – erinnert mit seinen Gebäuden ein wenig an den Stadtplatz von Hill Valley in „Zuück in die Zukunft“. Im Innenhof des Klosters San Francisco Solano treffen wir zufällig auf Ranger Dave, einen freundlichen, ebenso kleinen wie rundlicher Herrn mit schlecht sitzendem Toupet, der stark an den Schauspieler Joe Pesci erinnert und gerade einer Gruppe von Kindern und ihren Eltern die Flora und Fauna Nordkaliforniens mit ein paar Anekdoten aus den umliegenden Nationalparks näher bringt.
Er erzählt, wie er schon mal „Mr Coyote himself“ von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand und was wirklich zu tun sei, wenn Du irgendwann doch einmal „Mr Mountain Lion“ begegnen würdest. Dann lässt er ein paar ausgestopfte Exemplare von Waschbär und Ziesel im Kreis herumgehen, bevor er die Replika eines Schwarzbärenschädels aus seiner zerschlissenen Tasche zieht. Große Augen bei Eltern und Kindern. Noch größer werden die Kinderaugen, als Ranger Dave nach seinem Vortrag angespitzte Stöcke verteilt, ein Lagerfeuer entzündet und schließlich der Handvoll Vier- bis Achtjähriger Unmengen von Marshmallows zum Selberrösten präsentiert. Was für ein toller Abschluss in dieser ehemaligen Mission.
Dann schau Dir auch den zweiten Teil von Holgers Reisebericht aus San Francisco an - eine persönliche Perspektive mit vielen spannenden Momenten und hilfreichen Tipps.