Bei einem 4-Sterne-Campingplatz wie dem Camping Village Laguna Blu auf Sardinien kann man nicht viel falsch machen, sollte man meinen. Weit gefehlt, man kann. Auf den ersten Blick scheint alles wunderbar: Der Strand ist in Gehweite, ein Naturschutzgebiet - eine Lagune - begrenzt das Areal, Alghero ist nicht weit, bequeme Bungalows, eine ansprechende Pool-Landschaft, ein Fitnessraum, ein Restaurant, ein Supermarkt… alles da, was einen erholsamen Urlaub verspricht. Wirklich? Pünktlich um zwei Uhr nachts beginnt der Spaß – für andere: Die Diskothek „Touch on The Beach“ dreht richtig auf. Zwar befindet diese sich ganze 900 Meter entfernt, aber dank der angrenzenden Lagune überträgt sich der Schall nahezu verlustfrei. Angeblich bin ich durch fast nichts zu wecken, aber ich gebe gern zu: Ich wurde eines Besseren belehrt. Anfangs hält man sich noch die Ohren zu, aber das gleicht einer hilflosen Geste, denn der Lärm geht durch Mark und Bein. Ohropax? Ach, wie lieb. Ja, man wird erfinderisch: Kopfhörer aufsetzen und sich durch Podcasts ablenken, nachts über den Campingplatz streifen und flache Steine über das Wasser der Lagune hüpfen lassen, die Carabinieri anrufen und mit gebrochenem Italienisch glänzen. Am Ende vergräbt man doch wieder den Kopf unter dem Kissen, die durchdringenden Bässe gleichen einer Herzdruckmassage, ein Gefühl der Ohnmacht steigt auf und schließlich auch Zorn. Zorn in jedwede Richtung, aber v.a. Zorn auf sich selbst, dass man bei der Auswahl seines Urlaubsortes nicht gut genug recherchiert hat. Ist das nicht genau das, was man sich im Urlaub wünscht? Gegen sechs Uhr morgens kehrt Ruhe ein. Es ist kühl, endlich Schlaf. Kurz vor Mittag wacht man auf: Es ist heiß, die durchwachten Nächte stecken noch in den Gliedern, Kopfweh beim Frühstück, alles geht nur schleppend voran. Wie wärs mit einem Ausflug? Die Schönheit Sardiniens erleben? Nein, heute besser nicht. Und Vorsicht: Die Nerven liegen blank und Geduld ist kostbar. Ein falsches Wort und ein überflüssiger Streit macht nach der Nacht auch noch den Tag zunichte. Kurz: Schlaf ist nicht alles, aber ohne Schlaf ist alles nichts. Es stimmt schon: Baia Holiday - der Betreiber des Camping Village Laguna Blu - kann nichts für den unsäglichen Lärm, der von der nahegelegenen Diskothek Touch on The Beach ausgeht. Die Qualität eines Dienstleisters erweist sich jedoch nirgendwo so deutlich, wie in der Frage, wie mit Problemen umgegangen wird. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Auf die Bitte hin, mit dem Manager des Campingplatzes über unser Problem zu sprechen, wurde uns vom Personal an der Rezeption zugesichert, dieser würde sich baldigst melden. Er ward nie gesehen. Die - durchaus gut gemeinte- Hilf-dir-selbst-Anweisung, nachts die Carabinieri anzurufen, kam übrigens von einem der Nachwächter. Von diesem erfuhren wir überhaupt erst, woher der Lärm kam, und - viel wertvoller - dass er auch nicht aufhören würde. Also wendeten wir uns telefonisch an Baia Holiday direkt, mit der Bitte, uns entweder auf einem der beiden anderen Campingplätze der Gruppe auf Sardinien unterzubringen, oder uns zumindest den Betrag für die noch übrigen Nächte aliquot zu erstatten. Die Antwort per E-Mail ließ ganze zwei Tage - oder sollte ich besser sagen Nächte - auf sich warten und erreichte uns, als wir bereits ausgecheckt und uns - auf eigene, nun doppelte Kosten - einen anderen Campingplatz gesucht hatten. Nicht dass wir mittlerweile von Baia Holiday etwas anderes erwartet hätten: Das E-Mail beschränkte sich darauf, uns mit der Bemerkung zu vertrösten, dass man das Problem kenne, nichts dafür könne, aber daran arbeite. Keine Umbuchung und keine aliquote Rückerstattung für nicht mehr in Anspruch genommene Nächte. Übrigens: Die Diskothek Touch on The Beach gibt es - laut Facebook-Einträgen - mindestens schon seit 2019. Während unseres Aufenthaltes in Laguna Blu war es selbstverständlich weiterhin möglich, dort Mobilheime zu buchen. Auch auf den Websites der beiden anderen Campingplätze von Baia Holiday wären durchaus vergleichbare Mobilheime buchbar gewesen. Es lag also nicht an mangelnder Verfügbarkeit, sondern an fehlendem Willen. Baia Holiday hat - das ist unternehmerisches Risiko - viel Geld in einen Campingplatz investiert, der offenbar seit Jahren durch eine nahegelegen Diskothek massiv entwertet wird. Ausbaden dürfen das nun die Gäste von Baia Holiday, deren Jahresurlaub ruiniert wird und die - wie wir - auf doppelten Kosten sitzen bleiben.

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