- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Wir hatten für September 2019 ein DZ mit Meerblick im 5 Sterne L(Luxus) Hotel „Voi Grand Hotel Mazzaro Sea Palace“ ausgewählt, in dem wir unseren Erholungs- und Erkundungsurlaub rund um den Ätna verbrachten. Das Haus liegt im Ortsteil Mazzaro von Taormina, in einer kleinen felsigen Meeresbucht, mit einem teilweise kieseligen, grobkörnigen Sandstrand. Unmittelbar oberhalb des Hotels führt eine stark frequentierte Küstenstraße vorbei, welche die Ortschaften zwischen den Großstädten Catania und Messina verbindet. Zwischen Straße und Hotel gibt es außerdem eine Eisenbahnlinie, die an dieser Stelle auf ca. 100 m oberirdisch verläuft. Beides wirkt sich jedoch nicht wesentlich störend aus, da die meisten der 82 Zimmer und Einrichtungen zum Meer gelegen sind.
Wir hatten, entsprechend unserem vorangemeldeten Wunsch, ein Zimmer in der 3. Etage, mit selbständig regelbarer Klimaanlage und herrlichem Blick auf die Bucht, von einem großen Balkon, mit Korbtisch und -stühlen. Das Zimmer war stilvoll eingerichtet, u.a. mit französischem Bett, reichlichem Stauraum im Kleiderschrank mit Safe, Flach-TV, Telefon, Gratis-WLAN und Minibar im Schreibtisch. Das geräumige Badezimmer beinhaltete Dusche, Bidet, Lupenspiegel, Pflegeprodukten, Bademäntel, Hausschuhe, Föhn und täglichen Wechsel aller Hand- und Badetücher.
Das Frühstücksbuffet im eleganten Speisesaal umfasste ein reichliches Angebot. Besonders das frische Obst und die Auswahl an süßem Gebäck wären hier positiv erwähnenswert. Leider gab es nur eine täglich wiederkehrende Auswahl von 4 Schnittkäse-, 3 Wurst- und 2 Fischsorten. Wenig einfallsreich war auch der Joghurt in Konservengläsern. Für 5 Sterne alles in allem nur durchschnittlich. Wir haben im Vergleich zu 4 Sterne Hotels schon abwechslungsreichere und dekorativ besser präsentierte Frühstücksbuffets erfahren, allerdings in westlichen Mittelmeerregionen. Positiv und sehr angenehm war die Möglichkeit, auf der Terrasse des Speisesaals unter alten Olivenbäumen zu essen, mit schönem Blick aufs Meer und dem Rauschen der Wellen. Getrübt wurde dieser Genuss für diejenigen Gäste, die erst zu Essen erschienen, als die schattigen Tische schon besetzt waren und die dann in vorderster Reihe trotz Sonnenschirme teilweise in der Sonne platziert wurden. Das Servicepersonal war bis auf eine männliche Ausnahme jederzeit aufmerksam, hilfsbereit und mit einer schnellen, freundlichen Art der Bedienung. Da wir nur Frühstück gebucht hatten, können wir zum Halbpensionsangebot keine Aussage treffen. Wenn wir aber von unserem abendlichen Stadtbummel ins Hotel zurückkamen, herrschte jedes mal auf der Terrasse mit einigen wenigen Gäste eine sterile Atmosphäre und an der Hotelbar gähnende Leere. Ganz im Gegensatz zur benachbarten Gastronomie, in der man z.B. sizilianische Folkloremusik live erleben konnte. Diese Angebote vermissten wir im Hotel und außer einem Klavierspieler, der jeden Abend vor fehlendem Publikum seine wenig stimmungsvollen Melodien darbot, war nichts weiter im Programm. Kaum verwunderlich, dass die Gäste sich andere Vergnügungsmöglichkeiten erschlossen.
Das Baujahr des Hotels war 1972 und die letzte Zimmerrenovierung laut Hotelinformation 2017. Aber außer dem Bett stammte das Mobiliar wohl noch aus der Ersteinrichtungszeit vor 47 Jahren, was man an den allgemeinen Abnutzungsspuren deutlich sehen konnte. Auch die offensichtlichen Mängel waren umfangreich und wir wunderten uns, dass unsere Vormieter diese nicht beanstandet hatten, bzw. dass sie der Zimmerservice nicht selbständig erkannte und beseitigte. Sollte diese Räumlichkeit wirklich die absolute Ausnahme im Hotel gewesen sein? Angefangen vom lockeren Türknauf der Eingangstür, einer herabhängenden Schlüsselblende, die nur noch mit einer Schraube an der Kleiderschranktür befestigt war, bis zum Balkonmöbeln, das irgendwann einmal mit ungeeigneter Farbe gestrichen wurde, so dass die Stühle beim Aufstehen unbehaglich an der Kleidung klebten. Locker war auch die (deshalb) schief aufliegende WC-Brille, die schief hängende, weil lockere Eckablage in der Dusche und eine lockere Steckdosenblende neben dem Schreibtisch. Die Balkontür konnte nur mit Kraftaufwand in die geschlossene Endstellung gedrückt werden und beim Öffnen durch das kräftige Ziehen am lockeren Griff hatten wir immer die Befürchtung, dass dieser abfällt. Der Balkon wurde nicht kontrolliert, sonst hätte das Personal den tagelangen Vogelkot und eine vom Wind angeweht Plastikfolie sehen und beseitigen können. Die Reinigung des Zimmerfußbodens erfolgte nicht täglich, was offensichtlich an den Flusen auf dem Laminat und der Bettumrandung erkennbar war. Natürlich hätten wir diese Mängel anzeigen können und sicher wären diese auch beseitigt worden. Aber wir wollten einfach sehen, ob das Personal auch ohne Reklamationen dem 5 Sterne Anspruch des Hauses gerecht wurde. Leider war das nicht der Fall und so nahmen wir alles mit Humor und ließen uns die gute Urlaubsstimmung nicht verderben. Trotzdem werden wir noch auf wohlwollende Art das Hotel zwecks Beseitigung der Missstände zeitnah informieren, denn es wäre schade, wenn durch sogenannte „Kleinigkeiten“ der ansonsten positive Gesamteindruck des Hauses für nachfolgende Gäste in diesem Zimmer getrübt würde. Unzulänglich empfanden wir auch, dass von mehr als 100 TV - Programmen nur zwei in deutscher Sprache zu empfangen waren. Eine diesbezügliche Anfrage an der Rezeption wurde auf Englisch mit freundlichem Bedauern beantwortet. Den Serviceinformationen des Hotels ist zu entnehmen, dass u.a. auch Deutsch gesprochen wird. Bei unserer Ankunft war an der Rezeption auch eine freundliche deutschsprechende Angestellte, die uns in den folgenden 4 Tage bei speziellen Fragen hätte helfen können. Danach war diese Mitarbeiterin aber nicht mehr anwesend, so dass eine Verständigung nur noch auf Englisch möglich war. Kein größeres Problem für uns, aber diese Sprachkenntnis generell vorauszusetzen, bemerkten wir als Kommunikationsbarriere bei einigen der vorwiegend älteren deutschen Gäste.
Vom Airport Catania, Siziliens zweitgrößtem Flughafen, bis zum Hotel sind es über die mautpflichtige Autobahn E45 ca. 60 km und je nach Verkehrslage etwa 1 Stunde Fahrzeit. Der Ortsteil Mazzaro liegt unterhalb von Taormina, mit einem quirligen und von Touristen völlig überlaufenen Stadtkern, der mit einer Seilbahn, die in den Sommermonaten bis spät abends alle 15 Minuten verkehrt, in weniger als 5 Minuten für 6 € (Hin- und Rückfahrt) zu erreichen ist. Die Talstation befindet sich ca. 100 m vom Hotel entfernt. Alternativ kann man auch den mindestens 30 minütigen Aufstieg über einen recht anstrengenden Treppenweg, der aber mit schöner Panoramasicht belohnt, nutzen oder den Interbus, der für 2.50 € bis zum Busterminal von Taormina, unterhalb des Stadtzentrums fährt. In Taormina selbst ist der Besuch des „Teatro Greco“ für 10 € ein Muss und mindestens ein Spaziergang zwischen den Menschenmassen auf der Flaniermeile Corso Umberto, dem historischen Mittelpunkt Taorminas. Dort befinden sich elegante Boutiquen, zahlreiche Cafés und Restaurants sowie Souvenirläden, in denen auch überreichlicher Kitsch angeboten wird. Auf halber Strecke zwischen zwei Stadttoren verbreitert sich der Corso Umberto zur Piazza IX. Aprile. Von der rund 210 m über dem Meer gelegene Terrasse öffnet sich ein fantastisches Panorama über die Ostküste Siziliens bis zum Festland und dem rauchenden Ätna im Hintergrund. Beschaulicher und ruhiger ist der herrliche Stadtgarten von Taormina, unterhalb des Griechischen Theaters, von Ende des 19. Jahrhunderts. Exotische Pflanzen und einen faszinierenden Panoramablick aufs Meer laden zum Verweilen und Entspannen ein. Vom Busterminal verkehren Buslinien in alle Richtungen, z.B. in das traumhafte, über eine spektakuläre enge und steile Serpentinenstraße erreichbare Bergdorf Castelmola, zur Felsenkirche Madonna della Rocca oder zu den Resten einer Burganlage, dem Castello Saraceno, das aber leider ohne Hinweis darauf, geschlossen ist. Auch ein Besuch der „Gole Alcantara“, knapp 20 km von Taormina entfernt, einer atemberaubenden Schlucht aus Lavagestein, durch die sich ein Fluss zwängt, ist mit diesem preiswerten öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar. Wer nicht die 12 € Eintritt bezahlen möchte, der zusätzlich zum Besuch eines Botanischen- und Geologischen Gartens und die Benutzung des Aufzuges in die Schlucht berechtigt, kann für 1,50 € über Treppen in den Canyon gelangen und dort durch das eiskalte Wasser waten. Empfehlenswert sind Strandschuhe, die vor Ort und in vielen Läden des täglichen Bedarfs für ein paar Euro angeboten werden und auch beim Laufen am Hotelstrand nützlich sind.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Die modernen und sauberen Trainingsgeräte im Fitnessraum im Keller des Hauses benutzten wir täglich und waren dabei fast immer allein. Der Pool sowie die gesamte Außenanlage, einschließlich der Sanitäreinrichtungen, waren sehr gepflegt, sauber und während unseres Aufenthaltes wenig frequentiert. Auch im Strandbereich, der von zwei hilfsbereiten Bademeistern betreut wurde, gab es keinerlei Beanstandung. Einzig die stationär verankerten Sonnenschirme verdienten diese Bezeichnung nicht, denn diese konnten nicht gekippt und damit dem sich ändernden Sonnenstand angepasst werden, so dass man die Liege für die Schattenspende jeweils anders platzieren musste. Unmittelbar neben dem hoteleigenen Strandbereich befindet sich der öffentliche Strand. Im ca. 22 Grad warmen Wasser kam es dadurch zwangsläufig immer zu einer Vermischung zwischen Hotelgästen und Einheimischen mit ihren Kindern, besonders am Wochenende. Hier ist auch die Anlegestelle mehrerer Motorboote für Fahrten zur „Blauen Grotte“ oder „Isola Bella“. Diese Touren wurden auch von Gästen aus anderen Hotels gebucht und trugen damit zusätzlichen zu einer unruhigen Strandatmosphäre bei. An zwei Tagen gab es eine Quallen Warnung und allabendlich war Mazzaro einer Mückenplage ausgeliefert. Geschuldet wohl dem Umstand, dass vor unserer Anreise eine Regenphase endete und sich danach schwülwarmes Wetter einstellte. Noch nie wurden wir am Mittelmeer von diesen Insekten so drangsaliert und Nachts bei geöffneter Balkontür zu schlafen, wäre keine gute Idee gewesen. In solchen Situationen freut man sich auf die Heimreise. Eine „Überraschung“ gab es noch beim Check-out an der Rezeption, als die City Tax für 2 Personen und 10 Nächte mit 100 € zu Buche schlug. Wir beschränkten uns bei dieser Hotelbewertung im wesentlichen auf die Unzulänglichkeiten im Haus, denn Selbstverständlichkeiten, die der Gast in dieser Hotelkategorie erwarten darf, müssen nicht überschwänglich und mit besonderer Dankbarkeit hervorgehoben werden. Dies soll aber keinesfalls die Anerkennung des täglichen Bemühens der meisten Angestellten mindern, die durch ihre fleißige und gewissenhafte Arbeit den Gästen des Hauses einen angenehmen, erholsamen Urlaub ermöglichen.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Kinder: | Keine Kinder |
Dauer: | 2 Wochen im September 2019 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Claus |
Alter: | 66-70 |
Bewertungen: | 9 |