Alpenhotel Ensmann

Grundsätzlich machte das relativ große Hotel auf uns einen zwar recht gediegenen Eindruck, aber dennoch schien es uns, als ob man dort schon länger nichts mehr in die allgemeine Ausstattung investiert hat. So waren z.B. die Gänge in den oberen Stockwerken - was die Atmosphäre und den leicht rauchigen Geruch anbelangt - denen eines Mietshauses nicht unähnlich. Bei den meisten Gästen handelte es sich, so unser Eindruck, um Kurzurlauber oder solche, die wie wir nur eine Nacht blieben, weil sie auf der Durchreise waren. Für diese kurzen Aufenthalte ist das Hotel durchaus eine empfehlenswerte Adresse, jedoch nicht für längere Urlaube.

Leider gibt es einen dicken Minuspunkt im Bereich der Unterbringung. Möglicherweise lag es daran, dass wir nur eine Übernachtung gebucht hatten, weil wir auf der Durchreise waren. Jedenfalls war unser Zimmer (mit der Nr. 4) alles andere als dem stolzen Preis von 93,- Euro angemessen. Die Größe war die eines größeren Abstellraumes. Freilich hatten wir einen Balkon, aber auf diesen hätten wir zugunsten anderer - fehlender - Annehmlichkeiten gerne verzichtet. Es fing beim Betreten des Zimmers schon damit an, dass wir vergeblich nach einer Kofferablage o.ä. suchten. So rückten wir das im winzigen Vorraum befindliche, abgenutzte kleine Schuhregal etwas von der Wand weg, um zumindest eine unserer beiden Koffer darauf ablegen zu können. Der kleine im Zimmer befindliche Tisch war uralt, wohl noch aus den 60er Jahren stammend, und er war ziemlich wackelig. Der dabei stehende einzelne Stuhl war mit weißem Kunstleder bezogen und wohl von irgendwoher ausgeborgt, um wenigstens eine Sitzgelegenheit zu bieten. Im winzigen Vorraum hätte durchaus ein großer Wandspiegel Platz gefunden, und so blieb uns nur der winzige Spiegel über dem Waschbecken im Bad, dessen Ausmaße ungefähr 20x30 cm betrugen. Davon abgesehen war der Spiegel viel zu niedrig aufgehängt, so dass man sich bücken musste, um sich darin einigermaßen gut betrachten zu können. Ebenso war das Waschbecken viel zu niedrig aufgehängt, dessen oberer Rand sich gerade mal über meinem Knie (Körpergröße 1,88 cm) befand. Alle Armaturen, auch die in der Uralt-Duschkabine, waren nicht mal auf annähernd neuestem Stand. Wir kennen diese Art von Armaturen noch vom Beginn der 80er Jahre. Der Zustand der Duschkabine selbst war - gelinde gesagt - so, dass man eigentlich nicht gerne zum Duschen dort hineinsteigen wollte, was ich dann im Gegensatz zu meiner Frau auch nicht tat. In dieser Hinsicht möchte ich nur den verkalkten Boden der Duschkabine sowie deren unappetitliche, abgenutzte und nicht mehr zeitgemäße Plastikknautschtüre von vor mindestens 30 Jahren erwähnen. Die Beleuchtung im Badezimmer war eine derart diffuse, die es einem nur mit Mühe und Not erlaubte, den üblichen Tätigkeiten vor dem Zubettgehen und nach dem Aufstehen nachzugehen. Alles in allem war das sehr hellhörige Zimmer, dessen Wände weiß abfärbten, sobald man etwas oder sich selbst dagegen lehnte, nicht annähernd den Preis von 93,- Euro wert, den wir dafür zu bezahlen hatten. Zu erwähnen bliebe noch, dass wir am Tage unserer Abreise die Gelegenheit hatten, noch einen Blick in andere Zimmer zu werfen, die gerade vom Personal für neue Gäste vorbereitet wurden. Wir waren bass erstaunt, als wir sahen, dass diese in einem weit besseren Zustand waren als das uns für diese eine Nacht zugewiesene. So können wir uns nicht des Eindrucks erwehren, dass wir möglicherweise nur deshalb dieses Zimmer bekommen hatten, weil wir nur eine Nacht blieben.

Das Hotel hat ein eigenes Restaurant, was uns sehr entgegenkam, da wir uns auf Grund unseres nur sehr kurzen Aufenthaltes und des herrschenden schlechten Wetters nicht auf die Suche nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit machen wollten. Das hoteleigene Restaurant bietet eine zwar nicht übermäßig große, aber dennoch angemessene Palette von Speisen an, die auf Grund der Qualität ihrer Zubereitung und ihrer Vielfalt weit über das hinausgehen, was man sonst so in Speiselokalen am Rande von Durchgangsstraßen findet. Der Koch versteht sein Handwerk vortrefflich, und ein Gourmet kann hier durchaus auf seine Kosten kommen. Das Frühstücksbuffet ist ansprechend und gut, auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass das Nachfüllen mit etwas mehr Voraussicht erfolgt wäre.

Das Personal, allen voran die Chefin, zeichnete sich durch besondere Freundlichkeit und Zuvorkommenheit aus. Man war stets bemüht, allen Wünschen gerecht zu werden, auch den unausgesprochenen.

Das Hotel liegt in einer reizvollen Umgebung, in der sich - so konnten wir von der Hotelleitung erfahren - viele Möglichkeiten zum Wandern und Erkunden bieten. Zu diesem Punkt lässt sich aber wegen unseres Kurzaufenthaltes (1 Übernachtung) und des dabei herrschenden extremen Schlechtwetters nicht mehr sagen.

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