Arthotel Blaue Gans

Ganz allgemein haben die häufig wirklich geschmackvoll herausgeputzten Art- oder Design-Hotels gerne mal das Problem, dass sie mit ihrem Erscheinungsbild hochgesteckte Erwartungen wecken, denen sie bei genauerer Betrachtung leider nicht in allen Punkten gerecht werden können. Oft steckt der Teufel im Detail; so auch in der Blauen Gans. Aber zuerst zum Positiven: Das ehrfurchtgebietend alte Gebäude gefällt im Eingangs- und Rezeptionsbereich durch einen in unseren Augen gelungenen Stilmix. Die Lage direkt an der Getreidegasse (DER Einkaufsstraße von Salzburg) ist ohne jede Frage hervorragend. Reservierung, Begrüßung, Ein- und Auschecken wurden vom Empfangspersonal tadellos und sehr freundlich abgewickelt. Kommt man aber aufs Zimmer, fangen leider die Probleme an: Die Optik war wieder gefällig, aber die Zimmergröße in unserem Fall allenfalls knapp ausreichend, obwohl wir für unsere kleine Adventsexkursion nicht übermäßig viel Gepäck dabei hatten. Es war wirklich ein Problem, sich der Winterkleidung zu entledigen, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Die Ablage- bzw. Aufbewahrungsmöglichkeiten für Gepäckstücke waren schlicht ungenügend, die Matratzen des Doppelbettes unangenehm hart. Und, wie von Vorrezensenten schon erwähnt: Die zweifellos sehr "designmäßig" wirkende Milchglastüre zum Badezimmer macht mit Geräuschen verbundene Ausscheidungsvorgänge auch für altgediente Ehepaare zum peinlichen Erlebnis, eigentlich ein Knock-Out-Kriterium. Und noch ein kleiner, aber in vielen Hotels nervender Punkt: Der schön anzusehende Flachbildfernseher war lieblos per automatischem Suchlauf ohne Nachkontrolle programmiert. Eine Senderliste war offenbar zu viel der Mühe, also hat sich der fernsehwillige Gast durch das gesamte Angebot inklusive nicht belegter Kanäle zu zappen, um den gewünschten Sender zu finden. Solche Details gehen mir auf die Nerven und sagen meiner Meinung nach etwas über die Gesamteinstellung aus, mit der in einem Hotel agiert wird. Insgesamt wurde also bei der Gestaltung der Zimmer Design über Funktion bzw. Komfort gestellt. Eine unerwartete und wirklich schwerwiegende Enttäuschung war das Essen im Restaurant. Als Raucher hatten wir im Cafe-/ Lounge-Bereich reserviert. Die jungen Servicekräfte waren sehr freundlich, recht bemüht und gnadenlos überfordert. Nach einem Aschenbecher beispielsweise musste drei Mal gefragt werden. Nach einem langen Tag waren wir müde und hungrig und wollten ein Getränk und ein Hauptgericht ohne großes Drumherum. Bestellt haben wir das ausgelöste Backhendl mit Kartoffel-Gurken-Salat und die gebratenen Kalbsnieren mit Specklinsen und Kartoffelbrei. Von der Bestellung bis zum Servieren der beiden Essen verging mehr als eine Stunde. Dass das "ausgelöste" Backhendl als Überraschung noch den einen oder anderen Knochen enthielt, war noch zu verschmerzen; der unterwürzte und insgesamt geschmacklose Kartoffel-Gurken-Salat auch. Die Kalbsnieren aber waren, wie man so schön sagt, ein echt "dicker Hund": Technisch inkompetent zubereitet, waren sie teilweise weder schneid- noch kaubar und größere Stücke halbroh. Meine Reklamation wurde mit einem Teller mit 8 Pralinen als Entschuldigung der Küche beantwortet. Wir hatten keine Lust auf Pralinen und waren zu müde, um weiter zu diskutieren. Unsere Erfahrung war zumindest an diesem Abend kein Einzelfall, denn auch am Nachbartisch gingen noch mehr als halb gefüllte Teller zurück. Momentan scheint also die Küche der Blauen Gans deutlich unterhalb des eigenen Anspruches zu agieren, was natürlich und bedauerlicherweise auf das ganze Haus zurückfällt. Man kommt um eine Weiterempfehlung aber trotzdem fast nicht herum, aber das wirklich nur aufgrund der wunderbaren Lage.

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