- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Schmal und bescheiden wirkt die Schinkenstraße vom 10. Stock des Hotels Pabisa Bali aus betrachtet, zu überwältigend ist die grandiose Aussicht über die Bucht von Palma. 13 Stockwerke und etwa 260 Zimmer zählt der bei weitem dickste Klotz der Gegend, ein älteres, aber annehmbar in Schuss gehaltenes 3-Sterne-Hotel auf hübschem, aber viel zu kleinen Grundstück. Welcher Teufel das Management geritten hat, in diesem Haus, wenige Gehminuten von den schlimmsten Auswüchsen deutschen Frohsinns außerhalb der rheinischen Karnevalshochburgen, AI anzubieten, ist mir immer noch ein Rätsel. Dass die AI-Bändchen zu bestimmten Zeiten auch für die ebenfalls zum Unternehmen Pabisa gehörenden Massentränken „Bierkönig“ und „Oberbayern“ zum Bier und Sangria trinken berechtigen, wird dem mit Teppich ausgelegten Saal des Hotels zwar einiges erspart haben, aber im Hotel dürfte während der Hochsaison trotzdem jeden Tag Rosenmontag herrschen. Eine kleine Kostprobe gabs auch im Dezember: Drei angeheiterte Landsleute versuchten im Speisesaal beim Mittagessen eine Menschenpyramide zu bilden, wobei die oberste Ballerfrau das Gebilde zum Einsturz brachte und in die neben der Zapfanlage aufgebaute Gläserpyramide krachte. Die lächelnde Routine, mit der das Personal in Sekunden die Scherben entsorgte, bewies allerdings, dass das Hotel auf alle Arten von Gästen vorbereitet ist. Zu den Eckdaten des Hotels: Drei unzuverlässige Aufzüge, die schon in der Nebensaison an Kapazitätsgrenzen stoßen, eine mickrige Außenanlage mit kleinem Pool und Platz für ein zwei Dutzend Liegen, ein winziges Hallenbad, ein ausreichend großer Saal mit großer Bar, ein einsamer Internet-Platz in der Lobby, 10 Min für 1 EUR. In der ersten Dezemberwoche gab es im wesentlichen drei Gästegruppen: Deutsche Rentner, mallorquinische bzw. katalanische Rentner und, last but not least, jüngere deutsche Sauftouristen. Auf Menschen mit Gehbehinderung ist das Hotel leidlich eingestellt – es gibt kaum eine Ecke, die mit einem „Rollator“ nicht zugänglich wäre. Für Kinder sieht’s schlechter aus – die mickrige Außenanlage bietet nicht viel, da bleibt nur Ausweichen an den Strand oder auf einen der gut ausgestatteten öffentlichen Spielplätze der Gegend. Wer aus welchen Gründen auch immer ein Hotel an der Platja de Palma bucht und ungefähr weiß, worauf er sich einlässt, erhält im Hotel Bali eine solide Leistung zu einem akzeptablen Preis. Auf den in der Türkei zu einem vergleichbaren Reisepreis üblichen Standard bei Verpflegung, Ausstattung und Unterhaltungsmöglichkeiten im Hotel darf man jedoch nicht hoffen – das vereiteln die Lohnkosten in Spaniens reichster Region. Dass der Ballermann und Mallorca zwei verschiedene Dinge sind, weiß unterdessen auch jeder, und so empfiehlt es sich, mit einem – im Winter spottbilligen - Mietwagen das herausgeputzte Inselchen zu erkunden. Eines noch zur TUI-Reiseleiterin: Statt dieser Dame hätte auch gut ein Sprechautomat neben der Eingangstür des Hotels thronen können - eine gleichgültigere Reiseleiterin habe ich noch nie erlebt. Gut, dass es keine ernsthaften Beanstandungen gab.
Die Zimmer gehören zu den erfreulicheren Seiten des Hotels Bali. Die Doppelzimmer sind netto etwa 18 qm groß, dazu kommt noch ein vollständiges Badezimmer mit Wanne und Bidet. Der Boden ist gefliest, in den Kleiderschränken ist noch und nöcher Platz. Das Mobiliar war heil, vollständig und, ebenso wie der Wandanstrich, weitgehend vandalensicher. Alle Zimmer haben Balkons, die nahezu alle zum Meer zeigen, einige wenige zur ebenfalls schönen Landseite. In den oberen Stockwerken ist die Aussicht großartig. Die Balkons sind groß genug und mit Tisch und 2 Stühlen bestückt. Zu den Mängeln: Die Kleiderstangen in den Kleiderschränken sind so hoch angebracht, dass Personen unter 1, 60 m auf einen Stuhl steigen müssen, um dranzukommen – für die im Winter im Hotel zahlreichen Omis eine Zumutung. Nicht sehr Omi-freundlich, nämlich sehr eng, ist auch der Einstieg in die Badewanne. Die Wanne selbst ist nicht rutschsicher und beim Ausstieg gibt es nichts zum Festhalten. Die Betten sind mit 1. 90 m für lange Menschen ein wenig kurz geraten. Zu den Winterärgernissen gehörte, dass Heizung und Warmwasser nachts abgestellt wurden und warm Duschen erst nach 8. 30 Uhr möglich war – so konzentriert man den Andrang beim Frühstück auf die letzte Stunde. Das Sommerärgernis: Keine Klimaanlage, nur ein Ventilator. Angesichts großen Fensterflächen nach Westen dürfte das Bali im Sommer die reinste Garküche sein. Geputzt wird gründlich, Handtuchwechsel erfolgt auf Wunsch.
Als Unterlage für Alkohol-Exzesse taugt das Essen im Bali allemal. Ob es weiteren Ansprüchen genügt, darüber waren die Gäste durchaus geteilter Meinung. Mit den Buffets in türkischen Anlagen in ähnlicher Preislage kann das Hotel Bali nicht mithalten, aber echte Mängel gab’s auch nicht. Aufgetischt wird, was die Kühltruhe hergibt – Fischfilets aller Art, Fleischberge, Nudeln mit Fertigsauce (Tomate Frito, mit Hackfleisch und ohne), ein, zwei Sorten Gemüse und hin und hin und wieder mal Paella oder ein Auflauf. Das Salatbuffet bestand zur Hälfte aus Fertigsalaten, der Rest Rohkost, die man sich aber mit einer reichen Auswahl von Olivenölen der nicht ganz billigen Kategorie veredeln konnte. Obstangebot stets ausreichend, zum Nachtisch Kuchen, Pudding, Kompott und 4 Sorten Eis. AI Gäste zapfen sich zum Essen – bei großem Andrang von HP-Gästen landet das AI-Publikum in einem Nebenraum – ihre Getränke zum Essen (Wein, Bier, Wasser, Fruchtsaftgetränke) selbst. Frühstück das in der Preisklasse Übliche. Ärgerlich: Nur löslicher Kaffee. Ab 10 Uhr Getränke an der einzigen Bar im großen Saal. Auswahl auch bei AI ausreichend, zuverlässige Bedienung am Tisch, absolut kein Grund zur Klage, das habe ich schon sehr viel schlechter erlebt.
Professionell. Absolut professionell. Immer nur lächeln und wieder lächeln und wieder lächeln. Wie viel Schmerzensgeld es dafür gibt, weiß ich nicht, ich hoffe, genug. Im Saal wird bedient, auch AI-Kundschaft kommt dran, Unterschiede habe ich keine bemerkt. Das Personal freut sich über Ansprache auf Spanisch, wirklich nötig ist das, außer bei Tellerabräumern im Speisesaal und den Putzfrauen jedoch nicht.
Oberes Ende der Schinkenstraße. Ballermann 6 fünf Minuten zu Fuß. Das Positive: Buslinie nach Palma um die Ecke, ein großer Park auf der anderen Seite der Hauptstraße und beste Straßenverbindungen überall hin, weg vom Ballermann. Im Dezember tote Hose überall, kein Strandbetrieb, nur wenige geöffnete Lokale, ob das ein Verlust ist, darüber darf man geteilter Meinung sein. Zwei vernünftige Internetcafes in Reichweite, eines zwischen den Balnearios 11 und 12 an der Promenade, das andere in S’Arenal nach dem Caprabo-Supermarkt links um die Ecke. In der Spielhalle schräg gegenüber dem Hotel Bali auch Internetplätze, aber unzuverlässig und teuer.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Mehrmals in der Woche Ringelpiez mit Anfassen – Ein Musikerpärchen spielt zum Tanz auf. Je nach Publikum mehr deutsche oder spanische Gassenhauer. Da bleibt kein Auge trocken. Einmal die Woche ist Bingo – Ein deutscher Rentner unterhält damit seinen Fanclub und weckt Aggressionen bei anderen Gästen. Auch an die Langzeitgäste wird gedacht: Ein geschmückter Tannenbaum in der Lobby und weihevolles Adventslieder absingen vertrieben bei den empfindsameren Naturen das Heimweh.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1 Woche im Dezember 2006 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Markus |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 11 |