- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Das Hotel, wahlweise als Club oder Resort, als Blau oder Club Colonia San Jordi in den diversen Katalogen zu finden hat wegen der vielen positiven und der einzelnen derb negativen Bewertungen unser besonderes Interesse geweckt. Als reiseerfahrenes Paar mit Hintergrund im Journalismus und der Touristik wollten wir uns selbst ein Bild machen und haben eine Woche mit Halbpension im DZ verbracht. Die Anlage erstreckt sich über 5 Wohnkomplexe, einen Multifunktionsbereich mit Restaurant und Rezeption sowie eine schöne Poollandschaft abseits der Hauptstraße. Das Hotel bietet kostenloses WiFi mit guter Geschwindigkeit (18 Mbit Anschluss für alle Gäste), die Hoteltelefone haben eher dekorativen Charakter da ohnehin jeder Gast ein Handy besitzt. Im Zimmer gibt es 2 Schuko Steckdosen, eine weitere im Bad, wer mehr zu laden hat sollte also einen Verteiler mitbringen. Fazit: Wir haben uns wohlgefühlt, werden gerne wiederkommen. Erstbesuchern empfehlen wir, sich vorab über das Reisebüro ein Zimmer in den Häusern 1, 2 oder 3 zusichern zu lassen, diese liegen rings um den Pool mit nettem Ausblick, wohingegen Block 4 und 5 etwas abseits sind und zu Abendesssen und Aktivitäten eine Wegzeit einzurechnen ist. Zudem blickt man von dort auf die eher trostlose Saline gegenüber bzw. das Brachland hinter dem Hotel in Richtung Campos. Unbedingt sollte man einen Mietwagen haben, das touristische Angebot in Colonia San Jordi ist sehr begrenzt. Wir haben vorab bei Europcar gebucht die als einzige der in Deutschland vertretenen Ketten einen Standort direkt im Ort haben, alternativ kann man bei allen Ketten am Flughafen mieten. Insbesondere vor dem Anbieter "Goldcar" sind uns horrende Schlangen aufgefallen, hier scheint ein besonders gutes Preis/Leistungsverhältnis vorzuliegen. Zum Strand Es Trenc: Der Strand beginnt zwar unmittelbar am Ortsrand, die Liegeplätze dort sind jedoch völlig überteuert. Wer ein kurzes Stück geht (Achtung: Der gesamte Strand ist offiziell FKK Gebiet, jedoch wird dies faktisch nur zwischen dem 2. und 3. Bunker von Colonia aus gesehen aktiv betrieben) findet herrlichen weißen Sandstrand ohne Pflicht für 8 Euro pro Tag eine Liege und weitere 8 einen nicht verstellbaren Strohsonnenschirm zu mieten.
Die Zimmer sind groß, hell und sauber, Beanstandungen wie manche Gäste hier fotografisch dokumentiert haben konnten wir selbst dann nicht feststellen, als wir die Matratzen bis unter ihre Schoner strippten. Diese sind erkennbar aus dieser Saison, bretthart, aber das ist ja bekanntlich eine Geschmackssache. Das übrige Mobiliar ist in gutem Zustand, sicherlich nicht mehr brandneu, aber voll funktionsfähig. Jedes Zimmer hat einen Balkon mit Zweier- Plastikbestuhlung, die Größe wäre aber auch für 4 Personen und ein Abendessen ausreichend. Der Boden ist durchgänig gefliest, dies erleichtert wohl insbesondere die Reinigung. Der Zimmersafe ist - auch hier wieder etwas, was die gesamte spanische Tourismusindustrie in den kommenden Jahren lernen wird - gebührenpflichtig, 16 Euro pro Woche sind vorsichtig gesagt happig, aber ein notwendiges Übel. Achtung: Der Safe fasst maximal ein Netbook, Notebooks oder Spiegelreflexkameras passen dort nicht hinein. Der TV-Flachmann bietet ARD; ZDF, N24 und RTL sowie eine Reihe ausländischer Sender, für eine kurze Information über die Situation in der Heimat völlig ausreichend. Die Zimmerreinigung erfolgt in einem sehr flexibeln Zeitfenster zwischen 8 und 15 Uhr wobei uns positiv aufgefallen ist, dass wir nicht ein einziges Mal bei aushängendem "Bitte nicht stören" gestört wurden, sondern alle dienstbaren Geister im Komplex Rücksicht nehmen. Die Reinigungsleistung selber ist durchweg als spanisch zu bezeichnen, eine deutsche Hausfrau wird immer noch ein Staubkorn oder eine feuchte Fliese entdecken, der Durchschnittsreisende kann sich auf die Qualität aber bedenkenlos verlassen.
Die Anlage hat ein großes Restaurant für Frühstück und Abendessen sowie eine kleine Pizzeria für den Mittagsimbiss sowie eine Poolbar und einen Multifunktionsraum der Abends als Salon mit Bar zur Animation betrieben wird. Darüber hinaus gibt es eine echte Bar über der Rezeption die ganztags von Kaffee bis Wein alles anbietet was der durstige Mensch braucht. Das ESSEN: Hier scheiden sich ja die Geister der vorherigen Kommentare. Wir haben eingehend getestet, sind am Ende bestimmt nicht leichter geworden und kommen zu einem klaren JA, es ist gut, ABER: Bevor wir die Mahlzeiten sezieren, rufen wir uns noch einmal in Erinnerung: Wir sind in einem - nach Landeskategorie - 4 Sterne Hotel auf Mallorca. Die Gäste sind fast ausschließlich deutschsprachig mit kleinen Randgruppen aus England und den Benelux Staaten. Entsprechend Vorlieben sind beim Essen zu erwarten. An dieser Latte muss sich auch der Club messen lassen. Das Frühstück: Spontan ausgedrückt würden wir es uninspiriert nennen. Sicherlich, alles was man braucht ist vorhanden, Brot, Brötchen, 3 Sorten Wurst und Käse, Eier in diversen Darreichungsformen, gebratener Speck, 6 Sorten Cerealien und ein Potpourri von mehr oder minder einheimischen Früchen. Der durchschnittliche deutsche Reisegast wird hier satt. Der besondere Kick, die Abwechslung oder spanische Spezialitäten abgesehen von einsaimades fehlt jedoch. Das Abendessen: Gegessen wird in 2 Schichten, wahlweise früh um 18:30 Uhr oder spät um 20:30, wobei jeweils 90 Minuten vorgesehen sind. Nach Ablauf dieser recht starr erscheinenden Fristen kann man zwar nichts mehr nachholen, allerdings wird auch nicht auf ein Verlassen gedrängt, man kann sein Mahl in aller Ruhe beenden. Auch ist man nicht auf eine Schicht festgelegt, man wählt zwar am Anfang einen Turnus in dem man auch einen festen Platz zugewiesen bekommt, kann aber jederzeit nach freiem Belieben auf die andere Schicht ausweichen. Das Essen selber - und hier liegt der Grund für die recht schwache Bewertung - ist gut und reichlich, aber leider auch sehr vorhersehbar. Die Auswahl an Salat und kalten Vorspeisen ist umfassend, leider hält sich dieser Eindruck nicht beim Hauptgang. Als Show-Cooking wechseln sich täglich eine Sorte Fisch nebst Huhn, Rind oder Schwein ab die vor den Augen der Gäste lecker gebraten werden. Hierzu gibt es drei weitere Gerichte sowie jeweils 2 Gemüse und 2 Sättigungsbeilagen (von denen eine IMMER die obligatorischen Pommes sind). Gekocht wird das ganze im Zweiwochenrhytmus, da sich die Gerichte teilweise nur minimal von den Vor-Vorgängern unterscheiden kommt aber recht schnell ein Gefühl der Eintönigkeit auf. Die Nachspeisen sind einfallslos, man hat den Eindruck, dass das Hotel diese extern zukauft und nur nett anrichtet, schade, hier erwartet auch der Pauschaltourist ein bisschen mehr als 7 Tage Creme Catalan, Eis aus der Großmarktpackung und Sahnekuchen mit wechselnder Füllmasse. Die Getränke: Einer der häufigsten Kritikpunkte die wir vorab gelesen haben. Wir geben hierzu folgendes zu bedenken: Zum einen handelt es sich bei der Anlage nicht um ein All-inclusive Resort, der Verkauf von Getränken über den Tag hinweg bildet also eine Kalkulationsgrundlage die sicher auch in die Preisgestaltung der Zimmer einfliessen, zum anderen hat die spanische Tourismusindustrie diesbezüglich generell den Trend der deutschen Urlauberwartungen verpasst. Für uns unverständlich war lediglich, dass der sonst obligatorische Krug Wasser gefehlt hat, diesen Mindeststandard spanischer Gastfreundschaft hätten wir erwartet. Ansonsten sind die Preise (Wasser: 2,05 Euro / Saft & Cola 2,30 Euro für 0,2/0,33l) vergleichbar zur Umgebung. Dennoch geben wir zu bedenken, dass Familien mit 2 Kindern bei einer Woche schnell auf Nebenkosten von rund 100 Euro allein durch Getränke beim Abendessen kommen können, dies sollte vorab im Urlaubsbudget berücksichtigt werden. Hygiene: HACCP ist kein Fremdwort für die gesamte Servicemannschaft sondern wird groß geschrieben. Wir haben selten eine Gastronomie erlebt in der sich Köche vor jedem Wechsel zwischen Fisch/Fleisch/Geflügel wie selbstverständlich die Hände gewaschen haben, vom Boden konnte man essen und kleinere Ausrutscher der Spülmaschinen sind normal in einem solchen Massenbetrieb und kein Grund für empörte Aufschreie wie manche sie hier äußern. Unser Fazit: Eine Woche lang kann man gut satt werden, für länger wäre uns das Essen eindeutig zu eintönig.
Das Personal ist eine gute Mischung aus Spaniern und Schweizern, die fundierte Ausbildung an den dortigen Hotelfachschulen merkt man dem Team an. Deutsch und Englisch werden am Empfang und in der Animation gesprochen und von den meisten Servicekräften im Restaurant zumindest verstanden. Man hat jederzeit den Eindruck, dass alle Mitarbeiter, auch gegen Ende der langen Saison, bemüht sind dem Gast einen bestmöglichen Urlaub zu ermöglichen. Neben den hoteleigenen Kräften sind eine Reihe Dienstleister im Komplex angesiedelt - ein Arzt, eine Boutique, ein völlig überteuerter Minimarkt, Fahrrad- und Mietwagenverleih sowie der umtriebige TUI - Reiseleiter der neben Ausflügen aus Salz und andere Souvenirs verkauft. Für Reklamationen gibt es neben der sehr bemühten Guest-Relations Managerin auch noch das in Spanien obligatorische Beschwerdebuch, welches aber wohl selten genutzt werden muss.
Der Transfer vom Flughafen nimmt gut 45 Minuten in Anspruch, aufgrund der Nähe zu Palma (50 km) sollte man aber überlegen, mit einem Mietwagen selber anzureisen. Das erspart einem am Abreisetag die obligatorischen 3 Stunden am Airport, insbesondere wenn man mit Fluglinien unterwegs ist, die einen online Check-in anbieten. Das Hotel liegt am nördlichen Ortsrand von Colonia San Jordi, bis zum Hafen sind es gut 15 Minuten in gemütlichem Tempo, der nächste Supermarkt mit bezahlbaren Preise liegt 400 Meter entfernt. Die Ausläufer des berühmten EsTrenc erreicht man wahlweise in 10 Minuten zu Fuß oder alle 30 Minuten per Shuttle. Ausflugsziele in der näheren Umgebung sind nicht erwähnenswert, wer in diesen Teil der Insel kommt will wahlweise an den Strand oder mit den lokalen Anbietern auf die Isla Cabrera fahren. Für alles andere ist ein Mietwagen ratsam, wir hatten ihn vorab in Deutschland gebucht, was allgemein bei Vollkaskoschutz noch einen etwas besseren Preis einbringt, als bei den lokalen Anbietern vor Ort.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Tennis, Schwimmen, Sauna, Fußball und ein Haufen Animationsangebote von Bogenschiessen bis Zumba - wer will ist den ganzen Tag über in der Anlage gut ausgelastet. Die Poollandschaft unterteilt sich - salopp gesagt - in einen Kinderbereich mit großen, flachen Pools und einem eher erwachsenenorientierten Kombipool mit Innen- und Außenbereich der sich direkt in das hoteleigene Spa integriert. Die Sonnenliegen verteilen sich weitläufig, auch an sehr schönen Tagen hatten wir keine Probleme am frühen Nachmittag noch bzw. wieder ein freies Liegenduo inklusive Schirm zu finden, beileibe keine Selbstverständlichkeit auf dieser Insel. Kinder ab 2 Jahren werden tagsüber im Blaudi Club bespaßt, da wir kein Kind haben können wir über die Qualität der dortigen Angebote jedoch keine fachkundige Auskunft geben und verzichten auf weitere Mutmaßungen. Wenn doch alles so gut ist, warum dann "nur" 4 Sonnen? Tja, ein ABER existiert auch hier...und zwar die Abendunterhaltung. So leid es uns um die Gesamtwertung für diesen schönen Club tut, aber das erlebte kann man einfach nur mit grottig zusammenfassen. Sicherlich, einige Programmpunkte wie der Flamenco Abend richten sich an das primär ältere Publikum der Anlage aber die von der hoteleigenen Tanzcrew inszenierten Shows jeden zweiten Abend spotten leider jeder Beschreibung von Qualität. Offensichtlich ist, dass bei der Zusammenstellung der Truppe die jeweiligen technischen Qualitäten im Vordergrund standen, ob diese ,teilweise wirklich guten, Solisten aber in einem Team zusammenfinden hat leider niemand bedacht. Entsprechend blutleer fallen Shows wie "Star Factory" aus, ein Beamer überbrückt mit Videoclips minutenlange Umziehpausen der Crew, eine Moderation durch die Chefin der Animation fehlt. Folgerichtig quittieren die Gäste dann auch geschlossen am Ende der Show die Gefolgschaft wenn das "Starensemble" zum Tanz bittet. Eine gute Animation und gute Shows halten die Gäste bei der Stange und wirken sich positiv auf den abendlichen Barumsatz aus, doch dieses Konzept ist den verantwortlichen Führungskräften offenbar bislang nicht zu Ohren gekommen. Wir finden dies insbesondere bedauerlich, weil sich die Tagesanimateure (mehrheitlich Südamerikaner, Spanier und Italiener) ein Bein ausreissen um dem teilweise recht bizarren deutschen Humor Rechnung zu tragen, das ganze am Abend ob der zugekauften Showacts wie "Art Akrobatik" "Chinesen die Tische mit den Beinen jonglieren" oder die immerfröhlichen spanischen Marianne und Michael-Klone "Deep Blue Sea" zusammen mit der Tanztruppe ein gutes Stück Urlaubsfeeling abwerten.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im September 2012 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Daniel & Julia |
Alter: | 31-35 |
Bewertungen: | 26 |