Hotel Pils

Weswegen dieses Hotel noch nicht bewertet wurde, ist mir ein Rätsel. Doch der Reihe nach: Sigulda, mit seinen gut 11.000 Einwohnern, nennt sich Kleinstadt und „Das Herz des Gauja-Nationalparks“. Beides ist die Stadt, die sich aus den drei Ortsteilen Sigulda, Krimulda und Turaida fügt, gewiss auch, doch der erste Eindruck ist der einer wunderbaren Parklandschaft mit nachgerade unauffällig eingestreuten, hübschen und sauberen Wohngebieten. Wir jedenfalls bereuten zutiefst, auf unserer Baltikum-Rundreise für Stadt und Umgebung nur zwei Tage eingeplant zu haben – und dies auch wegen des Hotels Pils. Freilich steht das lettische Wort „Pils“ hier selbstredend nicht für das, was es im Deutschen bedeutet; hat also nichts mit jenem begehrten Getränk zu tun, sondern übersetzt sich schlicht mit „Schloss“. Und dabei bezieht sich der Hotelname auf die Pils iela (dt.: Schlossstraße), auf der es im historischen Zentrum des Hauptortsteils und nur wenig entfernt von Post, Bahnhof, Einkaufs- und gastronomischen Möglichkeiten gelegen ist. Dennoch fühlt man sich in dem kleinen, sehr proper geführten Drei-Sterne-Hotel in der Tat wie in einem kleinen Schlösschen, zumal die öffentlich zugänglichen Bereiche mit allerlei historischen Accessoires aus historischer Zeit drapiert sind. Hingegen sind die Zimmer – wir residierten im behaglichen Turmzimmer – modern und freundlich, sauber und hell eingerichtet. Da findet sich nichts von jener Muffigkeit und Patina, wie man sie gelegentlich in heimischen oder gar in französischen und britischen Unterkünften gleicher Kategorie antrifft. Und zumal für den Übernachtungspreis fanden wir uns mehr als ersprießlich untergebracht. Alles ist sehr sauber und macht einen gepflegten Eindruck. Im Zimmer ist eine gute Klimaanlage vorhanden. Ein Parkplatz befindet sich neben dem Hotel. Ein öffentlicher Internetzgang allerdings ist leider nicht möglich. – Das Personal – auch hier spricht man ganz gut Englisch – war, bis auf eine, entweder etwas zu schüchterne (oder vielleicht auch nur etwas zu unausgeschlafene) junge Hotelangestellte, überaus freundlich und liebenswürdig, zuvorkommend und allen Wünschen zugänglich. Im EG des Hotels findet sich ein kleiner Gastraum (mit beschirmtem Außenbereich), wo man sich auch auf ein abendliches Pils (hier meine ich allerdings tatsächlich das vorzügliche lettische Bier) einfinden kann. Und hier wird auch das Frühstück geboten, das sich zwar mit der Vielfalt eines Frühstücksbüffets in den großen, mehr-sternigen Häusern nicht messen will, doch bei dem von Müsli und Yogurt über Käse und Wurst bis zur Marmelade und Ei alles geboten wird, was das Prädikat „gut und ausreichend“ rechtfertigt. – Ein Kritikpunkt allerdings ist auch hier wieder anzubringen: Bemängelte ich in anderen Hotels unserer Rundreise die mitunter sehr laute Musik, mit der man bereits beim Frühstück malträtiert wird, dann muss ich hier noch eins draufsetzen: Warum man im Hotel Pils meint, die Hotelgäste legten Wert auf im Gastraum allzeit flimmernde Fernsehbilder des Musikkanals VIVA, ist uns, auch wenn hier vergleichsweise mäßigerer Lautstärke herrschte, höchst unerfindlich geblieben… – Fazit: Den Gauja-Nationalpark (die sogenannten „Lettische Schweiz“) und Sigulda, vor allem mit seiner prächtigen Burganlage Turaida und dem dortigen, wunderschönen Denkmal- und Parkensemble, wollen wir ebenso von Herzen weiterempfehlen wie schließlich das bezaubernde Hotel Pils, in dem man auch ein solches gepflegt trinken kann...

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