Es ist wirklich ein Kreuz mit der Hotellerie auf Mallorca: gerade hatten wir gedacht, endlich das perfekte Hotel gefunden zu haben, da entzaubern sie uns noch bei der Abreise... Die Vorgeschichte: ich komme seit Jahren in Vor- und Nachsaison nach Mallorca, und ich habe vom Billig-Hostal bis zum 5*-Traditionshaus im Norden zwischen St. Elm und Alcudia alles ausprobiert. Der rote Faden, und hier spreche ich mit George Sand ("Ein Winter auf Mallorca"): der Mallorquiner ist nicht als Servicekraft geboren, auch nicht gerade mit einem Lächeln auf den Lippen, und er träumt auch nicht die ganze Nacht davon, morgen endlich wieder Gästewünsche von Lippen abzulesen und zu erfüllen. Im Gegenteil: die Touristen nerven ihn schon ein bisschen. Der Mallorquiner ist aber geschäftstüchtig. Und deshalb lässt er sich das nicht zwingend anmerken. Und Ausnahmen von diesen Regeln gibt es wie immer in allen Richtungen. Zum konkreten Fall: wir dachten wirklich, wir hätten die Ausnahme von der Regel gefunden. Das Hotel liegt traumhaft am Ende des Pine Walk in Port Pollenca, es ist ganz wunderbar eingerichtet, klassischer Stil, gemütlich...aber über die "Hard Facts" wollte ich ja gar nicht sprechen. Das Besondere - zumindest in der Vorsaison - waren die Gäste und das Restaurant- und Barpersonal. Die Gäste sind zumeist Senioren aus Großbritannien, die hier das Frühjahr verbringen, in Anzug und mit Krawatte bzw. allgemein aufgehübscht zum Abendessen erscheinen, unglaublich herzlich und familiär miteinander umgehen, und auch ein weniger adrett gekleidetes deutsches Pärchen in Ihren Familienkreis aufnehmen, wenn es sich zu benehmen weiß "Is´nt it a smashy place here - I come here for 25 year now, and ...." . Das Personal passt dazu. Es ist das netteste, das ich auf Mallorca jemals hatte, nicht aufgesetzt, sondern ehrlich, bemüht, interessiert, zugewandt... einfach toll. Dazu kommen noch einige Service-Leistungen, die zeigen, dass das Hotel es ernst meint: die Betten werden während des Dinners aufgeschlagen, auch Betthupferl und das Wetter des kommenden Tages als Ausdruck auf dem Kissen sind keine Selbstverständlichkeit im 4*-Bereich auf Mallorca. Wir haben das alles sehr genossen und uns sehr wohlgefühlt. Der Schock: Am Abreisetag wurde aus heiterem Himmel alles anders. Vielleicht nur Pech. Oder kam plötzlich der mallorquinische "Pragmatismus" im Umgang mit Touristen wieder durch? Warum auch immer: bereits am Vorabend der Abreise wurden wir an der Rezeption gefragt, wann wir am nächsten Tag abreisen wollten. Wir wussten es noch nicht, ich sagte "10 Uhr, vielleicht 11 Uhr, mal sehen". Die Dame notierte 10 Uhr und wiederholte auch diese Uhrzeit laut, als ob ich uns jetzt darauf verpflichtet hätte. (Abreise ist standardmäßig wie überall bis 12 Uhr ) Am nächsten morgen dann rüttelte es schon um 9: 30 an der Tür, wir waren mitten im Packen, Frühstück gibt es übrigens erst ab kurz vor acht, allzuviele Abreisen wird es auch sonst nicht geben vor 10 Uhr. Das Mädchen wollte also das Zimmer schon mal putzen, wir haben sie wieder weggeschickt. Um 5 vor 10 Uhr dreht sich wieder ein Schlüssel in der Tür, das "Alleroberste Zimmermädchen" steht schnell halb im Raum, und da sie dann schon mal da war, hat sie die Minibar kontrolliert, obwohl wir sie bestimmt nicht herein gebeten hatten und mitten zwischen offenen Koffern und verteilten Sachen standen. Das war unangenehm. Generell finde ich so etwas ein wenig albern: wir hatten eine Rechnung von über € 600 für vier Nächte bezahlt, die Minibar enthält maximal Getränke für...€ 20 ? Da ist ist Kontrolle überflüssig und merkwürdig. Wir sind dann mit unseren Koffern an die Rezeption. Dort waren ein feister, unfreundlicher Herr mittleren Alters, den wir nie zuvor gesehen hatten und der nicht grüßte, und eine junge Dame. Sie schaute uns an und fragte: "Rechnung?". Kein Gruß, kein Lächeln, es ging schon merkwürdig los. Wir wurden nicht aufgefordert, Platz zu nehmen, sind also selbst aktiv geworden. Dann präsentierte Sie uns eine Abrechnung, auf der es Kreuz und Quer zuging. Die Positionenliste auf Spanisch, € 120 dazu, € 60 wieder abgebucht, €63 wieder zugebucht, hin und her, am Schluss stand ein zwar einigermaßen plausibler Betrag da, der aber überhaupt nicht nachvollziehbar war. Wir haben daher wirklich freundlich um Erklärung gebeten. Dem wurde sichtlich genervt nachgekommen, in Form eines Zettelhaufens, den wir selbst sortieren mussten. Die Dame wurde derweil immer wieder von dem feisten Herren gestört, der von uns überhaupt keine Notiz nahm, aber immer in unser Gespräch quatschte. Gut, wir haben die Rechnung selbst plausibilisiert und auch bezahlt. Und dann saßen wir da, sie fummelte noch etwas in den Papieren herum, wurde wieder (mitten in unserem Checkout!) von diesem unangenehmen Herren beansprucht, wir saßen blöde daneben. Irgendwann ging ich dann dazwischen und fragte ich sie, ob es jetzt noch etwas zu tun gäbe, worauf sie mich völlig verständnislos anschaute und nur sagte: Fertig! Das war dann wohl unser Zeichen. Die beiden unterhielten sich weiter, wir standen auf, und ich konnte nicht glauben, dass wir nicht verabschiedet wurden, meine Begleiterin ebenfalls nicht. Wir schauten also - völlig gepackt und angezogen - noch einmal länger zur Rezeption, um Aufmerksamkeit zu bekommen, die Dame schaute uns noch einmal direkt in die Augen, drehte sich dann weg...und Schluss. Kein "Auf Wiedersehen", kein "Gute Reise", nichts. Bezahlt und vergessen. Wir waren völlig baff und haben das Hotel wortlos verlassen. Noch auf halbem Weg nach Palma konnten wir nicht fassen, wie die wunderschönen 4 Tage zu diesem Abschluss führen konnten. Unser Fazit: Tolles Hotel, aber ein schaler Beigeschmack. Sehr, sehr schade!

Zimmer

Gut