- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Die Anfahrt: „Salon Delia“ in Bananito Norte ist leider nicht etwa die nette Treffpunkt-Kneipe in der man gerne noch einen Kaffee getrunken hätte (wer kann in Costa Rica schon auf die Minute pünktlich sein…), sondern war zu unserer Ankunftszeit um etwa 11.00 Uhr verrammelt und verriegelt, und - zumindest was unser Handynetz anbetraf - mitten in einem Funkloch gelegen. Nur durch Zurückfahren an die Küste konnten wir uns mit der Lodge in Verbindung setzen, was immerhin zur Folge hatte, dass kurze Zeit später ein „junger Mann“ mit Rucksack aus dem Nichts auftauchte, der sich als Hervey vorstellte, gleich sehr zutraulich tat und behauptete, von jetzt an unser Guide zu sein. Im Nachhinein erscheint mir das weniger verabredet als eher ein glücklicher Zufall gewesen zu sein, denn er kam gerade zurück aus seinem Urlaub zur Arbeit. Von dem eigentlich zugesicherten Abstellplatz für unseren Wagen für die nächsten 4 Tage in der örtlichen Wäscherei war keine Rede, dafür schwang sich Hervey nach kurzer Rücksprache mit uns selbst hinters Steuer und düste mit unserer dicken chinesischen Limousine (immerhin mit Allradgetriebe - wir hatten eigentlich einen „RAF 4“ bestellt) über die Hoppelpiste in Richtung Selva Bananito. Natürlich hätten wir das auch noch selbst geschafft und sogar vielleicht den vielzitierten Fluss schadlos überqueren können, denn der Wasserstand erschien uns niedrig. Doch der Verleiher (Europcar) hatte gleich zu Beginn darüber informiert, dass derartige Abenteuer nicht versichert wären. So ließen wir das Auto in einem kleinen Unterstand nahe des Flussufers zurück, was uns übrigens kein großes Kopfzerbrechen bereitete, denn wir befanden uns inzwischen mitten im Bananenplantagen-Nirgendwo, wohin es ausgerechnet Autoknacker wohl nicht verschlägt. Es kam dann nach einiger Zeit ein etwas geländegängigeres Fahrzeug, das uns und unser bereits im vorigen Hotel abgespecktes Gepäck abholte und routiniert durch den Fluß und über die restliche Strecke transportierte. Über diese Anfahrt hatten wir uns bereits bei der Buchung eine Menge Gedanken gemacht, sensibilisiert durch die Schilderungen vorangereister Touristen im Internet und die Beobachtung der nicht enden wollenden Niederschläge vergangener Wochen und Monate vor unserem Abflug. Man kann nur jedem raten, den Besuch der Selva Bananito Lodge an den Anfang der Reise zu stellen und den angebotenen Lodgetransfer von einem Hotel in San Juan in Anspruch zu nehmen. Schließlich einen Leihwagen erst hinterher (nach einer Taxifahrt ab „Salon Delia“ in ein Küstenhotel) in Empfang zu nehmen.
Die Unterbringung: Wir hatten das große Glück, in eine der „Luxuscabinas“ upgegraded zu werden, da die Lodge gerade wenig belegt war. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick, eine schöne Terrasse und zwei riesige Betten - genau wie auf den Werbefotos abgebildet. Diese Art der großzügigen Möblierung ist uns im gesamten Land aufgefallen und wir haben uns gefragt, ob es wohl oft vorkommt, dass sich hier mehrere Kinder (oder ein weiteres Paar?) zusätzlich zur Ruhe begeben. Ein größerer Schrank (mit mehr Bügeln) wäre hilfreicher gewesen, oder auch die Möglichkeit feucht gewordene Klamotten und Handtücher zu trocknen. Man kommt nicht umhin, das schöne Zimmer durch ausgelegte Kleidung und überquellende Koffer optisch zu verhunzen. Fehlende Abstell- und Aufhängflächen für Badutensilien und andere Dinge des täglichen Lebens zeigen leider auch hier die praxisferne Einstellung der Innenarchitekten im Hotelbereich. Dass die Dusche natürlich auch in unserer Reisezeit nur bei Sonnenschein warmes Wasser spendete (was in 4 Tagen 2 mal mittags der Fall war) und dass diese unsäglichen Eimer für das benutzte Klopapier keine vernünftigen abgeschlossenen Deckel haben, fanden wir auch nicht so gut und der Preisklasse unwürdig. Öko oder nicht, es gibt Speichermöglichkeiten für Solarwärme und an jeder Raststätte geruchssichere Abfalleimer mit Fußschaltung.
Gastronomie: Gekocht wurde recht lecker, aber das Angebot lag an der unteren finanziellen Grenze. Auch dies war der Preisklasse unangemessen, wir hatten das Menü hochwertiger und einfallsreicher erwartet. Hätte es auf Nachfrage nicht auch Bier und Wein gegeben (man musste sich allerdings „seine“ Flasche kaufen und im Küchenkühlschrank verwahren lassen), wäre mit Fruchtsaft, Spaghetti Bolognese und Frikadellen „Jugendherbergsathmosphäre“ aufgekommen. Die Männer sind bestimmt nicht satt geworden. Wenigstens jeden 3.Tag sollte hier ein Grillabend oder ein Buffet ein zusätzliches highlight setzen. Das Essen an langer Tafel hat uns nicht so gestört, man kam schnell miteinander ins Gespräch, Englischkenntnisse waren aber Voraussetzung. Zum 60. Geburtstag meines Mannes wurde vom Personal eine leckere Torte gebacken und mit Gesang (!) nach dem Abendessen überreicht. Dies war insofern eine besondere Überraschung, da wir das Datum nicht extra hervorgehoben hatten, sondern Hervey anhand einer privaten Gratulationsmail von Freunden aus Deutschland dahinter gekommen war.
Der Service: Der Service war uneingeschränkt gut. Ja, man sich viel zu viel um uns gekümmert, die wir nur relaxen wollten und die Stille und Natur genießen. Vermutlich ist so etwas schon zur Ausnahme geworden, denn die aktionseifrigen amerikanischen Touristen müssen wohl pausenlos beschäftigt sein. Es wurde auf die Bedürfnisse und Wünsche aller Gäste individuell eingegangen und wir hatten im Nachninein schon überlegt, dass dies personell auf Dauer nicht zu schaffen sei. Vielleicht sollte man sich hier besser auf festgelegte An- und Abfahrtstage und ein straffes Tourkonzept für 3- oder 4-tägige Besuche beschränken. Dann könnte man im geselligen Bereich Alternativen für Regenwetter einbauen, Begrüßungs- und Abschiedsabende als besondere Events hervorheben und müsste nicht vor jedem eintrudelnden Neuankömmling das Programm erneut abspulen. Die Information über die Familiengeschichte des Besitzers (wir sahen ihn übrigens nur einmal kurz auf unserer Rückfahrt) könnte auch in gedruckter Form in den Zimmern ausliegen, es wird ein bißchen viel Wind darum gemacht.
Die Lage: Die Selva Bananito Lodge selbst befindet sich nicht, wie vielfach auf deren Webside beschworen, inmitten von Primärregenwald (Gegenbeispiele kannten wir aus Guyana und Malaysia), sondern auf dem Areal einer Farm mit Weidebtrieb und weitläufig entfernt wohl auch noch Bananenplantagen im Öko-Anbau. Zwar stehen von der Abholzung verschont gebliebene Baumriesen auch direkt nahe der Cabinas und dem Rancho, es ist aber so, dass 6 (!) freilaufende Schäferhunde das Anwesen bewachen, Kleintiere auf die Bäume scheuchen und Kühe samt Hirten verbellen. Insofern hört man abends und nachst nicht unbedingt die erwarteten „Dschungelgeräusche“, hat aber tagsüber einen wunderbaren Rundblick über Pferdeweiden und in der Entfernung tatsächlich die dschungelbedeckten Talamanca-Cordillera. Auf einem kurzen (und gefahrlosen) Rundgang durch die nähere Umgebung kann jedermann auf eigene Faust mit Glück Schmetterlinge und bunte Vögel - manchmal auch einen Pfeilgiftfrosch fotografieren, aber auch genausogut bei völliger Ruhe aus der Hängematte von der eigenen Terrasse aus beobachten. Hierin unterscheidet die Lodge sich in nichts von anderen Hotels mit naturnahen Gärten.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Ausflüge: Ausflüge haben wir keine nennenswerten unternommen - es war durch die Bank bedeckt und regnerisch, also kein Fotografierwetter. Primären Regenwald erreichte man erst auf Touren in die entferntere Umgebung - entweder auf dem Pferderücken oder zu Fuß, was das Tragen von Gummistiefeln wohl zwingend erforderte, und von mir deshalb abgelehnt wurde. Wir hatten unser Gepäck zwar extra noch mit festem Schuhwerk belastet, aber anscheinend reichte dies witterungsbedingt nicht aus, wenn es durch Flussläufe und Morast ging. Auch sind wir altersbedingt nicht mehr so sehr sportlich und die Gegend nicht gerade eben. Einen Baum kann allerdings jeder pflanzen - wir haben uns nur gefragt, ob hier wirklich mit Sachverstand vorgegangen wurde. Man kennt es aus dem Garten - am Ende steht alles zu dicht ! Vielleicht kommen wir in 15 Jahren noch einmal zurück und schauen nach.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im Februar 2018 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Heinrich |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 9 |