Dies war unser erster Urlaub in der Dom. Rep. und sicherlich nicht der glücklichste Zeitpunkt. Da die Saison im Mai doch schon länger der Vergangenheit angehört hatten wir sehr gemischtes Wetter. Da wir uns aus persönlichen und finanziellen Gründen auf einen Strand- und Erholungsurlaub eingestellt hatten waren Tagesausflüge auch keine wirkliche Alternative zum entspannten Strandleben. Das trübte die Urlaubsfreude aber nur wenig, da das Thermometer auch an bewölkten Tagen deutlich über die 25 Grad Marke stieg. Die Animation hielt sich im Strandbereich auch angenehm in Grenzen; diejenigen die gegen 12. 00 ein lustiges "Ballonkaputtsitzen" spielen wollten hatten ausreichend Möglichkeit, andere wurden nicht behelligt. Am Pool sah es schon ein wenig anders aus, da hier doch gerne animierende Durchsagen per Lautsprecher an den geneigten Hörer gerichtet wurden. Das Ganze mit einer Musikauswahl, die von einheimischer Folklore bis Ballermann-Party-Hits alles zu bieten hatte. Auch dieses für uns nicht weiter störend, da wir Strand und Meer bevorzugten. Der Hotelstrand wurde immer von Seegras und Müll befreit; sobald man jedoch das Hotelgelände verließ türmten sich die Abfälle (unfassbar wieviel Schuhe an einem relativ kleinen Strandabschnitt angeschwemmt werden können). Leider hielt sich die Qualität des Publikums arg in Grenzen, was das Gesamtbild eines Hotels arg trüben kann. Ich, der ich noch nie einen All-inclusive Urlaub genossen habe und eigentlich kein großer Fan von Klischees bin, wurde hart mit der Realität konfrontiert. Der Engländer dominierte das Hotelgeschehen und war aufgrund seiner extrovertierten Art stets präsent. Ja, es ist wirklich so; der gemeine Inseleuropäer aus niederem Stand zeichnet sich durch einige hübsche Eigenschaften aus: Rote Haut (teilweise sicher Verbrennungen zweiten Grades), sehr viele Tätowierungen (meist schlechter Art und am liebsten von Premier-League Mannschaften), erheblicher Alkoholkonsum und last but not least einer lauten Stimme. Voller Natonalstolz (50% der Handtücher die um 5 die ersten Liegen reservierten zeigten den Union Jack bzw. die Three Lions) und voller Begeisterung ob der mannigfaltigen Cocktailauswahl zeigte man der restlichen Welt, dass die heimischen Alkoholsteuern, die bekanntlich an Prohibition grenzen, trotzdem einen wahren Säufern heranwachsen lassen können. Um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen muss ich zugeben, dass auch ich nicht abstinent war und sicherlich auch an dem einen oder anderen Tag selbst in Usbekistan nicht mehr hätte fahren dürfen. Aber ich täte unseren europäischen Freunden Unrecht, wenn ich nicht auch die Deutschen und amerikanischen Gäste erwähnen würde. Von Kleinigkeiten wie "Sandale mit weißen Tennissocken" über "Oh, ich habe kein Taschentuch also speie ich doch mal auf den Weg" bis zu "Ich lasse mir Rastas flechten, obwohl ich weit über das Alter hinaus bin, während meine 13jährige Tochter vom Hotelfotografen zu erotischen Posen animiert wird" war alles vertreten. Ich möchte uns wahrlich nicht als Krone der Schöpfung darstellen doch im Gegensatz zu 90% des Publikums scheinen wir einen bedeutenden evolutionären Schritt nach vorn gemacht zu haben. Das Hotel selber hat sicherlich schon bessere Tage gesehen, die ich nicht als sehr störend empfand aber der vergebenen Sterne-Kategorie nicht gerecht werden. Bei starkem Regen (ja, tropischer Regen lässt einen mitteleuropäischen Schauer alt aussehen) tropfte es hier und da im Hotelzimmer ein wenig; die Toilette spülte mitunter willkürlich und einmal gab es ein Problem mit den Leitungen, dass einige Stunden kein Wasser kam. Die Anlage war ansonsten sehr gepflegt und bot einen schönen Anblick (besonders morgens wenn man den Blick schweifen lassen konnte, ohne auf einen roten Stiernacken zu blicken, der ein schönes ManU Tattoo zu bieten hatte). Die Verpflegung war ganz gut, hat aber sicherlich (wenn man ältere Berichte und Bewertungen zugrunde legt) seit Wegfall der Hilton-Ära gelitten. Die Auswahl beim Frühstück war vielfältig und ein frisches Omlett, eine gute Obstauswahlund ein Milchshake sind schon etwas, dass man sich an einem Arbeitstag sicherlich selten gönnen würde. Die Strandbar mit den Snacks war dann doch eher nur für den "hätte-ich-mal-besser-gefrühstückt-Hunger" geeignet, da hier eigentlich nur frittiertes Zeug und ähnliche Dinge in den obligatorischen Warmhaltebehältern ausharrten. Das Abendessen bot durch die zusätzlichen 3 Restaurants schon mehr Abwechslung obwohl mir hier eindeutig die Schalentiere zu kurz kamen. Dieses nicht aus dem Grund, dass weder Atlantik noch Karibik dergleichen zu bieten hätten aber solche Leckereien wurdem dem Gast gegen einen gehörigen Aufpreis offeriert (z. B. 350Gramm Scampi für 13US$ etc.). Das war natürlich sehr schade und wiederum für ein 4, 5 Sterne All-inclusive-Hotel nicht angemessen, dass den Reichtum der (dort noch nicht ganz so schlimm überfischten) Meere vor der Nase hat. Dennoch sind wir natürlich immer satt geworden und einmal gab es tatsächlich Scampi for free, an denen ich mich gütlich tun konnte. Das Personal war nett (bei regelmässigem Trinkgeld sogar viel netter) aber man merkte, wenn das Management nicht im Hause war - dann wurden Restaurant oder Bar mal später geöffnet, der Kaffee war nur lauwarm oder die Zimmer wurden erst am späten Nachmittag gemacht. Auch alles keine grosse Sache - als Arbeitnehmer hat man ja Verständnis dafür, wenn man es ruhig angehen lässt, sobald der Chef außer Haus ist. Lange Rede kurzer Sinn: Eher zu empfehlen, wenn man sich mal einen Urlaub lang die Kante geben will und sich an anderen Menschen (im weiteren Sinne)nicht so stört wie wir Misantrophen. Dem Urlauber mit etwas mehr Stil und Anspruch, sei dieses Ziel nur bedingt zu empfehlen.

Zimmer