- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Es war mal wieder an der Zeit, Deutschlands „17. Bundesland“ einen Besuch abzustatten, in der Hoffnung, dem Sommer zu begegnen. Die Reise führte nach Cala Rajada, welches sich seit geraumen Jahren vom Geheimtipp zur ernstzunehmenden Konkurrenz für El Arenal als Partyzone entwickelt hat. Der Ort liegt ca. 80 Kilometer vom Flughafen Palma entfernt, daraus ergibt sich eine Transferzeit von ca. 1,5 Stunden. Das Hotel besteht aus fünf freistehenden Häusern (die wohl früher zu zwei Hotels gehörten) und dürfte eine Kapazität von ca. 400 Leuten haben. Der Eingangsbereich ist überschaubar, mit einer Sitzecke rechts und einem Informationsstand links ausgestattet (hier findet man u.a. alle Infos zur Abreise, Ausflügen…). Die Rezeption ist schnörkellos, funktional, einem 3-Sterne Hotel angemessen, ausgestattet. Auf Sauberkeit wird auch hier permanent, trotz des sicherlich eingeschränkten Budgets, geachtet. Notwendige Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten stehen sicherlich im „5-Jahres Plan“ und der allgemeine Zustand entspricht den Erwartungen eines Hotels dieser Kategorie. Im Bereich der Rezeption (incl. näherer Außenbereich) wird ein frei zugänglicher WLAN-Zugang angeboten (Zugangsdaten hängen an der Rezeption aus), weshalb diese Regionen häufig stark durch „Internet-Jünger“ frequentiert werden. Das Hotel bietet sowohl All-Inclusive als auch Halbpension an, wobei der Getränkeanteil den verzehrten Speisen sicher weit den Rang abläuft. Die Struktur der Gäste ist vielschichtig, fängt bei Großeltern, Familien mit Kindern, Badeurlaubern, Ruhesuchenden… an und endet bei den allgegenwärtigen Jahresausflügen diverser Vereine, Clubs, Handball-, Fußball-, Kegelmannschaften, welche durch entsprechende Vereinsembleme leicht zuzuordnen sind. 99% der Gäste stammen aus dem Land des zukünftigen Weltmeisters (sorry Brasilien! – bitte berücksichtigen: Bewertung fand zum Ende der Vorrunde statt.), das fehlende Prozent ist nicht in Erscheinung getreten. Hervorzuheben ist eine sehr gut gepflegte Grünanlage, die bei vergleichbaren Hotels in dieser Region nicht vorhanden ist. Der Garten ist mit zahlreichen schattenspendenden Bäumen gespickt, die große Terrasse mit einem überspannendenden Sonnensegel. Die gesamte Anlage scheint gut durchdacht und vermittelt spontan ein wohliges und heimisches Gefühl. Für die Pflege des Außenbereichs ist ein eigens zuständiger Mitarbeiter „rund um die Uhr“ beschäftigt, dessen Corporate Identity Gesinnung täglich sichtbar ist.
Wir hatten das Glück, ein Doppelzimmer mit einem L-förmigen Balkon im 1.Haus (Rezeption) zu bekommen, dadurch hatten wir fortwährend Sonne oder Schatten. Da dieses Hotel wohl oft von größeren Gruppen gebucht wird, fanden wir als Schlafmöglichkeit zwei freistehende Sofas, die aber mit wenigen Handgriffen zum Doppelbett umfunktioniert werden konnten. Die, durch die eher eingeschränkte Qualität der „Matratzen“ und nunmehr vorhandenen Mittelritze, aufgetretenen morgendlichen Verspannungen konnte man ja durch ein geeignetes Frühsportprogramm bekämpfen. Wer meint, ein freistehendes Haus mit geräumigen Zimmern zu bekommen, sollte ein solches buchen. Der vorhandene Platz ist angemessen und nach kurzem Augen verdrehen akzeptabel. Alle, die über ein einigermaßen großes Organisationspotenzial verfügen, werden es auch schaffen, alle nicht benötigten Gegenstände soweit zu verstauen, dass sie nicht im Wege stehen. Eine, nie genutzte, Klimaanlage ist vorhanden, eine Minibar nicht, dafür aber eine kleine Küchenzeile (Zimmer 205B), die genügend Platz für den selbst mitgebrachten Wasserkocher bietet. Der kleine Röhrenfernseher lässt sich nach Hinterlegung von 10 EURO Pfand und Erhalt der Fernbedienung, einwandfrei, auch mit zahlreichen deutschen Programmen, bedienen. Im Badezimmer ist ein zentrales Waschbecken mit einer großen Ablagefläche für Kosmetikartikel und einem ausfüllenden Spiegel angebracht. Den fehlenden Fön vermisst man ob des milden Klimas nicht, die vorhandene Badewanne lässt temperaturmäßig auch für Saunaliebhaber Freude aufkommen, den Wärmegrad kann (sollte) man regulieren. Zum Zustand der Zimmer siehe auch meine Ausführungen bzgl. des „5-Jahres Plans“. Wer seine Balkontür nachts auflässt spart sich den Wecker (speziell am Abreisetag). Nachtruhe wird zwar ab 00:00 Uhr erbeten, jedoch durch vereinzelte „Pendler“ immer wieder durch lautstarke Kommunikationsbedürftigkeit unterbrochen, also entweder schlafen, Balkontür zu oder mitmachen!
Das Hotel verfügt über ein ausreichend großes Restaurant und zwei Bars, die teilweise zeitgleich bis zum bitteren Ende (23:00 Uhr) geöffnet haben. Die oben gelegene Bar öffnet pünktlich um 10:00 Uhr und schließt kurzfristig ab 18:00 Uhr, um sich dann wieder gegen 20:00 Uhr den Bedürfnissen der Gäste zu widmen. Bei der qualitativen Beschreibung von Speisen und Getränken muss man sich immer vergegenwärtigen, dass es sich um ein 3-Sterne Hotel auf Mallorca handelt, nicht um das „Adlon in Berlin“! Die Nörgeleien derer, die die „Geiz ist geil“ Parole auf keinen Fall durch verminderte Qualität kompensiert wissen wollten, hielt sich absolut in Grenzen. Das Restaurant verfügte erstaunlicherweise über eine recht umfangreiche Auswahl, die von Suppe über Salat zum Hauptgang und abschließendem Nachtisch durchaus ein Vier-Gänge-Menü zuließ. Es gab täglich wechselnde Speisen, frisch gegrilltes Fleisch und Fisch, ein abwechslungsreiches Salatbüffet, leckere Desserts und die, wie üblich vorhanden Beilagen Kartoffeln, Spaghetti, Pommes. Das Restaurant ist auf komplette Selbstbedienung ausgelegt, was glücklicherweise auch die Getränke betraf, kommt es hier doch häufig zu Engpässen. Zapfanlagen sind für alle Getränke Wein, Bier, Softdrinks, Fruchtsäfte, Wasser mehrfach vorhanden und stets gefüllt. Diverse Kaffeeautomaten sorgen auch Morgens für genügend Koffeinzufuhr. Wer seine Essenszeiten antizyklisch ausrichtet, wird auch in den Genuss eines Tisches im Außenbereich kommen oder setzt sich einfach, nach freundlicher Anfrage, an einen der, zumeist nur mit zwei Personen, besetzten Tische. Zwar muss der Tisch für die Mahlzeiten komplett selbst gedeckt werden, Gebrauchtes und Überflüssiges wurde jedoch umgehend vom Servicepersonal entfernt und bei frei werden der Sitzgelegenheit entsprechend grundgereinigt. „Jeden“ Tag um ca. 11:00 Uhr gibt es auf der großen Terrasse ein „Live-Grillen“ mit Hamburgern, kleinen Fleischstücken und einer überschaubaren Salatauswahl, was aber durchaus für den kleinen/großen Hunger zwischendurch ausreicht und als gelungener Service bezeichnet werden kann. Im unteren Barbereich werden zudem permanent wechselnd Sandwiches und Hot-Dogs angeboten, sodass niemand jemals Hunger leiden müsste. Für die Kleineren unter Euch ist eine Truhe mit Speiseeis vorhanden, aus der je nach Bedarf eben dieses eigenständig entnommen werden kann. Auch die „zahnfreundlichen“ Ice-Crush Getränkeautomaten stehen den „Kindern“ an beiden Bars zur Verfügung. Durchgehend stark frequentiert waren natürlich beide Bars bzgl. Nachschubsorgen ausgegangener alkoholischer Getränke. Das Angebot umfasste alles Versprochene, schnell, reichlich, dauerhaft, freundlich. Auch die Bestellung von schon mal 25 Bier auf einmal konnte die Kellner nicht aus der Ruhe bringen, die dadurch entstehende Schlange wurde peu á peu in Ruhe abgearbeitet und der eigene Unmut schnell wieder ertränkt. Gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich verständlich, ist der Becherpfand von einem Euro, wurde doch dadurch gewährleistet, dass zumeist die Behältnisse ihren Weg wieder zur Bar zurückfanden.
Wenn man anhand der Bezeichnung „Partyhotel“ Rückschlüsse auf die mangelnde Freundlichkeit des Personals ziehen möchte, liegt man hier komplett falsch. Erstaunlicherweise schafften es „alle“ eine durchgehende Willkommensatmosphäre auszustrahlen, was vielleicht auch am spanischen Gemüt liegt!? Wir kamen ca. 21:30 Uhr im Hotel an, also zur „All Inclusive Rushhour“, was durch lautstarke Gesangsdarbietungen untermauert wurde und trafen dennoch auf freundliches, deutschsprechendes Personal an der Rezeption. Der Check-In ging schnell und unproblematisch, einzig der Hinweis auf die im Restaurant vorhandene „kalte Platte“ für Spätankömmlinge war wohl nicht gezielt abgesprochen. Auch allen weiteren Bediensteten des Hotels konnte man sich verständlich machen, fehlende Sprachkenntnisse stillschweigend durch Blick auf das leere Glas und entsprechender Fingeranzahl übergehen oder mit einem gezielt platziertem Lachen die Situation professionell überspielen. Den wenigen im Hotel anwesenden Kindern reichte es aus, sich gegenseitig zu animieren, weshalb eine Betreuung nicht zum Servicepaket gehörte. Unzulänglichkeiten bzgl. des Zimmers wurden zeitnah beseitigt, Fehlendes auf Anfrage direkt in freundlicher Manier ausgehändigt. Für medizinische Betreuung gibt es in näherer Umgebung „zahlreiche“ Angebote, akute Problemfälle wurden durch das Rezeptionspersonal delegiert, organisiert und entsprechend beseitigt. Die Zimmerreinigung wuselt sich wie überall durch das vorgefundene Chaos, hinterlässt eine nie für möglich gehaltene Ordnung und genießt jeden Dienstag ihren freien Tag.
Das Hotel ist zentral zum Strand und Shoppingbereich/Hafen/Partymeile gelegen. Der kürzeste Weg zum Strand ist aus dem Hotel raus, rechts und sofort wieder rechts laufen. Ähnlich wie „am Ballermann“ haben sich auch hier Lokalitäten angesiedelt, die hauptsächlich dem „Jung(gebliebenen)- oder Vereinsvolk“ zum täglichen Treffpunkt und im späteren Verlauf dem Vorentscheid zum European Song Contest dienen. Cala Rajada ist etwas abseits gelegen, für die Erkundung der Insel sollte man besser ein Auto mieten oder die öffentlichen Busse (z.B. nach Palma) nutzen, wobei der Ort selbst bereits viel zu bieten hat. Es mangelt nicht an Geschäften die den täglich notwendigen Bedarf an Vergessenem befriedigen und zudem Einkaufsmöglichkeiten zur Erfüllung weiblicher (männlicher natürlich auch) Textil-,Schuh-, Kosmetikwünsche bieten. Restaurants, Bars, Imbissstuben… gibt es im Nahbereich en masse, speziell in der Nähe des Hafens mit entsprechender Atmosphäre. Das Preisniveau ist für eine Urlaubsregion angemessen, etliches gar billiger als in Deutschland. Wer mit einer 1:1 Kalkulation nach Mallorca fährt, erlebt eher positive Überraschungen. Das Nightlife bietet für jeden Geschmack etwas, speziell die Trinkfreudigen kommen hier auf ihre Kosten. Der zentral gelegene Bierbrunnen steht sicherlich dem „Oberbayern“ stimmungsmäßig in nichts nach, wenngleich hier wohl der „König von Mallorca“ nicht auftritt. Auf der Suche nach Ausflugszielen kann man als Basis die unzähligen Flyer und Broschüren im Rezeptionsbereich, einschlägig bekannte Internetadressen oder die permanent anwesenden Promotoren nutzen.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
An der Außenseite zum Restaurant ist eine Tafel mit einem Animations-/Sportangebot angebracht, die wahrscheinlich nur vergessen wurde abzuhängen. Ein solches Angebot gibt es nicht (zumindest während unserer Anwesenheit), ist aber auch nicht notwendig! Die vielen eigenorganisierten Aktivitäten reichten von einer fortwährenden Hitparade, manchmal auch in Konkurrenz, häufig selbst gesungen, bis zu diversen neckischen Bierpoolspielchen (siehe auch 25 Bier), bei dem die unterlegene Partei jeweils die mit einem Tischtennisball getroffenen Becher in einem Zuge leeren musste. Natürlich litt darunter die Zielgenauigkeit im Verlaufe des Spiels. Für das deutsche Brasilien-Team ausgemusterte Fußballer zeigten unermüdlich das Jogi Löw ihnen Unrecht tat und gaben ihre technischen Fähigkeiten halt alternativ dem teils staunendem Publikum zum besten. Natürlich findet auch das Balzverhalten Platz im Animationsangebot, gab es doch gerade für jüngere Leute genügend wechselseitig vorhandenes Potenzial, um die neusten Schritte, Sprüche, Tricks und Kniffe, Klamotten, Trends, Frisuren… an den Mann/die Frau zu bringen. Alles in allem ein vielseitiges Angebot rund um den Pool und hört, hört, immer friedlich!! Keinerlei Streitereien, Anfeindungen, Aggressionen, nicht mal schrill für das eigene Recht oder Verein eingesetzte Stimmen! Zurück zur Ortsbeschreibung. Es gibt im Hotel zwei Pools, die mit einem schlängelnden Kanal miteinander verbunden sind. Die Größe ist absolut ausreichend, das Abkühlungsangebot war trotz „Vollbelegung“ des Hotels stets mit genügend eigenem Territorium gegeben. Verwunderlich, dass zu jeder Tageszeit immer genügend freie, funktionsfähige Liegen (in qualitativ gutem harten Kunststoff) zur Verfügung standen, weshalb hier eine Sicherheitsreservierung kaum zu beobachten war. Hier und da noch ein weiterer Sonnenschirm und schon könnte jeder in den Genuss des kältespendenden Schattens kommen. Gezielt platzierte Duschen befreiten den Körper vom Chlor und waren, wie der Pool, wohltemperiert. Wer den Weg zum Strand nicht scheute, fand hier eine natürliche sichelförmig, schön gelegene Bucht, mit umsäumenden Bäumen, großem Platzangebot und feinsandig. Liegen und Sonnenschirme (mit integriertem Safe) sind in großer Zahl vorhanden und warten auf „zahlungskräftige“ Mieter. Wer keine Musik oder Gesänge mag, sollte halt woanders hingehen oder zur frühen/späten Stunde das Meer genießen. In regelmäßigem Abstand fanden im Hotel Abendveranstaltungen mit lokalen Künstlern, Live-Musik und Tanzmöglichkeit statt.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im Juni 2014 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Andreas |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 10 |