- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Die Ferienwohnanlage erstreckt sich nach eigenen Angaben auf einem fünf Hektar großen Anwesen auf einer Insel in der Flusswindung des Siagne. Die Anlage besteht aus zwei- oder dreigeschossigen Gebäuden (nicht: ein- und zweistöckigen, wie manchmal zu lesen!) in einem nachgebildeten, angeblich südfranzösischen Stil für ca. 180 Wohneinheiten. Das Alter der Anlage ist schwer schätzbar, da deutliche Abnutzungserscheinungen (bis auf die angerosteten Treppengeländer) nicht ersichtlich waren; permanente Wartung und Sauberkeit tragen wohl dazu bei. Auch die Grünanlagen werden regelmäßig gepflegt, allein zweimal während unseres Aufenthaltes; lästig sind halt die damit verbundenen Geräusche am Morgen ... Daneben gibt es einige Sport- und Freizeiteinrichtungen, als wichtigste für uns der ein ca. 20 mal 20 Meter großer Pool mit befestigter Randfläche für Liegen und Sonnenschirme. Diese waren aber ständig belegt; offenbar ist das frühzeitige und permanente Reservieren mittels Handtuch nicht nur eine deutsche „Unsitte“. Erstaunlich daher, dass die Alternative für ein ungestörtes Liegen so wenig genutzt wurde: eine große gepflegte Wiese am Ufer, von der man aus die vorbeifahrenden Boote gut beobachten kann. Liegen und Sonnenschirme gibt es dort allerdings nicht. Die Anlage ist vom Restteil der Insel, auf dem sich Campinghäuser befinden, abgetrennt. Der Zugang erfolgt über ein ständig geschlossenes Tor, das sich mittels wöchentlich wechselnder Codenummer öffnet. Parkplätze finden sich auf dem Gelände; sie waren in den ersten beiden Juli¬wochen reichlich vorhanden, doch wurden sie zusehends spürbar knapper, so dass gegen Mitte Juli auch außerhalb der Markierungen geparkt wurde. Für das Parken auf dem Gelände wird eine Extra-Gebühr wie selbstverständlich erhoben, zusammen mit der Kurtaxe (insgesamt für vier Personen auf zwei Wochen: 84 Euro). Kostenlose Alternativen zum Parken außerhalb des Geländes sind zwar vorhanden, verlangen aber nach längeren Fußwegen; zum Wochenende sind auch diese Plätze überfüllt oder mit Einschränkungen versehen, die sich uns nicht erschlossen haben. Vom Lärm des Autoverkehrs bleibt die Insel daher verschont. Tatsächlich sind es Züge (bei der Fahrt über die angrenzende Eisenbahnbrücke), startende Flugzeuge (vom kleinen Flughafen) und die morgendliche Fitnessmusik sowie einmal wöchentliche abendliche Diskomusik, die die ansonsten herrschende Ruhe stören. Wen letzteres grundsätzlich stört, der sollte sich nicht in eine solche Anlage einmieten. Der Anteil deutschsprachiger Gäste war zumindest Anfang Juli sehr gering, wie wir auch an den Autokennzeichen auf dem Parkplatz feststellen konnten. Im Buchhandel haben wir uns mehrere Reiseführer für die Region angeschaut, die meist unter zehn Euro kosteten. Im Preis-/Umfang-Verhältnis stehen sie aber alle schlechter da als der 264-seitige Führer von Ralf Nestmeister aus dem Michael Müller Verlag für 15,90 Euro. Mit Abstand handelt es sich dabei nicht nur um das umfangreichste, sondern auch das informa-tivste Buch auf fühlbar dickem Papier in bester Druckqualität. Zwar geht der Reiseführer vielfach auf Unterkunftsmöglichkeiten in den Städten der Cote d’Azur ein, was kein notwendiges Wissen darstellt, wenn man dort schon gebucht hat; auch meint er es zu gut mit den Empfehlungen für ausgezeichnetes Essen, dessen Kosten sich Familien mit Kindern wohl kaum leisten können. Ansonsten weiß er aber über den Ort, den es sich zu besuchen lohnt, zu berichten. Aufgrund der „zentralen Lage“ von Cannes kann man von hier aus gut zu Touren nach St. Tropez, Grimaud, Frejus, Grasse, Nice und nach Monaco starten. Zumindest im Hochsommer ist das Autofahren strapaziös, nicht nur wegen des permanten hohen Verkehrsaufkommens, sondern auch der Anstrengung, den fließenden Verkehr ständig im Auge zu behalten, besonders die Kradfahrer. Cannes selbst ist nur 7 km entfernt, ein strammer Fußmarsch entlang der vielbefahrenen und -beparkten Küstenstraße erspart einem den Dauerstau (den man sich auf Google Street View für fast alle Straßen der Region schon vorab ansehen kann) und die hohen Parkgebühren (bis zu 2,50 Euro/Stunde). Abzuraten ist wohl, in diesen Orten nach Restaurants Ausschau zu halten; man dürfte immer teurer liegen als in La Napoule - oder schlechter stehen, wie wir in Port Grimaud erfahren mussten. Wo zu viele Touristen herumlaufen, steigen die Preise und fallen Qualität und Quantität ins Uferlose.
Nach eigenen Angaben verfügten alle Studios/Appartements über einen Wohnraum und gut eingerichtete Kochnische mit Cerankochplatten, Kühlschrank, Backofen oder Mikrowelle (letztere ohne Bedienungsanleitung nicht nachvollziehbar), Geschirrspüler (Salz und Klarsspüler wurden einmal von einer Servicekraft nachgefüllt, Pulver muss man selbst mitbringen) und Kaffeemaschine. Desweiteren gibt es natürlich ein Bad, separates WC, TV (nur RTL und SAT1 als deutsche Sender empfangbar, was bei weitem nicht ausreicht, wenn man mal „vernünftige“ Nachrichten sehen möchte), Telefon und Safe (gegen Gebühr) sowie Terrasse oder Balkon mit Gar¬tenmöbeln. Die Studios sind ca. 25 m², bis vier Personen. Wohnraum mit zwei Einzelcouchbetten und Ein-gangsbereich mit Etagenbett. Die 3-Raum-Appartements sind ca. 42-49 m² groß und bis sechs Personen, Wohnraum mit zwei Ein¬zelcouchbetten, Schlafraum mit Doppelbett, zweites Zimmer mit zwei Einzelbetten. Die 2-Raum-Appartements sind ca. 33-40 m² groß und bis sechs Personen. Wohnraum mit zwei Ein¬zelcouchbetten, Eingangsbereich mit Etagenbett, Schlafraum mit Doppelbett. Ein solches hatten wir - das war durchweg in Ordnung. Ob das allerdings knapp 200 Euro pro Nacht Wert war, ist schwer zu beurteilen - der Umstand, direkt an der Cote d’Azur in Cannes seinen Urlaub verbringen zu dürfen, spielt bei der Preisgestaltung sicher die größte Rolle. Außerhalb der Saison sinken die Preise erheblich, bei sechs Monate früher Buchung kann man fast ein Drittel (!) der Kosten sparen. Tische und Stühle in der Wohnung sind aus Holz gefertigt, die Balkonmöblierung ist Kunststoff. Dass die Zimmer- und Schranktüren aus etwas anwiderndem Kunststoff im Echtholz-Look bestanden, mutete etwas seltsam an. Etwas zuviel Enge vermittelte die separate, nicht lüftbare Toilette, ansonsten eine gute Idee, diese aus dem Bad auszuglie¬dern. Da sich die beiden Türen zu Bad und WC gegenüber dem Etagenbett im Eingangsbe¬reich befinden, schläft sich dort nicht ungestört. Die Kinder sind nach den ersten Nächten auf die Einzelcouchbetten im Wohnraum umgezogen, mussten dafür aber jeden Abend die Betten selbst machen. Aufgrund der Größe des Appartements sind Unterbringungsmöglichkeiten ausreichend vorhanden, Koffer kann man auch auf dem teilweise überdachten Balkon abstellen. Das geht natürlich im Erdgeschoss nicht - ebenso wie man dort wohl kaum die Fenstertüren tags und über Nacht geöffnet lassen kann. Unser Appartement war gegen Osten ausgerichtet, so dass sich das Zimmer nachmittags nicht aufheizte. Gut vorstellbar, dass das bei anderen Wohnungen der Fall ist, das heißt, dass es dort dann entsprechend heiß wird. Ohne Lüftung oder Klimaanlage bei geschlossenem Fenstern könnte das im Hochsommer schon dramatisch sein.
Man kann in der Anlage Mahlzeiten einnehmen, Frühstück und Abendessen. Davon haben wir keinen Gebrauch gemacht. Wer Lokale in der Umgebung sucht, wird sich schwer tun. Wir sind nicht sicher, ob es irgendwo noch mehr gibt als das wenige, das wir gefunden haben: natürlich ist der Gourmettempel L’Oasis in der Nähe, aber der steht wohl außer Frage. Richtung „Innenstadt“ haben wir gar nichts Brauchbares gefunden, dagegen aber in La Napoule. Ein Blick auf die Speisekarte draußen zeigt meist schon das gehobene Preisniveau in Frankreich. Am günstigsten dürfte die italienisch geprägte Le Neapolis sein, wo sich allabendlich Schlangen bis auf die Straße bilden. Hier kann man auch ohne essen, ohne sich eines der sonst üblichen Menüs mit Vor- und Nachspeise zu bestellen. Solche unter zwanzig Euro zu bekommen, ist schon schwierig. Es gelingt dort auch bei Le Papounet und La Napouline, letzteres haben wir öfter aufgesucht und jedes Mal gut gegessen. Die Möglichkeit, auf einer kleinen „Terrasse“ bzw. drau-ßen in einer Art „Fußgängerzone“ vor der Landwirtschaftsbank zu sitzen, könnte abschreckend wirken - aber wir wurden nicht enttäuscht. Eine Restaurantliste kann man unter http://www.mandelieu.com/accommodation/restaurant-france/restaurants-mandelieu-2010.pdf herunterladen; das haben wir aber erst nach dem Urlaub entdeckt. Teuer sind auf jeden Fall überall die Getränke: wer Cola ordert, bekommt eine mehr oder weniger gekühlte Dose für drei Euro auf den Tisch gestellt. Für den Notfall gibt es am Geant Casino einen McDonalds und über dreißig Imbissbuden zwischen Mandelieu und Cannes, deren Qualität wir aber nicht abschätzen können. Einheimische haben sie jedenfalls gut besucht.
Entfällt eigentlich, da man im Grunde nur bei der Ankunft und Abfahrt mit dem „Empfang“ zu tun hat. Das geht aber in Ordnung, wenn man etwas Französisch oder Englisch spricht; zumindest eine Dame war auch der deutschen Sprache mächtig. Da wir keine Reklamationen zu melden hatten, gab es keinen weiteren Kontakt mit dem Service.
Die Anlage liegt scheinbar zentral und wird auch so beworben, 800 m zum Strand und angeb¬lich nur einen Kilometer von kleinen Läden und drei Kilometer von Supermärkten entfernt. Das mag stimmen, ist aber zu weit zum Gehen. Das Autofahren auf diesen Strecken ist aufgrund der Lage der „Insel“ weitaus umständlicher und aufregender - aber das ist ein anderes Thema. Zwangsläufig muss man es aber tun. Mandelieu ist, soweit wir es gesehen haben, hässlich und bietet keine interessanten Läden oder Lokale. La Napoule ist der interessantere alte Ortskern mit einer guten Handvoll Lokale, einige davon auf gemäßigtem Niveau für Fa¬milien mit Kindern. Der preiswerte und abwechslungsreiche Einkauf findet am besten im riesigen Supermarkt Geant Casino statt, der werktags bis 22 Uhr offen hat, im Sommer auch sonntags bis 20 Uhr. Eine Art „Brötchenservice“ haben wir nicht gefunden. Der Weg zum nächsten Bäcker außerhalb der Anlage ist länger, als man morgens zu Fuß bewältigen möchte; allerdings ist auch die Autofahrt dorthin angesichts der dortigen Verkehrsverhältnisse anstrengend. Den Weg zum Meer nimmt man am besten auch zu Fuß auf, da dort alle Parkplätze belegt sind, scheinbar überwiegend von Einheimischen. Am Wochenende war der Strand deutlich voller, aber Liegeplätze im Sand fand man doch. Ein „Bademeister“ überwacht den vorderen Teil der Meeresbucht; dahinter schwimmt man wohl auf eigene Gefahr.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Schwimmen und Sonnen sind die einzigen Betätigungen, die wir genutzt haben. Liegen und Sonnenschirme haben wir zwar nie ergattert, dafür aber genügend Platz auf der Liegewiese am Ufer vorgefunden. Ein Volleyball-/Basketballfeld, eine Boulebahn und Tischtennisplatte stehen zur Verfügung. Es gibt eine moderate Tages- und Abendanimation für Erwachsene, für Kinder diverse Clubs nach Alter gestaffelt.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Familie |
Dauer: | 2 Wochen im Juli 2010 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Heiko |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 7 |