Richmond Hotel

Es handelt sich um ein Hotel mittlerer Größe. Die Lobby und die Gesellschaftsräume, die im Erdgeschoß gelegen sind, versprechen mehr, als das Hotel hält. Das Alter des Publikums neigt sich der goldenen Generation zu. Deshalb sind Musikabende nicht ausgeschlossen: Eine knapp bekleidete Wasserstoffblondine in den Sechzigern schluchzt Schlager aus den Fünfzigern. Hinter den Kulissen wird deutlich: Das Hotel hat seine besten Jahre deutlich hinter sich. Übrigens: Bitte nicht auf die versprochenen Parkplätze vertrauen! Sie sind - trotz gegenteiliger Versprechen des Hotels - im Vergleich zu den Gästen weit in der Unterzahl. Vor dem Hotel ist das Parken kritisch. Die doppelten Linien auf dem Boden bedeuten absolutes Halteverbot. Das wird kontolliert. Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden abgeschleppt. Torquay ist ein wunderschöner Ort. Die englische Riviera verdient ihren Namen. Auch als Zentum für Ausflüge ist es bestens geeignet. Sehr zu empfehlen ist Exeter mit seiner wunderschönen Kathedrale und Sidmouth.

Nun zum Schlimmsten. Gebucht waren zwei Zwei-Bett-Zimmer. Eines davon war ein dunkles Loch. Immerhin: Mangelndes Licht kann von Vorteil sein. Man sieht den Dreck nicht so deutlich. Von der Schäbigkeit der Einrichtung mal ganz abgesehen. Nun gab es dort aber keine Dusche, die sich bequemt hätte, Wasser von sich zu geben. Also ab zur Rezeption und ein anderes Zimmer bekommen. Es handelte sich um das Behinderten-Zimmer - schön, daß es derartiges überhaupt gibt. Es liegt im Erdgeschoß direkt neben den öffentlichen Toiletten, deren Türen häufig offen stehen. Dafür verfügt es über einen kleinen Balkon, über den man den wirklich schönen Garten erreichen kann...über eine enge Treppe mit zig Stufen. Hier hat sich mir als Nicht-Behinderter sofort die Frage aufgedrängt, was ein Behinderter damit anfangen soll. Nun ja, jedenfalls war das Zimmer geräumig und hell. Letzteres ist nicht gerade geeignet, den Blick auf den Zustand des Zimmers zu verstellen. Der Spiegel hat einen großen Sprung. Der Teppichboden weist an einigen Stellen deutliche Spuren zu intensiven Alkoholgenusses auf...und, ach ja, die Dusche: Sie ist eher ein Tagelöhner. Heute arbeite ich, morgen dafür nicht... Und noch ein Tipp: Wir hatten schönes Wetter mit Temperaturen bis zu 30 Grad erwischt. Deshalb wähnten wir, nachts frische kühle Luft ins Zimmer lassen zu sollen. So blieb die Terrassentüre offen. Und prompt wurde es gesellig: Pro Nacht zählten wir bis zu drei Einsteigeversuche!!

Gegessen haben wir auswärts. Die Sauberkeit der Zimmer ließ unsere Phantasie blühen. Insbesondere unsere Vorstellungen zur Küche ließen uns flüchten. Genutzt wurde nur die Bar. Man hat zwar in Hotels schon kleinere Lokalitäten gesehen...aber Bier vom Faß ist nicht zu bekommen - und das in England. Also muß es auch hier die Freundlichkeit des Barkeepers rausreißen.

Das Personal ist das Beste am Hotel. Insbesondere an der Rezeption ist man die Freundlichkeit in Person. Was machbar ist, wird machbar gemacht. Das gilt in jeder Lebenslage. Jedenfalls gewinnt man als Gast diesen Eindruck.

Es ist am Hang in vierter oder fünfter Reihe gelegen. Nun ist Torquay nicht derart groß, daß der Besucher Angst haben müßte, von der Außenwelt abgeschlossen zu sein. Der Weg zur Uferpromenade ist in ca. 15 min. zurückzulegen - allerdings hilft hier eine Verwandtschaft zur Bergziege. Wer nicht auf derart illustre Vorfahren verweisen kann, sollte auf's Auto umsteigen. An der Uferpromenade spielt sich das Leben ab - auch abends. Das gilt insbesondere für die Gegend um den Yachthafen. Das Ganze hat etwas malerisches, wenn man sich die Sprachschüler mit EF-Shirts wegdenkt, die dort in Massen bis spät in die Nacht auftreten.

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