- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Nach den vernichtenden Kritiken (nicht nur) auf dieser hilfreichen Internetseite, die wir leider erst lasen, nachdem wir gebucht hatten, wollten wir unsere Herberge in Bad Gastein noch schnell wechseln. Unser Anbieter ITS (= rüder Umgangston, nicht weiterzuempfehlen) zeigte sich jedoch verstockt, so daß wir uns entschieden, das Hotel Weismayr erstmal selbst zu testen. Ergebnis: Die vorherigen Beschreibungen des Hauses sind richtig. Aber: Man kann der leicht verwitterten Fassade und dem plüschig, angestaubten Inneren auch viel Positves abgewinnen. Gerade wer viel reist und das immer gleiche Design müde ist, findet hier eine Welt die irgendwann zwischen Operette und Peter Alexander stehen geblieben ist. Obwohl eigentlich zum Skiurlaub angereist, verbrachten wir viel Zeit freiwillig im Haus: Zum Lesen, Baden, Spielen, Leute beobachten. Die Gäste des Weismayr kommen aus ganz Europa, auch aus Rußland. Man kann sich daran stören, man kann aber auch darin einen besonderen Reiz erkennen: Niederländische Rentnerinnen spielen Bridge, St. Petersburger und Schotten schwitzen in der Sauna um die Wette, und an der Bar flirtet ein Österreicher mit einer Tschechin. In Bad Gastein gibt es zahlreiche Hotels. Wer Spitzenqualität sucht, sollte sich einmal das Haus Hirth anschauen, ein Schmankerl für Freunde der mondänen Lebensart. Auch die Villa Solitude macht einen eleganten Eindruck. Als Einstimmung empfliehlt sich ein Artikel über Bad Gastein, den die Wochenzeitung "DIE ZEIT" im Jahr 2005 im Reiseteil herausgebracht hat, und in der alle Licht- und Schattenseiten dieses besondern Alpenortes zusammengefaßt sind. Hier findet sich auch die Erklärung, warum Bad Gastein nicht mehr das Lieblingsziel des Adels ist.
Wir hatten das Zimmer mit der Nummer 315, das uns sehr gut gefallen hat. Es gehört zu den Größten und verfügt, wie nur wenige sonst, über einen Balkon, von dem man (auf etwas verrosteten Stühlen sitzend) eine herrliche Aussicht genießen kann. Obwohl wir noch zwei Beistellbetten benötigten, hatten wir im Zimmer genug Platz, dank auch eines zusätzlichen Vorraums mit Garderobe und des geräumigen Badezimmers mit zwei Waschbecken. Das Bett war in Ordnung, die Matratzen anders als bei früheren Kritikern angenehm hart. Es gab einen Farbfernseher, eine Minibar, einen Safe. Handtücher wurden täglich gewechselt. Von den Nachbarn hörten wir nichts. Wer sich am Rauschen des berühmten Gasteiner Wasserfalls nicht stört, kann getrost bei geöffnetem Fenster schlafen.
Das Haus verfügt über ein schönes Restaurant, in dem gefrühstückt und das Abendessen eingenommen wird. Die morgendliche Auswahl ist leider immer gleich und entspricht eher Dreisterne-Niveau. Beim Abendessen kann man zwischen drei Menüs wählen. Leider muß sich der Gast hier schon in der Frühe entscheiden, - was uns etwas merkwürdig erscheint. Die Qualität des Diners schwankt zwischen befriedigend und gut. Die Kinderkarte ist phantasielos, man kann für den Nachwuchs aber auch halbe Portionen von der Erwachsenenkarte ordern. Die Weinkarte hat uns überzeugt, einer der Kellner zeigte jedoch Schwierigkeiten, die bestellte Flasche korrekt auszuwählen. In einem Nebengebäude des Weismayr befindet sich ein Café. Der nach unserem Empfinden reizvollste Ort ist die Lobby mit einen kleinen Bar, die jedoch nur sporadisch besetzt ist. Mit etwas Geduld erhält man hier auch alle möglichen Getränke. Hier läuft übrigens der verrückteste Musikmix: Auf Motown folgen Operettenmelodien, dann alpenländische Volksmusik mit Rap-Elementen.
Das Team des Hotels zeigte sich engagiert, höflich, nur wenige Male bei großem Andrang zum Abendessen etwas überfordert. Das Zimmer war immer zwischen 11 und 13 Uhr fertig gemacht und sauber. Check-In und Check-Out waren unkompliziert. Bei späterer Abreise werden kleinere Gepäckstücke in Verwahrung genommen. Allerdings fehlt definitiv ein größerer Raum, in dem Koffer und Ski-Ausrüstung SICHER verwahrt werden können.
Das Hotel liegt im historischen Zentrum. Die Gondelbahn zu den Pisten erreicht man nach einem etwa zehnminütigen Gang oder mit dem Bus. Der Fußweg ist etwas anstrengend, wegen der Aussicht aber angenehm. Am Bahnhof gibt es einen großen Supermarkt. Im historischen Zentrum, direkt neben dem Hotel finden sich eine Drogerie, ein Buchladen, ein Hutgeschäft, diverse Cafés. Wie von anderen Reisenden berichtet, sind einige Läden im Ort offenbar nicht vermietet, leere Schaufenster und mancher Billigimbiss trüben den Gesamteindruck eines alten und immer noch charmanten Kurorts. Deplaziert erscheinen zudem das Kongresszentrum (mit einer Diskothek) und ein gigantisches Parkhaus aus den 70er Jahren. Doch es gibt auch viele Highlights in der Nähe des Weismayr: Besonders empfehlenswert sind die Terasse des neu eröffneten Cafés Lutter und Wegner (Villa Solitude), hinter dem Casino, sowie der herrliche Fußweg zur gotischen Kirche. Eine Taxifahrt zum Bahnhof kostet weniger als 10 Euro. Für einen Tagesausflug mit der Bahn nach Udine/Italien zahlt man 50 Euro.
Beliebte Aktivitäten
- Sport
Der Lagerraum für Ski und Gepäck im Hotel ist viel zu klein, aber man kann die Ski-Ausrüstung und Schneebretter auch günstig in diversen Shops in Bahnhofsnähe lagern. Der Spa-Bereich im 2 UG ist in Ordnung und entspricht dem Niveau eines Viersternehotels. An die unterschiedlichen Saunagebräuche von Ost- und Westeuropäern muß man sich etwas gewöhnen, trotzdem haben wir das Bad immer wieder gern besucht. Besonders die Kinder fanden es hier großartig. Zu voll war es im März nie. Neben dem Hotel befinden sich eine Disko, die wir nicht besucht haben und diverse Bars.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Familie |
Dauer: | 1 Woche im März 2007 |
Reisegrund: | Winter |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Cornelius |
Alter: | 36-40 |
Bewertungen: | 9 |