Sentido Bellevue Park

Wer aufgrund der Tatsache, dass LTI drauf steht, auch ein hohes Standardmaß erwartet, ist hier fehlgeleitet. Das Hotelmanagement ist auf keinen Fall deutsch und benimmt sich so, wie man es unter Marhaba Hotels Tunesien eben dann auch eher erwartet. Den Mitarbeitern wird eingebläut, permanent und ständig jedem Gast, der ihnen über den Weg läuft die Frage "Alles gut?" zu stellen - von der Reinigungskraft bis hin zum Security am Strand. Es wirkt fast schon mantra-artig, nach dem Motto "Je öfter der Gast diese Frage hört, umso mehr verinnerlicht er die beiden Worte und glaubt daran, dass alles gut sei". Das ist es aber nicht! Uns und auch vielen anderen Touristen, mit denen wir uns immer wieder ausgetauscht haben, ist es ein Rätsel, wie dieses Hotel überhaupt zu einem fünften Stern gelangt ist. Wir würden maximal 3-4 vergeben. Denn oberflächlich mag es aufgrund der schönen Lobby, der service- (und trinkgeld-)orientierten Mitarbeiter und den modernen Zimmern vielleicht den Anschein machen, aber wehe man sieht genauer hin!

Die renovierten, modernen Hotelzimmer waren nicht nur schön anzusehen, sie wurden auch täglich ordnungsgemäß gereinigt. Wir haben uns in den Zimmern sehr wohl gefühlt. Lediglich die sehr hohe Badewanne (gleichzeitig auch Dusche) und das "Schrank-Innenleben" waren ein Minuspunkt. In letzteres überlegte man sich aufgrund eines stark modrigen Geruchs lieber zweimal, seine Kleidung zu verstauen. Die Klimaanlage funktionierte gut und bescherte uns angenehme Nächte. Außerhalb der Zimmer sah man lieber nicht zu genau hin: Die Teppiche auf den Fluren waren nicht nur alt und abgewetzt, sondern leider auch sehr dreckig. Abgesehen vom Haupt-Treppenhaus zur Lobby hin wurden die anderen Treppenhäuser eher wenig bis gar nicht geputzt, sondern dienten sogar noch als Abstellort für benutztes Geschirr aus den Zimmern, welches manchmal tagelang im Treppenaufgang stand.

Das Frühstück war in Ordnung, mittags gab es ein recht umfangreiches Buffet im Restaurant sowie auch im Bereich der Poolbar und abends wurde das Essen ebenfalls in Buffet-Form im Hauptrestaurant eingenommen. Vieles hat sich ständig wiederholt, es gab also bei zehn Urlaubstagen kaum Variation (trotz Themenabenden, die aber total überflüssig waren, da sich kaum etwas im Angebot änderte). Fleisch war grundsätzlich tot gebraten, die Speisen sehr mau gewürzt. Uns war es ein Rätsel, wie die Russen (von denen es seeehr viele in dem Hotel gibt) immer Berge auf ihren Teller schöpfen konnten. Wir sind irgendwann auf Salat und Melone umgestiegen. Leider hat der Magen den Urlaub nicht so gut verkraftet, was wohl weniger am Essen, als an der Sauberkeit lag. Geschirr war oft nicht richtig gespült (vor allem im Außenbereich). die Getränkeautomaten an der Poolbar stanken bis zum Himmel. Zu Beginn der Reise wird man darauf hingewiesen, "angemessene Kleidung" zum Abendessen im Restaurant zu tragen. Was man darunter verstehen soll, ist eine andere Frage. Wer in abgenutzter, langer Jogginghose, Muskelshirt und FlipFlops erschien, durfte bleiben. Männer, die eine saubere Jeans, geschlossene Sneaker und Polohemd trugen, mussten sich umziehen, da die Hose unterhalb des Knies endete. Gleichzeitig liefen Frauen durch den Bereich, deren Hintern und Brüste aus ihren knappen Outfits heraushingen. Das Management zeigte leider wenig Interesse daran, das Wort "angemessen" auch ordentlich zu definieren bzw. die Kleiderordnung bei allen Gästen durchzusetzen. Das A-la-carte Restaurant kann man sich übrigens schenken, denn es ist keines. Bei der Reservierung (die am besten gleich am Ankunftstag vorgenommen werden sollte, da man sonst keinen Platz mehr bekommt, obwohl es gar nicht ausgebucht ist) muss man von vorn herein schon das Hauptgericht je nach Themenabend (mediterran oder orientalischer Abend) angeben. Im Restaurant selbst werden einem dann feste Vorspeisen, die gewählte Hauptspeise (Wahl zwischen zwei Gerichten) und eine vorgegebene Nachspeise serviert. Wir haben die Vorspeisen mitgemacht, obwohl wir durch eine Verwechslung seitens des Personals nicht wie gewünscht beim meditarrenen Abend, sondern beim orientalischen gelandet waren, und haben uns die Hauptspeise dann aber geschenkt. Schade!

Auch wenn das Personal oft trinkgeld-orientiert war und wir wissen, dass sie netten Damen und Herren "gezwungen" werden, immer "kackfreundlich" zu sein, möchte ich den Service positiv hervorheben. Gegen Trinkgeld wurde einem jeder Wunsch von den Lippen abgelesen, einige der Kellner merkten sich über die Dauer des Aufenthaltes bevorzugte Getränke und brachten einem diese unaufgefordert. Lediglich die Dame mit dem Kurzhaarschnitt an der Rezeption schien grundsätzlich nie Lust auf ihre Arbeit zu haben und konnte auch keine freundliche Miene aufsetzen. A propos Rezeption: Hier hatten wir gemeinsam mit anderen Urlaubern oft das Gefühl, dass sie dazu angehalten waren, die Gäste im Hotel zu halten. Wer größere Summen an Euro in Dinar umtauschen wollte, der musste leider aufgrund eines Defekts des Druckers (10 Tage andauernd!) auf eine Quittung verzichten und in Kauf nehmen, das übrige Geld nicht zurück wechseln zu können. Erst unter Druck und bei lauterer Stimme an Tag 10, an dem man uns sagte, man solle eben nur kleine Summen peu à peu wechseln, wurde dann auf einmal - oh Wunder - doch handschriftlich eine Quittung ausgestellt. Wochenends konnte man so oder so keine Dinar wechseln, da der ach so plötzliche Anstieg an Hotelgästen dazu führte, dass keine tunesische Währung mehr im Haus war. Absolutes Missmanagement an dieser Stelle! Positiv möchte ich drei Personen hervorheben, die uns während des Urlaubs das Gefühl gegeben haben, ehrlich und interessiert an ihren Gästen zu sein und nicht Trinkgeld-getrieben: Danke an Fetih aus dem maurischen Café (Shisha-Lounge), Mehdi aus dem Serviceteam der Poolbar und den "Chef"-Security, der uns morgen um 7 Uhr (danach ist alles belegt!) beim Reservieren der Liegen am Strand tatkräftig unterstützt hat.

Die Lage des Hotels ist ganz gut. 20 Minuten benötigt man mit dem Taxi (bloß nicht vom Hotel rufen lassen, dann kostet es gleich das Doppelte im Vergleich zu den Taxis, die direkt vor den Hoteltoren warten!) lediglich 20 Minuten. Der Hafen Port El Kantaoui ist nach 45 Minuten zu Fuß erreichbar. Keine zehn Minuten entlang der Hauptstraße findet man ein Hard Rock Café und in unmittelbarer Nähe zum Hotel, ebenfalls an der Hauptstraße gibt es das Lounge-Restaurant "The Container", wo man gut speisen kann (frische Fischtheke). Diese Alternativen benötigt man auch, kann man auf das Hotelessen bereits nach 3-4 Tagen getrost verzichten. Alles in allem ist das Hotel gut gelegen, die Umgebung könnte aber schöner sein, denn Baden war fast unmöglich. Im Meer schwammen nicht nur schwarze Algen, sondern auch sehr viel Plastikmüll (der im Übrigen auch überall an Land außerhalb des Hotels zu finden ist). Wirklich traurig, wie man sein eigenes Land so verschmutzen kann. Wir waren schockiert! Am Strand dröhnt ab zehn Uhr der Motor von Jetskis und Booten, die Bananas oder Parasailing hinter sich herziehen (direkt neben dem Hotelstrand). Das sorgt für noch mehr Dreck im Wasser und wenig Ruhe. Wer all das ausblenden kann, wird am schönen Sandstrand aber Entspannung und Zeit zum Lesen finden.

Beliebte Aktivitäten

• Strand

Es gab einen Spa-Bereich mit Massage-Angebot, was wir aber bei dem guten Wetter nicht genutzt haben. Der kleine Sportraum ist gut und teilweise sogar mit modernen Geräten ausgestattet. Der Pool hat eine gute Größe. Hier findet tagsüber auch die Animation statt. Da wir aber immer am Strand lagen (wie schon gesagt: vor halb 8 morgens am besten runter, um noch eine Liege unter einem Sonnenschirm zu bekommen!), hat uns diese kaum berührt, was wir aber auch gut fanden. Die Animation war weder tagsüber noch abends aufdringlich, sodass man die Wahl hatte und zu nichts gezwungen wurde. Neben dem hoteleigenen Strandabschnitt befand sich direkt das Wassersport-Angebot mit Parasailing, Banana-Boot, Jetski etc. Konnte aufgrund des hohen Geräuschpegels nervig sein, aber wer's mag war froh, nicht weit laufen zu müssen. Früh morgens und abends hatte man Gelegenheit, am Strand entlang zu reiten (Pferd oder Kamel). Wer sich dafür interessierte, konnte einen der "externen" Tourenanbieter, die das Hotelgelände betreten durften, ansprechen. Wobei wir nur raten können, mit diesen lieber nicht zu tief ins Gespräch zu kommen. Während der Quadtouren-Anbieter überall damit prahlte, wie viele Touristinnen er schon im Bett hatte, war der "Piratenboot-Tour"-Verkäufer noch viel dreister: Er bot Frauen, die mit ihren Töchtern alleine im Urlaub waren, K.O.-Tropfen an, die sie abends ihren Töchtern verabreichen sollten, um sich danach ungestört mit ihm zu vergnügen. Ein absolutes NO-GO! Aber auch hier mal wieder keine Reaktion des Hotelmanagements!