- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
- Allgemeine SauberkeitSehr gut
Weshalb bin ich zum ersten Mal nach Ägypten gefahren? Weil es am Mittelmeer um diese Jahreszeit zu kalt ist, besonders das Wasser. Ich hätte ich ja auch auf die kanarischen Inseln fliegen können. Doch Ägypten ist das Land mit den meisten und mit den eindrucksvollsten Kulturdenkmälern der Welt - da kann man beides miteinander verbinden, dachte ich. Hurghada stellt eine überdimensionale Ferienmaschinerie dar, die offenbar wie geschmiert läuft. 120 Hotels und Resorts sind an der Küste des Roten Meeres aneinandergereiht, über eine Strecke von mehr als 30 Kilometern. Alles wird geregelt: Baden, Tauchen, Unterhaltung, Ausflüge. Vielen wird das vielleicht gefallen, aber in der vorgeschriebenen Uniformität des Urlaubsalltages kommt man sich leicht verloren vor. Als ich zum ersten Mal im Grand Hotel vor den hunderten von exakt ausgerichteten Sonnenschirmen und Liegen stand, kamen mir Fluchtgedanken. Für die vielen Urlauber ist der Sandstrand zu kurz. Außerdem sieht es dort aus wie in einer Hafenbucht, überall Schiffe und Anleger. Das Wasser ist zwar warm, aber still und planschig wie in einem Pool. Wer das Gefühl von Meer sucht, wird enttäuscht, man kann nur in einem abgegrenzten Badebereich herumschwimmen. Mit Ägypten hat Hurghada wenig zu tun - es ist ein gigantisches Raumschiff, das sich in einer fremden Welt festgesetzt hat. Es gibt einen Ort Hurghada, doch selbst dort wird die Suche nach Authentischem zum endlosen Spießrutenlauf durch ein Phalanx von Händlern, die einen mit ihren Wasserpfeifen, Papyrusbildern und mit Bergen von Souvenirmüll beglücken wollen. Bestimmt gibt es in Ägypten mehr Wasserpfeifen als Einwohner. „Where you come from? – Woher kommen Sie? ” Diese Frage wurde mir innerhalb von einer Woche 200 mal gestellt. Manche Händler haben einzelne deutsche Worte auswendig gelernt – also nicht erschrecken, wenn einem plötzlich jemand „Hereinspaziert. “ ins Ohr schreit. Im Grand Resort wird man als Deutscher bestens versorgt: Bier, Bierwurst, sogar Braten mit brauner Soße. Auch fast alles andere wird angeboten: Fisch, frische Salate, Obst, eine große Auswahl von Desserts und Kuchen. Über den kulinarischen Rang könnte man diskutieren, aber das wäre affig, denn die Vielfalt der Speisen müsste eigentlich jeden zufriedenstellen - zumal die Reisen nach Hurghada ja sehr preiswert sind. Wer ein Getränk, z. B. ein Glas Wein, zum Essen trinken möchte, sollte abwarten bis es da ist und erst dann zum Büfett gehen. Sonst wird es einem passieren, dass das Essen inzwischen kalt wird. Selbst die Bestellung eines Mineralwassers zieht sofort einen beträchtlichen Formularaufwand nach sich, der nicht selten im Chaos endet. Doch die Angstellten sind freundlich, übrigens ausschließlich Männer: Nicht einmal ägyptische Zimmermädchen gibt es. Ich komme etwas ins Grübeln - wobei ich nicht mit entsprechenden Hintergedanken angereist bin. Am ersten Morgen gehe ich im Grand Resort an der Pool-Landschaft entlang - wunderschön, allerdings habe ich nicht ein einziges Mal jemand darin baden sehen. Das Hotel ist wirklich eine Augenweide, auch wenn man sich leicht verlaufen kann: Den Weg zum Zimmer hatte ich erst nach zwei Tagen drauf. Ansonsten dramatische Eindrücke: Ich selbst bin nicht gerade schlank, aber was sollen die schlanken Ägypter bloß denken angesichts all der ungeheuren Fettleibigkeiten, die regungslos auf den Liegestühlen herumliegen wie auf einem Seziertisch. Endlich finde ich den Frühstückssaal. Die Überalterung der Gesellschaft springt mir ins Auge - fehlt eigentlich nur noch, dass die Gäste gefüttert werden. Das Grand Resort wird vom Grand Hotel durch die Hauptstraße getrennt, wo die Taxi-Mafia lauert. Wer kein Theater haben will, braucht sich nur kurz umzuschauen - dann wird er von einem der allgegenwärtigen Polizisten sofort mit viel Bohei über die Straße geleitet. Auf der anderen Seite wartet schon der Kollege, der wichtig mit seinem Leuchtstab herumfuchtelt. Wer nur ein oder zwei ägyptische Pfund für die Fahrt nach Hurghada zahlen will, muss auf Wartezeit und beengte Verhältnisse im Taxi vorbereitet sein. Der Geiz vieler Touristen in Bezug aufs Taxifahren ist mir nicht verständlich: Wer problemlos schnell nach Hurghada will, wartet kurz auf ein Taxi, in dem wenige Leute sitzen und steigt einfach ein, ohne irgendetwas zu sagen. Bei der Ankunft reicht man dem Fahrer wortlos vier Pfund, und damit ist die Sache erledigt – das sind etwa 60 Cent. Ich habe mich sogar ganz exklusiv für 20 Pfund ohne Stop nach Hurghada chauffieren lassen, denn die drei Euro konnte ich auch noch verschmerzen. Es hat dann aber keinen Zweck zu handeln: Wenn der Fahrer und sein Kassierer sich gleich auf 10 Pfund einlassen, ist etwas faul. Entweder versucht man, die Piaster-Betrugs-Nummer durchzuziehen, oder man will sie partout zu einem Verwandten fahren, wo es den besten und billigsten Silberschmuck im ganzen Land zu kaufen gibt - jedenfalls wird man sie nicht ohne Weiteres aussteigen lassen (100 Piaster, also zwei 50-Piaster-Scheine sind nur ein einziges ägyptisches Pfund). Achtung bei nächtlichen Taxifahrten zum Flughafen, der übrigens gar nicht weit weg liegt: Für eine Fahrt, die tagsüber 5 Pfund kostet, verlangt der Fahrer nachts 70 Pfund - und es ist mir nicht gelungen, ihn unter 30 Pfund zu drücken. Zu den Ausflügen: Zum Beispiel nach Luxor im Konvoi. Im Konvoi? An einem Treffpunkt sammel sich ungefähr 80 Busse - so dass ich auf dem Trip in die ägyptische Kulturgeschichte von etwa 3.500 Touristen begleitet werde. Geschmackssache: Nach meinem Geschmack ist es jedenfalls nicht. Auf die Frage nach dem Sinn des Konvois reagieren die Ägypter wolkig: Das alles sei nur zur Sicherheit der Touristen, es gebe in der Wüste wildgewordene Beduinen und Halsabschneider, vor denen man die Urlauber schützen müsse. Wer´s glaubt, wird selig. Die Fahrt nach Luxor gleicht einem Gefangenentransport, man wird von Jeeps voller Soldaten mit MPs eskortiert, zwischendurch darf nicht angehalten werden, und es gibt nur eine gemeisame Pinkelpause auf einem zentralen Rasthof, wo einem Kinder Kamelritte anbieten. Tatsächlich wird eine Tonne mit sächsischem Akzent von ihrem Mann und drei weiteren Helfern auf das verstörte Tier gehievt. Vorher hat sie sich ein großes, weißes Tuch andrehen lassen, das sie wie einen Turban auf ihrem Kopf drapiert - alle lachen, richtig spaßig ist das. Jede halbe Stunde kommt ein "traffic control point“ mit Wachturm, fahrbaren Schießscharten, Schikanen und Soldaten. Zurufe, kritische Blicke ins Businnere, alles Mögliche wird aufgeschrieben: Ich komme mir vor wie im Kriegszustand. Überhaupt: Nach einer Woche Ägypten glaube ich, dass mindestens die Hälfte der männlichen Bevölkerung Polizisten und Soldaten sind. Die meisten von ihnen haben nicht mehr zu tun, als in der Nase zu bohren und gegen die Langeweile anzukämpfen. Wer die Bustour nach Kairo mitmachen will, darf keine schwache Blase haben, oder er sollte darauf achten, dass eine Toilette im Bus ist - man fährt nämlich über sechs Stunden, und es wird auch nur ein Mal angehalten. Insgesamt grenzt die Behandlung der Touristen während der Konvoi-Fahrten an Nötigung. Kritische Zeitgenossen werden nach solchen Erfahrungen wahrscheinlich nicht wieder nach Ägypten fahren. Denn Individual-Tourismus ist in Ägypten offenbar nicht erwünscht - vielleicht funktioniert es noch am ehesten von Kairo aus, wo die Kontrollmöglichkeiten der Behörden begrenzt sind. In Hurghada kann man sich nicht einmal ein Auto mieten, es gibt keine Verleih-Firmen. Das martialische Gebaren der Polizei und die ständige Militärpräsenz machen deutlich, dass sich der ägyptische Staat bedroht fühlt, sowohl von Fundamentalisten und Terroristen als auch von den Urlaubern aus dem Westen, die zwar existentiell wichtig sind, die aber gleichzeitig die islamische Identität der Nation bedrohen und deshalb möglichst isoliert werden sollen. Die Touristen können in Hurghada ihren Spaß haben, sie dürfen in Bussen zu den kulturellen Highlights pilgern - aber mehr auch nicht. Luxor, Karnak-Tempelbezirk: Menschenmassen wie beim Top-Bundesligaspiel. Trotzdem ist der Tempel ein unvergesslichliches Erlebnis, der mächtige Säulengang, die hohen Stelen, die riesigen Skulpturen. Wieder komme mir verloren vor - und deplaziert, weil ich ein Teil der Menschenmasse bin und diesen Ort entweihe.
- ZimmergrößeSehr gut
- SauberkeitSehr gut
- Ausstattung des ZimmersSehr gut
- Atmosphäre & EinrichtungEher gut
- EssensauswahlSehr gut
- GeschmackEher gut
- Freundlichkeit & HilfsbereitschaftSehr gut
- FamilienfreundlichkeitSehr gut
- Einkaufsmöglichkeiten in UmgebungEher gut
- Restaurants & Bars in der NäheEher schlecht
- FreizeitangebotEher gut
- Zustand & Qualität des PoolsEher gut
- Entfernung zum StrandEher gut
- Qualität des StrandesEher schlecht
- Lage für SehenswürdigkeitenEher gut
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1 Woche im Januar 2000 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Willi |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 1 |
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, das Grand Rsort zu beurteilen und Ihre Urlaubserfahrung zu teilen. Wir freuen uns sehr, dass Sie Ihren Aufenthalt bei uns genossen haben und dass unser Hotel, die Einrichtungen, der Service und die Gastfreundschaft unserer Mitarbeiter Ihre Urlaubserwartungen erfüllt haben. Wir werden dafür sorgen, dass Ihre sehr freundlichen Worte an alle Grand Hotel -Teams weitergegeben werden, die alle sehr hart arbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Gäste einen angenehmen und unvergesslichen Aufenthalt bei uns haben. Wir alle freuen uns darauf, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen. Herzliche Grüße,