Schaurig schön
Lost Places – verlassene Orte in Europa
Für alle, die im Urlaub etwas anderes erleben wollen, sind Lost Places ideal. Entdecke mit uns die Ruinen verlassener Wohnhäuser, Hotels oder Badeanstalten. Orte, die gleichzeitig schaurig und oft sehr friedvoll sind. Manche von ihnen sind zu jeder Tages- und Nachtzeit frei zugänglich, andere kannst Du auf geführten Touren erkunden.
Haludovo Palace Hotel, Kroatien
Was vom Prunk übrig blieb
Auf der schönen Insel Krk entstand unter dem damaligen jugoslawischen Diktator Tito in den frühen 1970er-Jahren der Hotelkomplex Haludovo am Rande der Stadt Malinska. Auf rund 25 Hektar wurden in unmittelbarer Küstennähe Hotels, Ferienvillen und Apartments erschaffen, mit dem Ziel, finanzstarkes westliches Publikum in die 5-Sterne-Anlage zu locken.
Der Plan ging auf: Haludovo mit dem Kernstück des Haludovo Palace Hotels wurde zum Treffpunkt internationaler Eliten und Stars.
Das blieb weitgehend so bis zum Zerfall des Staates Jugoslawien infolge des Krieges ab 1991, als die Region ihre Attraktivität für TouristInnen vorübergehend einbüßte. Mehrfach wurden nach Kriegsende Versuche unternommen, an die erfolgreiche Geschichte des Hotels anzuknüpfen, doch um 2002 herum endete die glanzvolle Vergangenheit von Haludovo.
Die Karkasse der Gebäude steht seit mehr als 20 Jahren leer und wurde in dieser Zeit mehrfach geplündert, mit Graffiti verziert und für illegale Partys genutzt. Neugierige und Urban-ExplorerInnen können hier unter anderem die Ruinen der unterirdischen Bowlinganlage, die Reste von Saunen, Pools und der ehemaligen Hotellobby besichtigen – immer mit einem kleinen Schauer im Nacken.
Craco, Italien
Ein gespenstisches Dorf auf dem Berg
Bei einem Besuch des süditalienischen Städtchens kann es schon einmal unheimlich werden, denn die gesamte Altstadt ist seit vielen Jahrzehnten unbewohnt. Die im Mittelalter gegründete Siedlung auf einem Bergsporn in der Nähe von Matera in der italienischen Region Basilikata litt seit 1959 unter einer Reihe von Erdrutschen, die möglicherweise auf das System der Wasserver- und -entsorgung zurückgingen. Nachdem schließlich 1980 noch ein Erdbeben die Region erschütterte, wurde die Stadt aufgegeben und die EinwohnerInnen in ein neugebautes Dorf im Tal umgesiedelt.
Seit diesem Zeitpunkt stehen Wohnhäuser, Geschäfte, eine Kirche und andere historische Gebäude leer und vermitteln einen Einblick in vergangene Tage.
Seit 2010 steht das Geisterdorf auf der Liste der gefährdeten Kulturstätten des World Monuments Fund. Große Teile der ehemaligen Stadt sind heute vom Einsturz bedroht. Über einen Pfad kannst Du die Siedlung dennoch entdecken, auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung.
Übrigens dienten die schaurigen Ruinen von Craco in verschiedenen Filmen als Kulisse, etwa im 007-Streifen Ein Quantum Trost.
Bains de Thuès, Frankreich
Thermalbad aus vergangenen Zeiten
Im Südwesten Frankreichs triffst Du auf einen verlassenen Wellnesstempel, der seine Hochzeit im 19. Jahrhundert hatte. In der Nähe der spanischen Grenze befinden sich heiße Quellen, die einst als Badekurort genutzt wurden. Inzwischen sind die Gebäude seit langer Zeit aufgegeben und von dichter Vegetation überwuchert, was dem Ort einen unvergleichlichen mysteriösen Charme verleiht.
Das etwa 60 Grad Celsius heiße Wasser strömt allerdings immer noch aus einigen Leitungen.
Zu sehen gibt es hier neben den alten Gebäuderesten, Leitungen und Badevorrichtungen auch eine reiche Auswahl an Tags und Graffiti, wo der Efeu ein wenig Wandfläche zum Verschönern frei gelassen hat.
Der Zugang zum ehemaligen Thermalbad von Thuès ist etwas beschwerlich, da die einzige Straße verschüttet wurde. Es sind also einige Kilometer zu Fuß zu bewältigen.
Die verwunschene Stimmung dieses abgelegenen Lost Place macht die Mühe aber allemal wett.
Kyrkö Mosse, Schweden
Faszinierender Autofriedhof
LiebhaberInnen von Lost Places pilgern gern nach Südschweden, wo es in der Region von Småland einen fantastischen Autofriedhof zu besichtigen gibt. Nur wenige Kilometer außerhalb des Ortes Ryd in Richtung Westen befindet sich direkt an der Landstraße 119 ein ehemaliger Schrottplatz, dessen Besitzer unzählige Autowracks hinterließ, als er in den Ruhestand ging. Hier verrotten frei zugänglich vornehmlich Automodelle aus den Jahren zwischen 1930 und 1970, die sich nach und nach auflösen und von der Natur überwachsen werden.
Die schwedischen Behörden haben den Platz als historisch wertvoll anerkannt und ihn bis zum Jahr 2050 unter Schutz gestellt. Bei einem Spaziergang im Wald kannst Du einen Blick auf lebendige Autogeschichte werfen, sogar ein rostiger Reisebus steht hier unter den Nadelbäumen.
Achte bei einem Besuch des Bilkyrkogård-Autofriedhofs in Kyrkö Mosse auf gutes Schuhwerk. Der Untergrund ist weich und moorig, zudem liegen hier viele Scherben, Schrauben und Ähnliches herum.
Aramunt-Vell, Spanien
Ein Dorf, das seit Jahrzehnten schläft
Ausgesprochen malerisch, wenn auch etwas beschwerlich zu erreichen ist das verlassene Bergdorf Aramunt-Vell in Katalonien. Obwohl nur wenige Hundert Meter vom neu gegründeten Ort Aramunt entfernt, ist die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgegebene Siedlung heute nur mit geländegängigen Fahrzeugen erreichbar, besser noch zu Fuß.
Auf dem Rücken eines Felsens findest Du die Reste einer Ortschaft, die seit etwa 80 Jahren im Dornröschenschlaf liegt. Die letzten EinwohnerInnen haben ihre Koffer in den frühen 1960er-Jahren gepackt, als die Jugend ihr Glück in den Städten suchte und den Alten das Leben in den Bergen zu anstrengend wurde.
Viele der Bauwerke sind nach so langer Zeit komplett verfallen, doch mit etwas Fantasie lässt sich noch die Struktur des Dorfes erahnen. Gut erkennbar ist die alte Kirche Església de Sant Fructuós d’Aramunt, in der noch Teile der Wandbemalung und einige dekorative Elemente der Altarnische erhalten sind. In manchen Wohnhäusern hängen die alten Holztüren und Fenster noch in den Scharnieren.
Ruinenvilla im Dehnepark, Österreich
Von der Ruine zur Villa zur Ruine
Am westlichen Stadtrand der österreichischen Hauptstadt liegt eine ausgedehnte Parklandschaft, der Dehnepark, der mit rund fünf Hektar Fläche zum Wienerwald gehört. Einst zierten verschiedene Bauten den um 1800 angelegten Park. Die meisten von ihnen sind längst verschwunden, doch eine Villa hat bis heute Bestand. Einige Jahre lebte dort der bekannte österreichische Schauspieler Willi Forst mit seiner Frau. Die Villa war von Anfang an als Ruine konzipiert und wurde erst von Forst in einen bewohnbaren Zustand gebracht.
Nach seinem Auszug und dem Verkauf der Villa im Jahr 1969 steht das Haus leer und verfällt seitdem zunehmend.
Jahrelang war die sogenannte Ruinenvilla im Dehnepark Zufluchtsort für feierwillige Jugendliche und Obdachlose. Aufgrund des stark baufälligen Zustands des Gebäudes wurde inzwischen eine Absperrung errichtet. Von außen ist die Anlage jedoch gut zu sehen und über einen Spazierweg im Park leicht zu erreichen.