Reisetipps
Côte d'Azur: Cassis und der Nationalpark Calanque
Südfrankreich – das ist die traumhaft schöne Côte d’Azur, das ist die lebendige Großstadt Marseille, aber auch das kleine, verträumte Cassis. Die Kontraste könnten nicht stärker ausfallen und dennoch sind es gerade diese Gegensätze zwischen einer Millionenstadt und dem kleinen Nachbarn mit seinen knapp 8.000 EinwohnerInnen oder den mondänen Küstenorten der Côte d’Azur, die das Spezielle der Region ausmachen. Und dann gibt es da noch etwas, das die ungleichen NachbarInnen miteinander verbindet, und das ist einer der schönsten Landstriche Frankreichs, Les Calanques. Der Nationalpark Parc National des Calanques ist vielleicht die letzte (fast) unberührte Landschaft Frankreichs und wir können froh sein, dass die Calanques geschützt sind. Entdecke mit uns die besten Natur- und Kultursehenswürdigkeiten von Cassis und Calanques.
Les Calanques
Das Schönste aus Südfrankreich auf 20 Kilometern Länge
Die Calanques, was übrigens auf Französisch die zerfurchten Buchten heißt, ist eine relativ schmale, gut 20 Kilometer lange Küstenregion, die bereits im Vorort von Marseille beginnt, das Städtchen Cassis umfängt und in La Ciotat endet. Das sind gerade mal 85 Quadratkilometer Landfläche. Was sich zuerst nach nicht viel anhört, ist in Wahrheit eine unglaublich reiche Landschaft, die einen schroffen Küstenstreifen mit an die 26 fjordartigen Meeresbuchten und eine wunderschöne Meeres(unterwasser)landschaft in sich vereint. Der Anblick der von bis zu 600 Meter hohen weißen Kalksteinfelsen tief eingeschnittenen Buchten erinnert an skandinavische Fjorde. In dieser einzigartigen Natur zwischen Land und Meer haben zahlreiche endemische Pflanzenarten und Tiere ein exklusives Zuhause gefunden, ohne das sie nicht überleben können. Hier wachsen nahezu alle Pflanzen auf Kalkböden und sind bestens an das Wasser beziehungsweise an den zeitweiligen Wassermangel und die salzige Gischt angepasst. Ähnlich ungewöhnlich gestaltet sich die Landschaft unter Wasser, das von einer einmaligen azurblauen Farbe ist, was sich der Beschaffenheit des Meeresbodens und der Sonneneinstrahlung verdankt.
Die Calanques sind ein fragiles Ökosystem zwischen Land, Fels und Meer, das unbedingt unserer Aufmerksamkeit bedarf.
Der Nationalpark Calanques
Ein fragiles und atemberaubend schönes Ökosystem zwischen Großstadt und Freizeitgestaltung
Die Calanques-Region wurde 2012 zum zehnten Nationalpark Frankreichs, dem Parc National des Calanques, ernannt, der diese einzigartige Küstenlandschaft vor der zunehmenden Vereinnahmung durch den Menschen schützen soll. Das heutige Naturschutzgebiet ist durch die Ausweitung der Städte und Ortschaften, aber auch durch die massive Entfaltung des Tourismus – zwei Millionen BesucherInnen jährlich – und die Einleitung von Industrieabfallstoffen ins Meer (Rotschlamm) bedroht. Gleichwohl ist der Parc National des Calanques das einzige Naturschutzgebiet Europas, das sowohl Küste, Inseln, Meeresgebiet als auch Stadtbezirke in sich vereint.
Der Nationalpark Calanques beginnt bereits in der östlichen Vorstadt von Marseille und umfasst das Massif de Marseilleveyre und das Massif des Calanques, eine beeindruckende Hochlandebene mit dem Mont Puget (565 Meter), und erstreckt sich bis nach La Ciotat. Die schöne Ortschaft Cassis liegt zwar dazwischen, ist aber aus dem Gebiet des Nationalparks ausgeschlossen und kümmert sich um die Erhaltung der einmaligen Landschaft auf freiwilliger Basis.
Der Nationalpark umfasst insgesamt 520 Quadratkilometer Fläche, davon 85 Quadratkilometer Land und 435 Quadratkilometer Meeresfläche. Auf seinem Gebiet wurden 900 verschiedene Pflanzenarten gezählt, 140 endemische terrestrische und 60 maritime Flora- und Fauna-Arten. In den Calanques werden Habichtsadler gesichtet, aber auch die zwei Meter lange Montpelliernatter, eine der längsten Schlangen Europas, und die 60 Zentimeter große Augenechse, die größte europäische Eidechse.
Der Nationalpark ist in drei Zonen eingeteilt, in denen unterschiedlich streng auf den Artenschutz achtgegeben wird. Das Kerngebiet und Herz des Nationalparks besteht aus dem circa 20 Kilometer langen sogenannten Massif des Calanques, das sich zwischen Marseille und Cassis erstreckt, dem nördlichen Massif de Saint-Cyr und dem südlichen Massif de Cap Canaille, das bis zum Cap de l’Aigle bei La Ciotat reicht.
Dem Nationalpark Calanques angehörig sind auch die Frioul-Archipel-Inseln, das Riou-Archipel und die Insel Île Verte.
Wenn Du Dich für die Besonderheiten und die Schutzzonen des Parks (interaktive Übersichtskarten) interessierst, dann schau auf der Internetseite des Nationalparks vorbei.
Calanques als Ökosystem und Naherholungsgebiet
Die richtigen Maßnahmen zwischen Schutz und Nutzung
Calanques ein Naturensemble, zu dem gleicherweise die innerstädtische Kultur gehört. Ein für alle daran partizipierenden Lebewesen, somit auch für uns Menschen, ausbalanciertes, ökologisch vertretbares System zu schaffen, ist nicht einfach. Tausende von AnwohnerInnen und saisonal noch mehr TouristInnen möchten sich an der großartigen Natur erfreuen und suchen in den Calanques nach Erholung. So ist Les Calanques seit jeher auch ein Naherholungsgebiet, das des Schutzes bedarf.
Zu besonderen Stoßzeiten, wie beispielsweise während der klassischen Urlaubszeit oder zu Ostern, wurden besonders strikte Regeln eingeführt. In der Zeit von Juli bis September ist der Naturpark je nach Zone ausschließlich zu bestimmten Zeiten betretbar und so manches Mal teilweise sogar komplett gesperrt. Die Maßnahmen richten sich zum Schutz gegen die von Menschen verursachten Waldbrände. Die zahlreichen gut ausgebauten und entsprechend markierten Wanderwege der Calanques haben ein farbiges Informationssystem, um die WanderInnen aufzuklären, ob sie die Zielpunkte erwandern können oder ob die Strecken temporär geschlossen sind.
Informiere Dich über die aktuellen Regelungen des Nationalparks auf der Website. Beachte, dass in der Zeit von Juni bis September Zufahrtsstraßen zu vielen Buchten vollständig gesperrt sind, sodass Du gegebenenfalls von den Parkplätzen drei Kilometer wandern musst.
Meeresbuchten: die phänomenalen Highlights der Calanques
Lass Dich von der ungewöhnlichen Schönheit einfangen und ins Reich der Träume führen
Was die Calanques so berühmt macht, sind ihre einzigartigen namensgebenden Meeresbuchten, die von hohen Kalkfelswänden eingerahmt sind und sich tief in die Küste einschneiden. Dass diese majestätischen Erscheinungen an nordische Fjorde erinnern, liegt auf der Hand. Das kristallklare, azurblaue Meerwasser in den Buchten übt BesucherInnen eine geradezu magische Anziehung aus. Umgeben von blendend weißen Kreidefelsen und zerfurchten Felsformationen zu baden, ist ein unvergleichliches Erlebnis. Würzige Kräuter, endemische Pflanzen und Pinien wachsen auf den Felsen und verströmen nicht nur einen sagenhaften Duft, sondern schaffen auch eine einmalige Atmosphäre, in der alle baden und sich erholen möchten. Teils winzig kleine Strände laden zum Verweilen am Ende vieler dieser wilden Fjorde ein. Andere Buchten sind reine Badebuchten und so manche dieser Schönheiten sind nur per Boot oder Kajak erreichbar.
Die Calanques sind ein Paradies zum Tauchen und Kajakfahren, das Landesinnere ist prädestiniert zum Wandern, Klettern, Mountainbiken. Doch auch reine Natur-Kultur-GenießerInnen werden in den Calanques unvergleichliche Erlebnisse sammeln und das Leben in der Natur wie auch in den hübschen kleinen Ortschaften und Fischerdörfern genießen können.
En-Vau, Port-Pin und Port-Miou: Abgelegen, aber wunderschön
Diese drei Calanques sind ein Muss für AbenteurerInnen mit sicherem Tritt
Die drei wunderschönen Buchten – En-Vau, Port-Pin und Port-Miou – im östlichen Nationalpark sind nicht ganz so einfach zu erwandern, denn sie erfordern im Abstieg an der Küste einen sicheren Tritt.
Steile Wanderwege und schwierige Abstiege in die Buchten hinein sind nicht so ungewöhnlich für so manche Calanque. Belohnt wirst Du mit wilder Einsamkeit, smaragdgrünem Wasser und herrlichen Klippenformationen. Die Wanderung zu dem Buchten-Dreigestirn ist gut markiert und beläuft sich auf drei Stunden reine Gehzeit, wenn Du am Parkplatz Col de la Gardiole startest und nach En-Vau wanderst. Der Einstieg wird von dem sogenannten Doigt de Dieu, dem Finger Gottes, flankiert, der ein majestätischer Fels ist. Die En-Vau-Bucht kannst Du aber auch vom Osten aus erreichen. Der Wanderweg startet an der Calanque de Port-Miou, die im Westen von Cassis liegt, führt an der Calanque de Port-Pin vorbei und dauert eineinhalb Stunden.
Im Tourismusbüro in Cassis liegen kostenlose Wanderkarten aus.
Calanque de Morgiou
Pittoresker Minihafen, umgeben von steilen Felswänden – schöner speisen geht nimmer
Calanque de Morgiou befindet sich am felsigen, nach Pinien duftenden Cap Morgiou. Die Bucht erreichst Du auf einer unglaublich steilen, gut drei Kilometer langen Straße, die allerdings von Juni bis September gesperrt ist. Dann geht es nur per pedes weiter.
Eingerahmt von einer traumhaften Felskulisse, schaukeln hier ein paar kleine Fischerboote im Minihafen und ein paar KletterInnen bezwingen die Felswände. Das urige Restaurant & Bar Nautic bietet leckere Speisen (nur in der Saison) an. Schöner, verträumter, abgelegener und ja, auch ein wenig elitärer geht’s nimmer.
Wer in der Nautic Bar reserviert hat und es nachweisen kann, darf mit dem Auto durchfahren.
Calanque de Sormiou
Labyrinthisches Bergdorf mit alpinem Hochgefühl
Calanque de Sormiou ist die größte Bucht der Calanques, die weltweit für Aufregung zumindest unter Fachleuten sorgte. 1991 berichteten die Medien von dem Taucher Henri Cosquer aus Cassis, der in der Bucht einen sensationellen Fund machte. In 36 Metern Tiefe fand er beim Tauchen einen 150 Meter langen Unterwassertunnel und gelangte von dort aus zu einer wie durch ein Wunder trocken gebliebenen Höhle, in der er Wandmalereien aus der paläolithischen Zeit (um 20.000 Jahre vor Christus) fand. Die Unterwasserhöhle heißt seitdem Grotte Cosquer, sie ist leider für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. In der Calanque de Sormiou befindet sich jedoch das Le Château, ein der Öffentlichkeit umso mehr zugängliches und dazu auch noch hervorragendes Restaurant, das neben einem fantastischen Ausblick auch ein wunderbares Mittagessen serviert. Reservierungen sind in der Saison meistens erforderlich (keine Kreditkartenannahme).
Du kannst die Haltestelle La Cayolle mit dem Bus 23 von Marseille (Metrostation Rond-Point du Prado) aus erreichen und anschließend circa drei Kilometer bis zur Bucht wandern. Wer eine Reservierung im Le Château vorweisen kann, der hat immer eine freie Durchfahrt.
Cassis
Pittoreskes Städtchen mit einem schönen Fischerhafen – Ausgangspunkt fürs Wandern, Kajaking und für Bootstouren
Das überaus reizvolle Fischerstädtchen Cassis liegt fast genau zwischen Marseille und La Ciotat. Es befindet sich inmitten der Calanques. Das charmante Cassis wird Dich ganz sicher für sich einnehmen. Schlendere einfach entspannt durch die Gassen entlang der in Pastelltönen gehaltenen Fassaden der mediterranen Häuser, vorbei an den blumengeschmückten Plätzen, hübschen Kirchen und Kapellen, oder steige zu dem höherliegenden Schloss auf und genieße das Wohlfühlgefühl, das die schöne Atmosphäre Dir bescheren wird.
In Cassis führen alle Wege irgendwie zu dem kleinen Fischer- und Jachthafen, wo pittoresk anzuschauende Boote am Kai schaukeln. Zahlreiche Cafés und Restaurants, aber auch einige nette Geschäfte haben sich hier niedergelassen und laden zu einer kleinen oder großen Pause ein.
Von hier aus kannst Du einen der phänomenalen Bootsausflüge entlang der Kalksteinküste der Calanques unternehmen und einige der fjordartigen Buchten anfahren. Die Bootstouren dauern je nach Anzahl der angefahrenen Buchten zwischen 45 Minuten und zwei Stunden. Buchbar sind hier auch Seekajaktouren, geführte Wanderungen und Tauchausflüge.
Auf Wunsch lassen Dich die BootskapitänInnen auch an bestimmten Orten heraus.