- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Das Spa Resort "Adler Thermae"ist ein erst vor wenigen Jahren eröffnetes, aus einem dreistöckigen Hauptgebäude und mehreren Anbauten bestehendes Hotel auf einer plateauähnlichen Anhöhe mitten in der Toskana. Im Hauptgebäude befinden sich der größte Teil des Spa-Bereiches, Bar und Bibliothek sowie der große Speisesaal, in den mit dem Hauptgebäude verbundenen Nebengebäuden vor allem die Zimmer und Suiten. Die Gebäude bilden einen Halbkreis, in dem sich ein großes Thermalbecken befindet, von dem man einen grandiosen Blick auf die sanfte Hügellandschaft der Toskana hat. Morgens inmitten des dampfenden Wassers zu sitzen und zu beobachten, wie langsam die Sonne aufgeht und die Landschaft in warmes Licht hüllt, ist so atemberaubend schön, dass man darüber den schmerzenden Preis - und das ist wohl der einzige wirkliche Nachteil des Hotels - beinahe vergisst. Wir haben pro Person und Woche einschließlich der Getränke und sonstige Nebenkosten fast 1. 500 EUR bezahlt, ein Preis, der alles in allem noch in Ordnung geht, aber schon an der Grenze zu "etwas zu teuer" liegt. Positiv ist indes anzumerken, dass in der Adler Thermae trotz des ihr anhaftenden Hauches von luxuriöser Exklusivität keine gezwungene Atmosphäre herrscht. So wie beim Abendessen Gäste in Anzug mit Krawatte ebenso willkommen und üblich sind wie solche in Jeans und Pullover, gehört es beim Frühstück zum üblichen Bild, das der eine oder andere im Bademantel am Tisch sitzt (was ich allerdings für ein wenig übertrieben und unpassend hielt). Das Publikum besteht aus Italienern, Deutschen, wohl auch Österreichern und Holländern. In Sachen Sauberkeit verdient das Hotel mühelos sechs Sterne, so sind zum Beispiel die Toiletten in den öfentlichen Bereichen geradezu vorbildlich. Bar und Bibliothek verströmen eine behagliche Atmopshäre, die Einrichtung des Hauses ist geschmackvoll und gediegen. Das Hotel verfügt über eine Tiefgarage, in der es schon einmal etwas eng werden kann, uns ist es allerdings immer gelungen, noch einen Platz zu ergattern. Die Adler Thermae kennt nur zwei An- und Abreisetage, nämlich Sonntag und Donnerstag. Ich empfehle, zuminest eine Woche zu bleiben und sich unbedingt die Zeit zu nehmen, den Spabereich des Hotels kennenzulernen. Hinter der Olivae-Sauna führt eine Treppe hinab in den sonst zum Baden nicht vorgesehenen Travertinsee; das eiskalte Wasser ist nach dem Saunagang ein herrliches Vergnügen. Nach Möglichkeit würde ich ein Zimmer im Erdgeschoß im - vom Outdoorthermalbecken aus gesehen - linken Anbau nehmen, so ist ein kurzer Weg zum Wasser garantiert. Man sollte sich unbedingt das Vergnügen gönnen, früh gegen 07: 00 Uhr in das - dann zumeist völlig leere - Becken zu gehen und zu beobachten, wie langsam die Sonne über der Toskana aufgeht. Die Saunen/Dampfbäder sollte man möglichst vormittags besuchen, hier stehen die Chancen gut, dass man allein ist.
Wir bewohnten ein Superior-Doppelzimmer im Erdgeschoß eines der Nebengebäude, unmittelbar hinter dem Outdoor-Thermalbecken. Während ich von der Lage im Erdgeschoß zunächst nicht begeistert war, wurde ich schnell versöhnt, als ich feststellte, dass ich durch die Terrassentür früh auf schnellstem Wege zum Thermalbecken kam (also ohne Umwege über die Hotelgänge) und unsere Terrasse zudem Morgensonne bot. Das Zimmer war ca. 35 Quadrameter groß und hatte einen geräumigen Wohnbereich, Bad mit abgetrennter Toilette und einem Fenster zum Wohnbereich. Es gab an den Zimmern nichts zu beanstanden, obgleich ich das Gefühl hatte, dass trotz der erst vor wenigen Jahren erfolgten Eröffnung Gebrauchsspuren der Vormieter doch schon recht deutlich zu erkennen waren. Die Räume sind auch nicht soooo luxuriös, wie der Preis vielleicht vermuten lassen würde, aber - wie gesagt - absolut in Ordnung, hell, geräumig, freundlich und unseren Zwecken ganz und gar entsprechend.
Die Buchung eines Urlaubs in der Adler Thermae erfolgt regelmäßig mit Halbpension, vor Ort kann dann für 16 EUR p. P./Tag noch ein Mittagsbüffet dazugebucht werden, wovon wir allerdings keinen Gebrauch gemacht haben, da wir meistens nicht da, jedenfalls aber noch vom Frühstück satt waren. Serviert werden die Mahlzeiten früh und abends in dem großen, in der Mitte glasüberdachten Speisesaal, der allerdings nie "Kantinenatmosphäre" aufkommen lässt. Am Abend werden feste Tische vergeben, womit man sich die Suche nach einem freien Platz erspart; am Morgen wählt man seinen Tisch selbst. Das Frühstücksbüffet mag auf den ersten Blick gerade für jene, die die Büffets türkischer *****-Hotels gewohnt sind, etwas "schmal" wirken, aber bei genauerem Hinsehen stellt man schnell fest, dass in der Adler Thermae das Prinzip "Klasse statt Masse" gilt. So gehört eine Reihe von Säften (Grapfruit, Orange, Apfel, Möhre, Birne...) zum Angebot, daneben besteht aber auch die Möglichkeit, sich Möhren-, Apfel- oder Orangensaft frisch selbst zu pressen. Es gibt eine Reihe sehr guter Marmeladen und Honigsorten. Rühr-, Spiegeleier und Omelette mit Schinken, Pilzen, Gemüse und Käse werden auf Wunsch frisch zubereitet, Crepes ebenso. Wurst, Schinken und Käse ist zwar nur recht wenig im Angebot, dafür aber von sehr guter Qualität. Es gibt auch zwei Sorten Kuchen, der allerdings weniger erwähnenswert ist. Wenn man etwas kritisieren will, dann höchstens, dass das Frühstücksbüffet Tag für Tag gleicht bleibt und es kaum Abwechslung gibt. Zum Abendessen sollte man stets mit sehr leerem Magen gehen, weil sonst die Gefahr besteht, dass man nicht einmal das Salatbüffet bewältigt und die nachfolgenden drei bis vier Gänge passieren lassen muss. Es wird zu Beginn des Essens eine Karte mit drei Gängen und jeweils drei Wahlmöglichkeiten gereicht, aus denen man sich ein Menü zusammenstellt, dem - nach Wunsch - der Besuch des Salatbüffets (mit großer Brotabteilung und einer riesigen Auswahl an Olivenölen und Balsamicosorten) vorausgeht und an das man einen Abstecher zum Torten- und/oder Käsebüffet anschließen kann. Der (recht teure) Wein wird leider nur flaschenweise serviert (was es praktisch ausschließt, zu den einzelnen Gängen unterschiedliche Weine zu bestellen), allerdings werden angefangene Flaschen am nächsten Abend wieder auf den Tisch gestellt. Die a-la-carte-Gänge bieten neben einheimischer und leichter Kost auch exotische Gerichte, jeweils sehr geschickt zusammengestellt und hervorragend und mit viel Liebe gemacht. Das Tortenbüffet stellt seine türkischen Pendants mühelos in den Schatten, einfach, weil der Kuchen bzw. die Torten zumindest teilweise weniger cremig sind und die Auswahl besser ist. Mein Tip: Um das Käsebüffet nicht hoffnungslos übersättigt probieren zu müssen, bereits zum Salat und Brot etwas Käse und ein Glas mit Olivenöl mitbringen und gleich am Anfang diese Köstlichkeiten probieren. Die Bar bietet eine Reihe von Getränken, die aber - von Espresso einmal abgesehen - etwas zu teuer sind. Nachmittags wird hier auch eine Art Kuchenbüffet serviert, das aber nicht von überdurchschnittlicher Qualität ist.
Die Angestellten in der Adler Thermaer sind im Regelfall jederzeit höflich, freundlich und kompetent. Natürlich gerät man einmal an einen etwas lustlosen Kellner und einmal an einen, der ein wenig überfordert wirkt. Das sind jedoch Ausnahmeerscheinungen, die nichts daran ändern, dass man sich im Hotel sehr wohl fühlt. Das System der Zimmereinigung ist ebenso schwer zu durchschauen wie in anderen Hotels auch; manchmal sind die Räume gegen Mittag fertig, mal erst gegen 14 Uhr. Die Verständigung mit den Angestellten kann oft auf Deutsch, jedenfalls aber auf Englisch erfolgen.
Die Adler Thermae liegt keine drei Fußminuten von dem kleinen Dorf Bagno Vignoni entfernt, das seine Bekanntheit seiner Thermalquelle und dem Umstand verdankt, dass ein historisches, großes Thermalbad genau an der Stelle liegt, an der an sich der Marktplatz zu finden sein müsste. Natürlich wird dieses Thermalbad längst nicht mehr genutzt, obgleich es noch immer mit - nicht ganz sauberem - warmen Wasser gefüllt ist. Auch im übrigen bietet Bagno Vignoni außer hübschen Häusern und ein paar kleinen Lädchen nicht allzuviel. Montalcino ist etwa fünfzehn Kilometer, Montepulciano etwa 24 Kilometer entfernt, Siena, die nächste größere (und eine wunderschöne) Stadt etwa vierzig Kilometer und damit eine knappe Autostunde. Da im Hotel Halbpension angeboten wird und das Abendmenü aus noch auszuführenden Gründen ebensowenig wie das wunderbare Frühstück versäumt werden sollte, ist das Hotel als Ausgangspunkt für einen Besuch von Florenz leider nur bedingt geeignet, da pro Strecke ca. zwei Stunden zu veranschlagen sind. Wir haben die Uffizien besucht (für die man allein mindestens einen Tag, eher zwei benötigt), von einer zweiten Fahrt nach Florenz aber abgesehen. Die teilweise sehr bekannten Dörfer in Hotelnähe sind ihrerseits stets eine Reise wert und gut zu erreichen, wobei das Hotel selbst schon so viele Annehmlichkeiten bietet, dass man gut und gern eine Woche dort verbringen kann, ohne das Gefühl zu haben, "einmal raus zu müssen". Die Anfahrt ist, von der Autobahn über Florenz kommend, sicherlich etwas mühselig, da ein großer Teil der Strecke über kurvige Landstraßen und durch kleine Dörfer führt, aber die Schönheit der Landschaft entschädigt für die Mühe. Beim ersten Mal mag das etwas versteckt in einem ehemaligen Steinbruch gelegene Hotel nicht so ganz einfach zu finden sein, aber diese Lage macht ja gerade auch seinen Reiz aus.
Beliebte Aktivitäten
- Wellness
- Sport
Die Adler Thermae bietet neben dem großen Outdoorthermalbecken auch ein Innenthermalbecken, das ich aber nie besucht habe, und einen temperierten Outdoorswimmingpool, in dem man auch im Oktober früh am Morgen ohne weiteres seine Bahnen ziehen kann. Die Saunalandschaft ist für ein Hotel absolut überdurchschnittlich. Einziger Kritikpunkt: Eine wirklich "heiße" Sauna ist nicht dabei, selbst die klassische finnische Sauna wurde nur bis auf ca. 75 Grad geheizt. Daneben gibt es zwei Dampfbäder und ein Caldarium. Die Saunen und Dampfbäder sind mit Liebe zum Detail gebaut und eingerichtet worden, man fühlt sich darin sehr wohl, und auch die Ruheräume sind höchst einladend. Angenehmerweise wird der Spabereich zumindest am Vormittag und frühen Nachmittag nur spärlich besucht, d. h. man hat gute Chancen, in der Sauna allein zu sein. Das Hotel stellt Bademäntel (mein Tip: lieber den eigenen von zu Hause mitbringen), Handtücher und Badeschuhe (mein Tip: wie gerade eben), außerdem eine Badetasche zur Unterbringung aller Utensilien, so daß man bequem vom Zimmer im Bademantel in den Spabereich gehen kann. Leider sind die Öffnungszeiten eher ungünstig, morgens geht es zu spät los (10. 00 Uhr), abends wird zu zeitig geschlossen (20. 00 Uhr). Da lobe ich mir Öffnungszeiten wie im Hamburger Sofitel (06. 00 - 22. 00 Uhr). Etwas abgelegen und versteckt verfügt das Hotel über einen Multifunktionssportplatz, der u. a. als Tennis-, Fußball- und Basketballplatz genutzt werden kann, aber wohl kaum genutzt (und deshalb auch nicht sonderlich gepflegt) wird. Ferner gibt es im Hotel einen Internetpoint, an dem man jeweils für ca. 15 Minuten (dann wird die Verbindung gekappt, um anderen Interessenten Platz zu machen) surfen kann, auf den Zimmern steht ein LAN-Anschluss für ca. 6 h/Stunde zur Verfügung.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im September 2008 |
Reisegrund: | Wandern und Wellness |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Peter |
Alter: | 31-35 |
Bewertungen: | 94 |