- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Steht man vor dem Hotel Vime Club Venus, ist der erste Eindruck zunächst bedenklich. Die Immobilie ist etwas verwittert, verbunden mit den Erfahrungen aus so mancher Internet-Hotel-Bewertung war ich geneigt, meine Ansprüche noch ein wenig zurückzuschrauben. Das ist jedoch ein Fehler !! Sicherlich entspricht auch die Eingangshalle nicht der eines deutschen 3-Sterne-Hotels, jedoch bereits der erste Kontakt mit einem Tunesier - einem netten Herren, der mit den Koffer abnimmt - entspannt die Gesichtszüge. Höflich, freundlich, unaufdringlich, wie man es von wesentlich höher gestuften Hotels gewohnt ist. Zurück zum Gebäude. Nach dem ersten Rundgang ist mein Eindruck: In dieser Region war das "Venus" vielleicht das erste Hotel überhaupt (gebaut 1985), und damals hat es in Puncto Größe und Klasse sicherlich Maßstäbe gesetzt. Während sich an der Klasse der Anlage nichts geändert hat, ist die Bausubstanz etwas in die Jahre gekommen. Aber nach wiederholtem Wechsel der Geschäftsführung werden nun permanente, geschmackvolle Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, was der Hoffnung Ausdruck verleiht, dass das Hotel schon in kurzer Zeit locker einen halben Stern hinzubekommen könnte. Denn einen anderen Makel habe ich in 2 Wochen auch bei genauem Hinsehen nicht feststellen können. Die Außenanlage ist fantastisch. Dass sich da in der Hauptsaison über 700 Gäste aufhalten ist kaum vorstellbar. Alles ist so weitläufig, dass sich die Menschenmassen verlieren, am Hauptpool, am Nebenpool, in den beiden Kinderpools, am Strand und natürlich bei der vielfältigen Animation oder bei den angebotenen Touren in die Umgebung. Und es macht einfach Spass, die Angebote zu nutzen und sie entsprechend auf sich wirken zu lassen. Eine kleine Enttäuschung ist für manche vielleicht der erste Blick ins Zimmer. Es ist völlig einfach gestaltet, die Möbel aus der Bauzeit des Hotels, ausser einer leicht klappernden Klimaanlage (läuft sie den ganzen Tag bringt sie abends dennoch echte Erleichterung) keine besonderen Annehmlichkeiten, eine Lampe am Bett ohne Birne, die Verkleidung der Balkon-Lampe fehlt ganz. Die Badezimmer-Armaturen etwas antiquiert und teilweise mit Patina überzogen. Ein Problem ? Nicht für uns !! Erstens war alles supersauber und hygienisch okay (im ganzen Urlaub haben wir in der ganzen Hotelanlage nicht eine Kakerlake gesichtet) und im Zimmer haben wir uns im Wachzustand aufgehalten von 9. 30-10. 00 für die Morgentoilette, von 17. 30 - 19. 00 Uhr für die Abendtoilette und von 00. 30-00. 45 für das Zubettgehen. Und in den Betten haben wir fantastisch geschlafen. Die gesamte Versorgung in Bars und Restaurant kann ich nur als perfekt bezeichnen. Dass wir auf viele Gäste trafen, die sich über alles beschweren mussten (z. B. dass die Kellner in der Bar nicht schnell genug seien, das Essen nicht abwechslungsreich genug und zu wenig gewürzt, die Animation zu eintönig und zu wenig professionell oder die Musik zu laut) ließ mich eher schmunzeln. Bei manchen Gästen hat man den Eindruck, sie wollten nicht in ein fremdes Land mit anderen Kulturen fahren, sondern erwarteten, dass alles "ur-deutsch" zugehen müsse. Das zeigte sich besonders auch im Restaurant, wo der überwiegende Teil auch der deutschen Gäste bevorzugt Pasta mit Tomatensauce oder Rinderbraten mit Kartoffeln und Erbsen/Möhren-Gemüse wählten und sich beklagten, dass es keine Brötchen mit Erdbeermarmelade und Schwarzwälder Schinken gab. Überhaupt das Essverhalten mancher Leute ... Ein Mangel des All-In-Konzeptes: Die Leute laden sich die Teller zum bersten voll, obwohl alles immer wieder reichlich nachgebracht wurde, und lassen dann 70 % auf dem Teller zurückgehen. Besonders schmerzlich beim nachmittäglichen Kuchenbuffett, wenn dann doch ganz am Ende nichts mehr da ist, aber auf allen Tischen in der Bar noch Teller mit 3-4 Stücken verwaist rumstehen. Die Probleme liegen eher selten bei den Einheimischen ... Tip 1: Bringen Sie den Tunesiern den Respekt entgegen, den Sie selber erwarten, dann haben Sie in dem Hotel den Himmel auf Erden. Sicherlich bringt ab und zu ein Dinar Trinkgeld (der Durchschnitts-Tunesier verdient 250-300 Dinar im Monat) Vorteile, aber mehr bringt faire und freundliche Behandlung. Tip 2: Fürs Telefonieren nutzen Sie nicht Ihr Handy oder die Rezeption, sondern gehen Sie 100 m vor das Hotel, da sind Telefonzellen und man telefoniert für 1 Dinar 4 Minuten nach Deutschland, auch auf Handies. Tip 3: Nutzen Sie die Quad-Tour und das Piratenschiff (gehen Sie da auf die 2-mastige Phoenician). Manche mögen das Piratenschiff albern finden, wir fanden Musik, Animation, Essen, besonders das Schwimmen im offenen Meer einfach geil. Tip 4: Wenn Sie kulturbeflissen sind, fahren Sie nach Tunis-Carthago-Sidi Bou Said. Diese Tour ist wertvoll, da man plötzlich die "glorreiche" Römische Geschichte aus einem ganz anderen Blickwinkel sieht. Tip 5: Auch gerade die großen Reiseanbieter empfehlen in der Hauptsaison die Wüstentouren. Machen Sie es nicht ! Die Wüste ist vor Oktober unerträglich heiss und bringt allenfalls den Reiseleitern vor Ort Provisionen. Tip 6 (am wichtigsten): Relaxen Sie, entspannen Sie sich, sehen Sie Afrika, wie Afrika ist und entfernen Sie sich von deutschen Maßstäben. Sie haben Urlaub, Sie haben viel Geld bezahlt, aber bleiben Sie Mensch. Dann ist Tunesien und das Hotel Venus der ideale Anlaufpunkt.
Die Zimmer sind einfach und ohne Besonderheit, aber ihre Nutzung wurde oben schon beschrieben. Daher macht die Qualität des Zimmers allenfalls 1 % der Bewertung dieses Urlaubs aus. Aber alles ist supersauber, das ist doch wohl das wichtigste. Jeden Tag gibt es neue Handtücher, man kann die freundlichen Putzfrauen auch auf weitere ansprechen und bekommt sie ohne Klage. Überhaupt wird in dem Hotel nichts abgelehnt, was irgendwie machbar ist, welch wohltuender Unterschied zu der Service-Wüste Deutschland. Manches klingt auch zunächst befremdlich: In anderen Bewertungen des Hotels wurde geschrieben, dass es strikt verboten ist, Lebensmittel und Getränke von aussen in das Hotel zu bringen. Stimmt, die Schilder hängen überall !! Wir haben aber ausserhalb Wasser, Cola, Pfirsiche und andere Früchte für kleinstes Geld gekauft und wurden am Tor überhaupt nicht kontrolliert. Eigentlich sollte man die Kontroll-Mentalität der Tunesier schon am Flughafen begreifen, wo alles Handgepäck nochmals durch einen Scanner läuft, aber niemand hinsieht. Und genauso geht es auch im Hotel weiter. Dass es im Zimmer keinen Fernseher gab führte allenfalls dazu, dass ich gleich nach Rückkehr aus dem Urlaub einfach keine Lust auf Fernsehen hatte, und das bewerte ich nur positiv.
Die gesamte Gastronomie des Hotels kann nur als erstklassig bezeichnet werden. Frühstück, Mittag- und Abendessen sind sehr umfang- und abwechslungsreich, optisch ansprechend dargereicht und geschmacklich ausgesprochen lecker. Für Leute, die Angst vor der fremden Küche haben, gibt es bei jedem Menü entweder Pasta mit Tomatensauce oder Pommes Frites (komischerweise ernährten sich mehr als die Hälfte der Gäste fast ausschließlich davon, vermutlich die, die an allem am meisten auszusetzen haben). Aber gerade die tunesischen Gerichte haben bestens geschmeckt. Zwischen den Hauptmahlzeiten wurden in der Bar noch Kleinigkeiten wie Croissants (morgens von 9. 30-11. 00) oder Sand- und Marmorkuchen (16. 00-17. 30) gereicht. Kaffee und Tee bekommt man rund um die Uhr. Die All-In-Abwicklung führte zu viel Kritik, teilweise sicher berechtigt. Der Gast bekommt eine kleine Check-Karte und muss die an den Bars vorweisen (nicht bei Mittag- und Abendessen). Die Karte wird dann durch die Kasse gezogen, was natürlich insbesondere in "Stoßzeiten" zu Wartezeiten führt, was einige Gäste nicht akzeptieren wollen (Haben wir Urlaub oder stehen wir nur noch unter Stress ???). Berücksichtigt man jedoch, dass in den letzten Jahren das Management mehrfach wechselte (warum wohl ?), ist doch klar, dass irgendjemand irgendwann mal einen Überblick über die Kosten des All-Inclusive bekommen will. Und wenn das der einzige Punkt ist, an dem man sich kritikmässig aufhängen will, dann ist das Venus ein Top-Hotel.
Jeder Mitarbeiter im Unternehmen ist freundlich, verbindlich, unaufdringlich. Niemand hat nach einer guten Leistung auch nur verstohlen auf Trinkgeld gewartet, es wurde daher umso lieber gegeben, was unaufdringlich aber bemerkbar zu einer sanft bevorzugten Behandlung geführt hat. Respekt ist das Zauberwort ! Behandelt man die Mitarbeiter dort wie Kollegen bei der Arbeit, so kommt das auch zurück. Schlechte Behandlung erfuhren vielleicht die Touristen, die sich wie die Könige aufspielten, ständig nur meckerten und forderten und bei den Mitarbeitern so durch's Sieb fielen. Bei respektvollem Umgang kamen herrlich kreative Zimmermädchen heraus, Bar-Kellner, die auch mal über sich und ihr Leben plauderten und immer für Scherze aufgelegt waren, Animateure in Hochform und andere Annehmlichkeiten, die sich eher im Kleinen als im Großen vollzogen. Mein Respekt gilt allen Angestellten, die tagtäglich dieses Gemeckere klaglos erdulden müssen.
Die Lage der Anlage ist einfach nur perfekt. 2 große Pools, 2 Kinderpools, riesige Rasenflächen, gepflegte Flora mit blühenden Pflanzen an den Wegen, geschmackvoller Beleuchtung nachts, Super-Sandstrand (die Liegen dort haben wir nie benutzt, weil wir lieber auf Badetüchern im Sand liegen, die Schirme waren auch am Strand kostenlos), weitläufige Sportanlagen wie Fussball- und Tennisplätze, separater Bogenschießbahn, Boccia-Bahn, hier kann man sich nur wohlfühlen.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Zunächst an dieser Stelle ein Super-Dank an die Animation. Mädels, Jungs, ihr macht da einen tollen Job. Tagsüber wird im Poolbereich (nicht am Strand !) deutlich, aber unaufdringlich zu Aktivitäten aufgefordert (Dart, Boccia, Bogenschießen, Wassergymnastik, Wasserball, Clubtanz, Fußball, Beach-Volleyball, Poolspiele). Zunächst eine Ansage über die Lautsprecher-Anlage, dann gehen die Animateure auch freundlich herum und fordern auf. Geht der Nachmittag langsam zuende, gibt es auf der Bühne einen kleinen Tanzkurs (Cha-Cha oder Salsa), danach folgt eine intensive Aerobic-Einheit. Da das jeden Tag von einem anderen Animateur mit unterschiedlichen Schwerpunkten gemacht wird, kann man hier problemlos die Kalorien des Mittags abarbeiten. Nach dem Abendessen sollte man sich baldig einen Platz vor der Bühne sichern. Um 21. 00 beginnt das - leider jeden Abend gleiche - Kinderprogramm, zunächst eine Polonaise der Kinder durch die Tischreihen, danach vor der Bühne 6 Lieder in unterschiedlichen Sprachen, bei denen die Kinder die dann noch überschüssige Energie mit Tanzspielen abreagieren können. Nach einer kleinen Pause kommt das Erwachsenen-Programm. Das wechselt täglich, in 2 Wochen gab es nicht eine Wiederholung und bringt mal Cabaret, mal Showeinlagen der Animateure, öfters wird das Publikum integriert, was zu wahnsinnig viel Spass führt. Die teilweise artistischen Vorführungen der Animateure führen zu viel Beifall, wer sich hier über Qualität beklagt, kennt die Hintergründe von Animation und seinen Begleitumständen nicht. Immer wieder werden auch Bingo- oder Tombola-Spiele eingestreut. Hintergrund hier: Das Animateurteam muss sich sämtliche Ausstattung selber erarbeiten und verdienen, das Hotel stellt nur die Bühne und das technische Equipment. Berücksichtigt man dies, sind 2 oder 4 Dinar (1, 20/2, 40 Euro) am Abend für ein Bingo-Spiel gut angelegtes Geld (Kleine Episode am Rande: Ein russisches Paar gewann nicht beim Bingo und forderte anschließend seinen Einsatz zurück !?!?). So kann es auch vorkommen, dass man von Animateuren angesprochen wird, ob man ihnen für eine Vorführung einmal ein Kleid, einen Lippenstift oder andere persönliche Habe überlässt. Aber die Unterhaltung sorgt dafür, dass es völlig überflüssig ist, abends das Hotel zu verlassen und nach anderer Unterhaltung Ausschau zu halten. Ach so, der Einwand eine anderen Bewertung, dass man gelegentlich gern Oropax dabei hätte, ist schon berechtigt, aber laute Musik heizt eben mehr ein. Für Tennisspieler gibt es daneben noch 4 ordentliche Plätze und einen Trainer. Und letztlich werden einige Ausflüge angeboten (Vorsicht: Die Verkäufer der Touren wissen genau, wer neu gekommen ist und sprechen diese Neulinge sofort an. Hat man dann noch kein tunesisches Geld gewechselt, nehmen sie auch Euro, aber damit fährt man meist schlechter).
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im Juli 2007 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Frank |
Alter: | 51-55 |
Bewertungen: | 3 |