Nach rund 15 Türkei-Urlauben in meist guten bis sehr guten Hotels kann man auch mal Pech haben, dachten wir uns nach zwei Wochen im Delphin Botanik. Mit den Bewertungen auf Holidaycheck sind wir immer "gut gefahren" - bis heute. In den Glanzzeiten dieses Hotels war Beckenbauer noch Bundestrainer und die DDR zeigte erste Auflösungserscheinungen. Heute sind die Gebäude in Anbetracht der fünf Sterne und des Preises schlichtweg nur noch eine Zumutung. Fast überall roch es modrig, was den überwiegend osteuropäischen Gästen (ca. 90 Prozent) jedoch nichts auszumachen schien. Mein Sitznachbar auf dem Rückflug, der zufällig vor zehn Jahren dort zu Gast war und von gleichen Erfahrungen berichtete, formulierte es deutlicher: "Das Ding gehört abgerissen und komplett neu aufgebaut". Sehr schön war in der Tat der üppige Garten der Hotelanlage mit meterhohen exotischen Gewächsen, was sicherlich nicht zuletzt der ebenfalls üppigen Menge an Pestiziden zu verdanken ist, mit der er allabendlich benebelt wurde. Trotz der beschriebenen Missstände haben wir das Beste aus den zwei Wochen gemacht und den Urlaub - so weit es ging - genossen. Noch mal werden wir aber nicht ins Delphin Botanik reisen. Für das Geld erwartet man doch etwas anderes. Vor zwei Jahren waren wir im Club Grand Side / Grand Aqua und letztes Jahr checkten wir im Hotel Gypsophilia (zwei Häuser neben dem Delphin Botanik) ein. Beide boten einen höheren Standard und schöne Zimmer.
Wie eingangs erwähnt, riecht man in vielen Ecken der 1988 eröffneten Anlage Moder. So auch in dem Zimmer, das wir bei unserer Anreise nachts bezogen. Am Morgen fanden wir unter dem Bett und im Schrank Schimmelflecken, woraufhin wir in ein anderes Gebäude umzogen. Hier roch es zunächst nach Raumspray, erst nach einem Tag kam auch hier ein Modergeruch zum Vorschein. Bei einem erneuten Erscheinen an der Rezeption, wurden wir auf den nächsten Tag vertröstet. Da wir zwischenzeitlich aber die Koffer ausgepackt und uns irgendwie an den Geruch gewöhnt hatten (der nicht so intensiv wie im ersten Zimmer war), wechselten wir nicht mehr. Zumal wir beim Zustand der Gebäude auch keine Hoffnung hatten, ein Zimmer ohne Modergeruch zu bekommen.
Das Hotel hat mit Abstand das beste Getränkeangebot, das wir seit Jahren in einem türkischen Hotel kennengelernt haben. Neben einer Vielzahl alkoholfreier (Original-) Getränke ließ die Palette an Alkoholika keinen Wunsch offen. Efes-Pilsener in heller, dunkler und light-Version, Wodka, Raki und frisch gemixten (nicht vorgemischten) Cocktails. Harald Juhnke (Gott hab ihn selig) wäre in seinem Element gewesen. Das waren aber leider auch einige Gäste aus Russland, die schon beim Frühstück nach den neben den Säften platzierten 2-Liter-Wodkaflaschen griffen und andere, die den Kinderpool derart anziehend fanden, dass sie ihr Trinkgelage dort ins Wasser verlegten und sich gegenseitig mit Bier übergossen, das vom Personal der dortigen Bar bereitwillig nachgeliefert wurde. Vorsicht ist bei den Honigmelonen geboten: Am ersten Abend freuten wir uns, als die Bedienung und eine ausgehöhlte Melone brachte, die mit Sternspritzern dekoriert und mit einem Cocktail gefüllt war. Auch am nächsten Abend ließen wir uns die Aufmerksamkeit schmecken. Extra für uns ausgehöhlt - toll. Am dritten Abend wurde ich misstrauisch und nahm die Frucht mal etwas genauer unter die Lupe. Leider musste dabei ich feststellen, dass die Melonen tatsächlich mehrfach verwendet werden, wie die vielen Einstichlöcher der Sternspritzer belegten. Und ich dachte, es sei Fruchtfleisch Das Essensangebot ist gut und entspricht dem türkischen Standard. Leider ist es jedoch nicht sehr abwechslungsreich. Nach einer Woche hatte ich bereits keine große Lust mehr auf ungewürzte Chicken-Wings und Fischspieße. Das Frühstück wurde uns leider immer wieder von unzähligen Spatzen verdorben. Der Außenbereich des Restaurants wurde allmorgendlich von rund 100 dieser Biester heimgesucht. Es war fast unmöglich, einen Stuhl zu finden, der nicht versch war. Einer von uns musste immer am Tisch sitzen bleiben, da die kleinen Monster sonst über das Essen herfielen. Beim Mittagessen am Hauptpool konnten wir in den zwei Wochen keinen Wechsel der Speisen feststellen. Auch hier hatten wir nach einer Woche keine Lust mehr und beließen es mittags bei einem Fladen an der Poolbar. Zum Essen bleibt abschließend zu sagen, dass die Speisen gut und vielfältig sind. Einem Fünf-Sterne-Standard entspricht es aber nicht mehr. Da haben andere Hotels zwischenzeitlich mehr zu bieten.
Am Service gibt es nichts auszusetzen!! Das Personal ist sehr zuvorkommend und bemüht. Man muss nie auf eine Bedienung warten. Vom Kellner bis zum Zimmermädchen haben wir ausschließlich positive Erfahrungen gemacht.
Das Hotel liegt direkt an einem mit grobem Kies bedeckten Etwas, das im Reisekatalog als Strand beschrieben wird. Ohne Schuhe im wahrsten Wortsinn ein "No Go". Die Wege zum Bootsanlegesteg und zu den Liegereihen sind aber mit alten Teppichen ausgelegt. Man hatte also die Wahl zwischen dauerfeuchten Bakterienkulturen, schmerzenden Füßen oder Schuhen. Die Anlage liegt direkt an einer Küstenstraße, in einer Reihe weiterer Hotels. Zu Fuß ist in ca.15 Minuten lediglich eine Ladenstraße erreichbar, in der die üblichen Designerstücke - natürlich original - verkauft werden. Das Hotel bietet aber einen Bus-Service, der nach einem festen Plan und vorheriger Anmeldung die umliegenden Städte anfährt. Dort findet man dann Ladenstraßen, in denen auch die üblichen Designerstücke - natürlich original - verkauft werden. Wenn man dazu bereit ist, den doppelten Preis für die Urlaubsmitbringsel zu bezahlen, wird man auch im Hotelshop fündig.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Das Hotel verfügt über einen ganz nett bestückten Fitnessraum. Sportangebote haben wir nicht genutzt. Die Animateure sind unauffällig, sprechen einen Mix aus Türkisch, Russisch, Deutsch und Englisch und sind nur am Hauptpool aktiv. Sehenswert sind die externen Tänzer und Akrobaten, die ab und zu in der Anlage auftreten. Auch die Pools haben bereits das letzte Drittel ihrer Lebensdauer erreicht und zeigen erste Zerfallserscheinungen. Der Delphin-Pool versprüht den Charme eines Sanatoriums auf der Krim. Die Wasserrutschen sind nett, nur der Aufstieg ist aufgrund der glatten Fliesen sehr gefährlich. Auch die Pflege der Pools ist eher mangelhaft.
| Infos zur Reise | |
|---|---|
| Verreist als: | Familie |
| Dauer: | 2 Wochen im Juni 2011 |
| Reisegrund: | Strand |
| Infos zum Bewerter | |
|---|---|
| Vorname: | Volker |
| Alter: | 41-45 |
| Bewertungen: | 6 |

