- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich in den letzten vielen Jahren bereits 4 von 5 Sternen bei Holiday Check erworben habe und mich stets um eine sachliche und hilfreiche Beschreibung bemühe. Das Hotel wirbt damit, in 2014 einen Holiday Check-Award bekommen zu haben- doch waren Deutschlands Fussballer seinerzeit auch Weltmeister und haben einen ähnlichen Absturz vollzogen. Es ist erfreulich, dass der Vorredner sich im Urlaub dort wohlgefühlt hat. Die beiden Beiträge davor aus dem selben Monat treffen es dennoch wesentlich realistischer: Das Hotel ist im jetzigen Preis-Leistungsverhältnis eindeutig nicht mehr zu empfehlen. Wir waren auch im Vorjahr dort und der Standard hat sich nochmal deutlich verschlechtert. 4 Sterne sind auf gar keinen Fall mehr gerechtfertigt. Wer erstmals hinkommt mag von der wirklich schönen Anlage so beeindruckt sein, dass er über alle anderen Mängel hinweg sieht. Beeindruckend sind die zahlreichen schönen Poolanlagen. Der im hinteren Bereich liegende Relaxpool bietet hingegen kaum Erholung, weil die russischen (Groß-) Eltern ihre Kinder ungeniert herumschreien lassen. Dort sind aber auch die Liegen leider so schlecht, dass man nach kurzer Zeit erhebliche Kreuzschmerzen bekommt. Das Hotel wird merkwürdigerweise von zwei unterschiedlichen Anbietern genutzt, einem französischen sowie einem nicht-französischen. Man hat separate Animationsteams, separate Strände (mit separatem Volleyballplatz) und sogar unterschiedlichen Armbändchen zur Unterscheidung. Leider gehören die wenigen Deutschen (ca. 25 von 1.000 Gästen!) zum klar schlechteren Part. Ohnehin gibt es längst keinen deutschen Animateur mehr, sondern nur eine (freundliche) Tschechin- der Rest sind alles Russen. Nein, viel Freude kommt wirklich nicht auf wenn schon morgens das "Kalinka Kalinka" aus den Bassboxen dröhnt: Urlaub auf der Krim. Im Sommer nehmen wir das Abendessen nach Möglichkeit im Außenbereich ein. Leider feiern direkt darüber die Franzosen regelmäßig extrem lautstarke Animationsveranstaltungen, bei denen nach wenigen Sekunden Musik eine französische Frauenstimme zehn Minuten lang herumplärrt, so dass jedes Tischgespräch unmöglich wird. Die tunesischen Bediensteten tun uns aufrichtig leid. Sie hören kein freundliches Wort von den Russen, kein Bitte oder Danke- nur ein kommandoartiges "Dawai!" im Befehlston. Trinkgeld geben diese Gäste ohnehin keins.
Nach einem zunächst angebotenen indiskutablen Zimmer direkt in der Animationszone bekamen wir am nächsten Tag ein sehr ruhiges im hinteren, modernisierten Hotelbereich- wenngleich ganz am Ende der Anlage. Die Betten sind prima, Klimaanlage funktionierte. Minibar wurde erst gar nicht bestückt, in der zweiten Woche nur auf Nachfrage mit einer Flasche stillem Wasser. TV mit ARD und ZDF, wenngleich schlechtes Bild. Kein W-Lan am Zimmer möglich. Zimmertüren sind nur mit lautem Krachen zuzuziehen. Die Raumpflege war hervorragend und super freundlich. Wer im hinteren Bereich des Hotels untgergebracht ist, muss sich leider durch zahlreiche verwinkelte Flure kämpfen. Da man an fast allen wichtigen Kreuzungen vergaß, Hinweise Richtung Rezeption/Lobby anzubringen irren viele Gäste anfangs orientierungslos herum. Auch diese Anregung wurde leider gar nicht erst aufgenommen.
Nein, für ein 4-Sterne-Hotel indiskutabel. Eher eine Mischung aus Jugendherberge und Werkskantine. Täglich Blumenkohl, Karotten, Kartoffelpürree, Erbsen in den Buffets; auf dem Grill er immer gleiche Fisch, tiefgefrorene und schnell verbrannte Hamburgerpatties und Turkey in allen Varationen. Mehrfach sogar einfach nur gegrillte Wurstscheiben. Trockenes Artischockengestrüpp ohne Herzen- das kann man gar nicht verzehren. Wer nach acht Uhr abends kommt findet oft nur noch leere Schüsseln vor. Auf Nachfrage wurden diese dann nicht mal mehr aufgefüllt sondern mitsamt Wärmeplatte abgebaut und entfernt. Wäre es der allererste Tunsienurlaub gewesen, hätten wir das vermutlich als Standard akzeptiert. Da wir aber fast alle Hotels an der Zone Touristique von Midoun kennen sind wir wesentlich bessere Verpflegung gewohnt. Doch es ist logisch: Die ca. 800 russischen Gäste überladen unverändert ihre Teller, die sie überfüllt zurücklassen. Wenn nur vier Gäste vor dir stehen sobald ein randvoller Pommesfrites-Korb aus dem Öl kommt passiert es, dass diese Vier mit den 3 Pfund Fritten auf mehreren Tellern los marschieren und du wartest wieder mal. Kein Restaurantchef kann da mit seinen Budgets auskommen und muss einsparen. Uns berichtete er, dass er im Dauerclinch mit seinem Hoteldirektor liegt, aber keine Unterstützung von diesem bekommt.
Nach 15 Djerba-Urlauben klar der schlechteste Service ever. Das Personal im Restaurant wurde reduziert und ist bei voller Belegung total überfordert; der Kellner nur noch für das Abräumen zuständig. Als Einzelperson hast du kaum eine Chance, während des Frühstücks noch etwas Fehlendes zu holen- alles ist trotz offensichtlich nicht abgeschlossener Mahlzeit und persönlichen Utensilien auf dem Tisch sofort wieder abgeräumt. Trotz viel Trinkgeld und bestmöglicher Freundlichkeit mussten wir bei eigentlich jeder Mahlzeit im Außenbereich den Tisch selbst eindecken, Getränke im Innenbereich selbst holen. Es fehlte eigentlich immer etwas: Kein Tisch frei, immer wieder kein Besteck, morgens keine Tassen, keine Gläser. Endloses Schlangestehen an den Buffets, so dass bis zum eigentlichen Essen alles andere kalt war, was man zuvor holen konnte. Alleine um ein Getränk zu erstehen brauchte es viel Geduld; immer kleinere Gläser (teils sogar in winzigen Cocktailgläsern- siehe Fotos!) ließen das ohnehin mäßig gekühlte Bier noch wärmer werden. Auf Nachfrage ließ uns der Restaurantchef wissen, das sei bei All inclusive nun mal üblich. Nun, in den letzten 14 Jahren war es Gottlob nicht üblich, denn wir wurden immer zuvorkommend und stets aufmerksam bedient. Einzig an der wunderschönen Haupt-Poolbar klappt der Service hervorragend. Vitti und Jozef bieten überragenden Service mit guter Laune und beeindruckender Freundlichkeit, und bei Engpässen hilft sogar der fleißige Animationschef Zizou routiniert mit aus. Und es gibt lecker gekühltes Bier. Hier können wir sechs von sechs Sonnen geben. Leider ist das dort eingesetzte neue Mobiliar offenbar sehr billig in China eingekauft worden, denn täglich mussten zerbrochene oder durchgeplatzte Stühle aus dem Verkehr gezogen werden. Und da die Russen grundsätzlich mit mindestens zehn Mann auftreten, waren oft gar keine Plätze zu bekommen. Die Mittagsanimation ist leider extrem laut und weit über der gesundheitlich unbedenklichen Lärmschwelle angesiedelt. Auch in diesem Jahr war es problematisch, mal an ein frisches Strandhandtuch zu kommen. Wenn die zahlreichen Russenkinder einmal in den Pool springen und dann gleich wieder ein frisches Tuch holen, versagt das System schnell. Nahezu keine einzige Sonne hat die Kommunikation mit den Anlaufstellen verdient. Weder Desk Managerin- noch Manager halfen wirklich bei Problemen- statt dessen gab es Blumen und einen Obstkorb aufs Zimmer, den wir dankend zurückbrachten: Wir wollten keine Zusatzleistungen ergaunern sondern nur die Erfüllung der Mindeststandards. Die Concierge zeigte viel Verständnis, geht aber auf fast keine Kritik ein und ist nur für Beschwichtigung zuständig. So fiel nach wenigen Tagen bis zur Abreise das komplette W-Lan aus und sie versuchte uns noch weis zu machen dass sie keine Probleme habe. Wir mussten uns wie viele andere Gäste eine tunesische SIM-Karte kaufen, um mit unseren Kunden und Familien in Kontakt zu bleiben. Erfreulicherweise ist das im kleinen hoteleigenen Markt mit 16 Euro bei 3 GB Datenvolumen kein Problem. Für ein 4-Sterne-Hotel dennoch indiskutabel. Ein altbekanntes Ärgernis: Die Liegenreservierer. Manche Russen sind inzwischen so dreist und okkupieren die kleinen überdachten Plattformen gleich für den ganzen Urlaub, in dem sie alles mit eigenen Utensilien versehen als wäre es ihr Eigentum. „Kann gar nicht sein! Die Security ist angewiesen jeden Abend um 21 Uhr alles abzuräumen was übrig blieb!“ meinte die auch hier ahnungslose Concierge. Gar nichts geschieht- man will es sich schließlich nicht mit den Russen verderben. Ziehst du hingegen deine morgens um 5:00 Uhr mühsam erkämpfte Liege ein paar Meter näher zum Strand, marschieren gleich mehrere Security-Sheriffs auf und weisen dich in die Schranken. Ohnehin werden die Liegen stets mit wertlosen eigenen Klamotten reserviert, weil man mit den Strandlaken zusätzliche Liegen am Pool für sich sichert. So kann man flexibel auf jedes Wetter reagieren, und der Ehrliche ist wie immer der Dumme- er kann um fünf Uhr im Urlaub aufstehen und den alten Russinnen im Nachtgewand zusehen, wie sie gegen sechs Uhr morgens 4-5 Liegen reservieren und vor elf Uhr mittags nicht wieder erscheinen.
Die Lage des Hotels nur 30 min vom Airport ist sehr schön. Wir erledigen den Transfer zum und vom Hotel für 15 Dinar (=fünf Euro) per Taxi, das klappt reibungslos. Die Hotelumgebung bietet hingegen fast nichts. Zu Arzt- /Zahnarztbesuchen muss man -wenn der Arzt nicht ins Hotel kommen kann- mit dem Taxi nach Midoun fahren. Wir brauchten den Doc einmal (auch noch am Sonntag!), und für 50 Euro war er eine Stunde später da.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Die sehr jungen und quirligen Animateure zielen klar auf das junge weibliche Publikum ab. Für 60+ gibt es noch Aerobic, Wassergymnastik und Petanque- oder Volleyball. Sobald dort Frauen mitspielen tauchen plötzlich mehrere Animateure auf und spielen, und die Touristen dürfen draußen zuschauen. Das geht gar nicht. Kompliment an den Animationschef Zizou, der diese Kritik ernst nahm und umgehend reagierte. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Volleyballplatz um 90° gedreht und ein zweites Feld angelegt. Leider sind nun auf beiden Plätzen massive Felsbrocken unmittelbar unter der dünnen Sandschicht. Eine deutsche Spielerin zog sich schwere Verletzungen zu, Abschürfungen waren an der Tagesordnung. Die Fitnessgeräte sind deutlich veraltet. Einen Zugang zu diesem Raum (hinter der kleinen Schwimmhalle) konnten wir aber ohnehin nicht finden.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Freunde |
Dauer: | 2 Wochen im Juni 2018 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Martin |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 34 |