Center Hotel Gutshaus an der Müritz

Wir hatten ein Arrangement gebucht, das zwei Übernachtungen inkl. Frühstück, einen Welcome-Drink sowie ein 3-Gänge-Candlelight-Dinner umfasste. Nach den vielen schlechten Bewertungen hatten wir uns offen gesagt auf das Schlimmste eingestellt. So negativ würde ich das Hotel aber nicht sehen, auch wenn man einige Dinge verbessern könnte. Das Gutshaus aus dem 19. Jahrhundert wurde im vergangenen Jahr renoviert und sieht sehr hübsch aus. Die Kaminbar, der Speisesaal oder auch der Treppenaufgang lassen früheren Luxus erahnen und schaffen auch jetzt noch eine gewisse Atmosphäre. Für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung ist das Hotel nicht geeignet. Die Eingangstreppe ist hoch und es gibt keinen Fahrstuhl. Die holprigen Wege passsen zum Ambiente, könnten aber ziemlich schwierig zu bewältigen werden. Die Zusammensetzung der Reisenden bestand vorwiegend aus älteren Leuten oder Paaren; die meisten mit ebay Gutschein oder ähnlichem. Internetzugang gibt es nicht. Die Handyerreichbarkeit ist sehr gut, Parken vor dem Haus kein Problem, am besten einige Getränke etc. mitnehmen, da vor Ort keine Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind. Fazit: Ich kann mir vorstellen, dass man sich unter der Beschreibung der Arrangements etwas anderes versprochen hatte. Wenn man aber vorab mit nicht zu hohen Erwartungen anreist, kann es ein durchaus nettter Urlaub werden.

Die Zimmer sind geräumig und sauber. Unser Zimmer war ziemlich groß, es soll aber auch kleine Räume geben. Eine Sitzecke mit schönen alten Stühlen war vorhanden, das Bett groß und bequem. Das Bad war neu gefließt und wirkte modern. Aus den Zimmern dieses schönen Gutshauses hätte sicherlich noch mehr herausgeholt werden können, auch wenn sie ansonsten wirklich prima sind. Leider ist die Hellhörigkeit etwas lästig. Nachts um ein Uhr den "sich liebenden" Nachbarn zuhören zu müssen, wenn man schlafen will und am nächsten Morgen früh raus muss, war nicht wirklich klasse... Eine Minibar gibt es übrigens nicht, auch keinen Fön, also unbedingt mitnehmen. Der Blick in den Park vom zweiten Stock aus ist wunderschön, also ein dicker Pluspunkt.

Noch so ein Punkt. Denn ich denke, die meisten Reisenden hatten sich unter einem romantischen Dinner etwas anderes vorgestellt. Eigentlich würde der schöne Saal viel hergeben, doch gibt es hierfür leider zu viele kleine Mängel. Das "Candlelight" bestand aus einem kleinen Teelicht. Der Tisch war wie gesagt schon reichlich verdreckt. Der in der arrangementbeschreibung angekündigte "Hauch von Luxus" hat meiner Meinung nach wenig mit Papierservietten zu tun. Dort zu sitzen ist auch ein wenig unangenehm, da kaum bis gar keine Musik läuft und man jedes Wort des Nachbarn versteht. In Ruhe unterhalten fällt dabei schwer, so dass oft eine ziemlich unangenehme Stille herrschte. Auch frage ich mich warum ein Hotel, das überwiegend romantische Reisen für Jahrestage etc. anbietet, über keinerlei Zwei-Personen-Tische verfügt. Unser Essen war ok. Die Gemüsecremesuppe zur Vorspeise fiel mehr als lecker aus und war wirklich sehr gut. Zum Hauptgang hatten wir als vegetarische Alternative ein Gemüseomelette, was letztendlich Rührei mit Mikrowellengemüse war (das allgegenwärtige *Pling* wird hier ja schon zum Running Gag, man hört es ununterbrochen - warum montiert man nicht einfach die glocke aus der Mikrowelle?). Der Nachtisch war ein Witz: es sollte Rote Grütze sein, war aber nichts anderes als aufgetautes Tütenobst (Beeren). Schade! Um ehrlich zu sein, das Essen der anderen Gäste hätte ich nicht gemocht. Es gab Schnitzel, ebenfalls mit Mikrowellengemüse und Mikrowellensauce und sah mehr nach Kantine als nach Hotelküche aus. Zu einem Romatikdinner passt es in jedem Fall nicht wirklich. Das "reichhaltige" Frühstücksbuffet - so die Beschreibung - kenne ich aus dieversen anderen Hotels wesentlich reichhaltiger. Es war ok, man wird satt, es wird schnell nachgelegt, aber es ist recht einfach gehalten und bietet keinerlei Raffinessen.

Der Service ist schon ein kleines Problem des Hauses. Was allerdings keinesfalls an mangelnder Freundlichkeit des Personals liegt, als vielmehr an den wenigen Menschen, die den gesamten Laden managen müssen. Die beiden Herren an der Rezeption waren sehr zuvorkommend, man fagte uns, wann wir den Begrüßungsdrink einnehmen möchten und auch ein vegetarisches Essen wurde organisiert. Wirklich leid tat mir die junge Frau im Restaurant. Sie war die einzige Kellnerin, musste in den lediglich zwei Stunden, in denen es Abendessen gibt, die Gäste begrüßen, Getränke aufnehmen und servieren, Tische neu eindecken, abräumen, das Essen bringen und und und. So rannte sie von Ecke zu Ecke, ich habe sie wirklich nicht beneidet! Darum standen wir beim Betreten des Saals auch erst einmal etwas unglücklich herum. Keiner der Tische war eingedeckt, also setzten wir uns an einen schon recht verschmutzen. Die Dame war dann sehr freundlich, das mit Saucen usw. bekleckerte Tischtuch wurde allerdings nicht mehr ausgewechselt...Wie sollte das bei diesem Stress auch passieren? Nun ja, wir wussten durch die Berichte in etwa was uns erwartet und waren somit nicht überrascht. Wirklich nicht so klasse war es, als wir nach einem Tagesausflug abends ins Hotel kamen und die Tür unseres Zimmers nicht nur unverschlossen war, sondern weit auf stand! Jeder hätte das Zimmer den ganzen Tag über betreten und Wertsachen entwenden können. Zum Glück fehlte nichts und die Hotelleitung entschuldigte sich, aber diese Dinge dürfen nicht vorkommen. Fazit: Zu wenig Personal, leider, aber freundlich und immer bemüht.

Da es sehr nah an einer Autobahnabfahrt liegt, ist das Hotel trotz absoluter Provinzlage gut angebunden. Der Ort ansich besteht aus ein paar Häuschen; Einkaufsmöglichkeiten, Restaurant oder gar Banken etc. gibt es keine. Röbel, Waren oder Plau am See sind in der Nähe. Dort haben wir uns mit allem Nötigen versorgt. Als Ausflugsmöglichkeit haben wir Berlin für uns entdeckt. Man fährt etwas mehr als eine Stunde, die Fahrt dorthin ist angenehm. Für einen Tagestrip durchaus geeignet.

Beliebte Aktivitäten

• Sonstiges

Hier könnte das Haus vermutlich punkten, wenn dieser Bereich etwas ausgebaut werden würde, z. B. mit Internetzugang oder Wellnessangeboten. Entspannung findet man aber trotzdem und wir haben uns beim Ausruhen auf unseren Zimmern wohlgefühlt.