- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
Das DJH-Resort Neuharlingersiel ist auf Familien mit Kindern ausgerichtet und bietet eine Art Cluburlaub samt Kinderbetreuung, Animation und All-Inclusive-Paket an. Dazu hat man vor rund 5 Jahren eine alte Reha-Klinik erworben und angeblich für viel Geld umgebaut und renoviert - davon ist allerdings nicht wirklich viel zu sehen. Überall regiert der Charme der frühen 90er-Jahre - man hat offensichtlich die bestehende Möblierung in Teilen übernommen und möglicherweise sogar Ausstattung aus geschlossenen Jugendherbergen nach Neuharlingersiel geschafft. Die Betten im oberen Stock unseres Bungalows hatten sicher weit mehr als ein Jahrzehnt schon auf dem Buckel und die Toiletten im Eingangsbereich waren ganz offensichtlich bei der Renovierung 2013 noch für ausreichend empfunden worden, sind aber mittlerweile wirklich unangenehm. Spielzeuge und Möblierung in den Spielräumlichkeiten haben zum Großteil nur noch Schrottwert, Erhaltungsinvestitionen stehen beim DJH offensichtlich nicht ganz oben auf der Liste. Wenn man knapp 1.000,- Euro für drei Nächte im Herbst bezahlt, dann baut sich schon eine gewisse Erwartungshaltung auf, die dann allerdings auf ganzer Linie enttäuscht wurde. Insgesamt eine totale Katastrophe, ganz besonders in Anbetracht des gesalzenen Preis. Gefühlt wären hier für drei Nächte trotz All-Inclusive auch 300,- Euro noch zu teuer gewesen.
Wir hatten für extrem viel Geld (rund 1.000,- Euro für 3 Übernachtungen) einen Rundbungalow Typ "Seestern" gemietet. Dafür gab es eine Unterkunft, die mehr an ein Terrarium als an ein Club-Hotel erinnerte, denn Dutzende von Spinnen hatten sich als nichtzahlende Mitbewohner an quasi jeder Stelle im Haus eingenistet und dabei auch fleißig ihre Netze gestrickt. Sogar mitten auf der Treppe ins Obergeschoss. Allerdings musste man beinahe froh sein, dass die Tierchen nicht noch zahlreicher vorhanden waren, denn von außen waren beinahe alle Fenster quasi komplett mit Spinnenweben “dekoriert”. Unter den Betten war offensichtlich seit Monaten keine Reinigung mehr erfolgt, ebensowenig wie hinter den Heizungen oder an anderen, nicht so leicht zugänglichen Stellen des Hauses. Haben wir persönlich so noch nicht erlebt und wir haben schon einiges gesehen in vielen Jahren Urlaub sowohl mit als auch ohne Kinder. Dazu kamen teilweise bereits durchgelegene Matratzen, ein rostiger Heizkörper im Gästebad und jede Menge Stockflecken an Wände und Decken, besonders im Hauptbad. Auch insgesamt wirkte die Möblierung weit älter, schäbiger und abgenutzter als man vom Eröffnungsdatum des Resorts hätte ausgehen können. Der ganze Bungalow wirkte samt seiner Einrichtung eher wie ein Relikt aus den 80er oder 90er-Jahren, dabei ist doch die Anlage erst vor wenigen Jahren eröffnet worden. Zudem existiert keinerlei Isolierung oder Geräuschdämmung – man kann weder die Treppe hochgehen, noch sich in den Obergeschossen bewegen oder gar reden, ohne dass nicht sämtliche Geräusche unten in kompletter Lautstärke wahrgenommen werden. Das funktionierte leider auch umgekehrt, so dass Fernsehen auf dem installierten Mini-Fernseher abends nicht möglich war ohne die Kinder oben aufzuwecken. Das Schlimmste aber war, dass eine schwere Heizungsabdeckung im Wohnzimmer nur lose auflag. Dies wurde von uns zwar sofort bemerkt und auch direkt an der Rezeption reklamiert (genau wie die Spinnenplage), die zugesicherte sofortige Reparatur erfolgte jedoch NIE - mit der Folge, dass unser dreijähriger Sohn die Auflage am Montag versehentlich beim Spielen herunterriss und das gewichtige Teil dann direkt auf seinem Fuß landete und eine schwere Prellung verursachte. Im Winter dürfte zudem die Heizungsanlage aufgrund der mangelnden Isolierung des Bungalows an ihre Grenzen stoßen. Im Untergeschoss sind durchgängig Fliesen verlegt, eine Fußbodenheizung existiert jedoch nicht. Der Teppich im Obergeschoss wirkt locker 15-20 Jahre alt und ist ein wirklich unschöner Anblick.
Das Essen ist in Ordnung. Auch hier darf man sich keine Wunder erwarten, aber man hat zumindest am Abendbüffet eine ordentliche Auswahl an Hauptgerichten. Allerdings nur als Erwachsener. Für Kinder gab es immer nur exakt ein Kindergericht, das jeweils sehr unterschiedlich angenommen wurde. Frühstück und Mittag sind ok, normales Mittelklasse-Niveau. Durch die Ausrichtung auf Familien ist alles sehr dichtgedrängt, wuselig und laut - dabei bestehen durchaus Möglichkeiten, die Angelegenheit etwas zu entzerren. Leider jedoch versuchte das Personal sich Arbeit zu sparen und sperrte regelmäßig die beiden besten Speiseräume, so dass die Besucher mit zwei wenig einladenden Großraum-Sälen vorlieb nehmen mussten. Insgesamt auch viel zu wenig Kleinkinder-Möbel, ganz besonders in Anbetracht der Ausrichtung des Resorts. Es handelt sich um ein All-Inclusive-Paket, das bedeutet allerdings nicht, dass man den ganzen Tag etwas zu essen vorfindet im Resort. Die Speisesäle haben nur zum Frühstück, Mittag und Abendbrot geöffnet - Nachmittags gibt es noch Filterkaffee und Kuchen umsonst im resorteigenen Café. Eine Zapfstation für Cola, Fanta, Sprite, Apfelschorle und Wasser steht zwischen 10 Uhr morgens und 10 Uhr abends zur Verfügung in einem Extra-Gebäude - auch dort bekommt man Filterkaffee und Tee in diesem Zeitraum. Wer einen Latte Macciato oder ein Bier (egal ob mit oder ohne Alkohol) möchte, zahlt extra.
Es existiert eine Standard-Rezeption, vor allem die weiblichen Mitarbeiter wirken weder motiviert noch kompetent. Beschwerden über mangelnde Sauberkeit der Unterkunft und gefährliche lose Heizungsabdeckung wurden ungerührt zur Kenntnis genommen. Heizungsabdeckung trotz Zusage während des ganzen Aufenthalts NICHT repariert mit entsprechenden Konsequenzen für unseren kleinen Sohn. Siehe oben. Die Zimmer verfügen nicht über ein Telefon - wer etwas will, muss also immer direkt bei der Rezeption vorstellig werden. Da die Rezeptionsmitarbeiter zudem auch den gegenüberliegenden Shop mit betreuen müssen, kommt es durchaus zu Wartezeiten, selbst wenn keine An- und Abreisezeit ist. Es gibt trotz des Preises auch keinen Zimmerservice, erst ab einem Aufenthalt von einer Woche wird eine Zwischenreinigung durchgeführt. Wenn man jedoch mit Kindern auf beengtem Raum zusammenleben muss, ergibt sich meist schon binnen Stunden regelmäßig erheblicher Reinigungsbedarf (Sand, Blätter, Matsch etc.) Kühlschrank samt Minibar sucht man ebenfalls vergebens im Zimmer.
Für Familien mit kleinen Kindern und entsprechendem Strandgepäck ist der Strand nur mit dem Auto sinnvoll zu erreichen. Der Kernort Neuharlingersiel ist ca. einen Kilometer entfernt. Das Hotel liegt direkt an einer vielbefahrenen Straßenkreuzung. Es gibt diverse weitere Küstenorte wie Bensersiel oder Carolinensiel in der Nähe, allerdings mit Kleinkindern ist dafür ein Auto Pflichtprogramm. Neuharlingersiel hat einen beschaulichen Fischerhafen und einen großen Strand mit jeder Menge Strandkörben (allerdings kostenpflichtiger Parkplatz und Kurtaxenpflicht). Ein Edeka-Supermarkt ist nicht weit weg und hat auch Sonntags auf.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Eigentlich vielfältig. Es gibt Kinderbetreuung, Animation, Musikunterricht, Billard, Tischtennis, einen Kleinkinderspielraum, eine Art Forschungslabor, Spielplätze, einen Mehrzwecksportplatz (Kunststoffbelag), eine kleine Indoorhalle und die Möglichkeit, gegen Gebühr Fahrräder, Dino-Cars, Boote oder Stand-Up Paddleboards auszuleihen. Zudem gibt es einen kleinen Fitnessraum, Fitnesskurse und (gegen Gebühr) Wellnessangebote (von uns nicht getestet). Aber auch hier gibt es jede Menge Einschränkungen: Das angebotene Spielzeug hat oftmals nur noch Schrottwert, die Kinderbetreuung wirkt trotz quasi nicht vorhandener Auslastung froh über jedes Kind, das nicht bespaßt werden muss und dass man bei einem Preis von weit mehr als 300 Euro pro Nacht noch Dinge wie Fahrräder, Dino Cars oder Kanus extra bezahlen muss, ist schon eine harte Nummer. Auch die Billardtische könnten mal eine neue Bespannung vertragen, bei der Gelegenheit könnte man dann auch die restliche Einrichtung des Zimmers mal neu gestalten und die jetzigen Sachen getrost auf den Sperrmüll werfen. Gilt ganz ähnlich auch für das kleine Spielzimmer und die "Krabbel-Stuv". Es fehlt zudem eindeutig ein Schwimmbad, um Schlechtwetter zu überbrücken. Die umliegenden Gemeinden bieten zwar sämtlich Schwimmbäder an, sind jedoch nicht immer unbedingt auf Kinder ausgerichtet. Bei der Preisklasse des Resorts ist ein Schwimmbad im Prinzip Pflicht. In der ganzen Anlage wird kostenloses WLAN angeboten, welches allerdings von unterirdischer Qualität ist. Zudem muss man sich auf fast einem Dutzend verschiedener Hotspots einloggen, da diese nicht zu einem Gesamtnetz gekoppelt sind. Für Streaming aufgrund der langsamen Geschwindigkeit grundsätzlich ungeeignet. Wer große Dateien verschicken oder downloaden möchte, muss viiiiel Geduld mitbringen. Katastrophal und einem Hotel in dieser Preisklasse (bzw. im Prinzip jedem Hotel in der heutigen Zeit) unangemessen. In unmittelbarer Nähe der Bungalows finden sich zudem Birnbäume, deren reichlich vorhandenes Fallobst Wespen und teilweise sogar Hornissen in Massen anlockte - dabei hatten wir in Anbetracht der Nordseenähe in dieser Hinsicht überhaupt nicht mit Problemen gerechnet. Es wäre nur ein Minimalaufwand gewesen, die gefallenen Früchte zeitnah abzusammeln, aber auch darum kümmert sich im DJH-Resort niemand.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Familie |
Dauer: | 1-3 Tage im Oktober 2018 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Henrik |
Alter: | 46-50 |
Bewertungen: | 1 |