H10 Tindaya

Die großzügige und architektonisch moderne Anlage ist noch relativ neu (2-3 Jahre alt) und verfügt über etwa 850 Betten, wovon die eine Hälft im italienischen Teil stehen (Veraclub) und die andere Hälfte international belegt ist (Deutsch, Spanier, Engländer, Benelux). Die Speisesäle sind getrennt und man bekommt außer an der Poolbar oder am Strand relativ wenig mit von den Italienern, die auch abends fast alle in ihrem eigenen Club blieben. Das hat den Vorteil, dass man im Speisesaal innerhalb der Zeiten kommen und gehen kann wann man will - aufgrund der geringen Anzahl an Personen findet man immer einen Platz und ausreichend Futter, auch wenn es mal voller wird. Manko ist die schlecht gepflegte Grünanlage, wo viele Palmen einfach vertrocknet sind - der Gärtner übte während unseres Aufenthalts ständig mit der Bewässerung der Minigolf-Anlage, das hätten wir besser gekonnt. Auch negativ aufgefallen ist die schlechte Schalldämmung der Zimmer - die spanische Krankheit. Die Anlage ist sehr sauber (gar keine Kakerlaken oder ähnliches), im AI-Preis ist neben den Buffets (Frühstück, Mittag, Abendessen) auch die Pool-Bar (Snacks mit Eis, Salat, Pommes, Getränke tagsüber) mit drin und man bekommt von Coca Cola bis Wein fast alle Getränke bequem aus diversen Zapfanlagen. Abends ist auch Alk mit inclusive, für einige ganz harte Sachen muss man schon mal 1 oder 2 Euro zahlen, aber die meisten Cocktails, Batida oder normaler Whiskey sind mit im Preis drin. Auffällig war, dass das Hotel und Personal sowohl Kinder- als auch Behindertenfreundlich sind, d. h. es gibt überall Fahrstühle, wo auch eine Treppe in der Nähe ist. Man hatte den Eindruck, das das Hotel auf Familien und Paare ausgerichtet ist, die Ruhe und Erholung suchen. Leute, die im Urlaub die Sau rauslassen wollen, sind hier verkehrt und sollten lieber ins Sotavento oder nach Jandia ausweichen. Zu unserer Überraschung war dieser Urlaub aufgrund AI für uns nicht teurer als der Urlaub im Sotavento vor 2 Jahren, aber aufgrund des hervorragenden Restaurants um Größenordnungen entspannender. Keine Schlacht am Buffet, kein Gerangel um den letzten Sitzplatz im Restaurant, keine 2 Essenszeiten, kein Fast-Food zur Mittagszeit, kein lautes Getöse von der Animation am Pool, kein steiniger Strand mit dicht gedrängten Liegen, wenig nervende Deutsche Asis, kein unfreundliches Personal, keine abgewrackten Zimmer mit Kakerlakenbefall und Schimmelbewuchs usw. usw. Wir würden jederzeit wieder hinfahren (schönes Wetter vorausgesetzt) und wären auch am liebsten noch 2 oder 3 Wochen da geblieben - leider ist der Preis für dieses Hotel nicht ganz ohne, aber für uns war dieser Urlaub jeden Cent wert.

Die meisten Zimmer sind ausreichend groß inclusive Balkon mit bzw. mit teilweisem Meerblick von der Seite, lediglich die billigen Räume in den unteren Etagen (100-299) lagen immer im Schatten. Die Möblierung war angemessen modern und es fehlte uns nichts, bis auf eine anständige Bettdecke (die Spanier schlafen wohl alle nur in zerknüllten Laken). Die Doppelzimmer haben eine Verbindungstür (ideal für Familien mit 2 Kindern), jedes Zimmer hat dann ein eigenes Badezimmer, Fernseher, Kühlschrank und Doppelbett. Kritikpunkt ist die mangelnde Schalldämmung der Zimmertür - hier hört man die Stecknadel im gefliesten Flur fallen, und wenn um 22 oder 23 Uhr die Barbesucher einfallen, sind unsere Kinder regelmäßig aus dem Bett gefallen, weil die Türschlösser sehr laut ins Schloss fallen. Wir waren in einem Zimmer mit Westlage und seitlichem Blick auf Meer, R2 und Minigolfanlage im 4. Stock und fanden das insgesamt sehr angenehm, da man abends die Handtücher oder nasse Sachen zum Trocknen in die Sonne hängen konnte.

Wir waren rundum zufrieden. Im Vergleich zu anderen Hotels an der Costa Calma (wie z. B. dem Fress-Schuppen im Sotavento) geht es im internationalen Speisesaal auch bei 100% Auslastung ruhig und gesittet zu, man bekommt zu fast jeder Zeit einen Tisch und ansonsten hilft der Maitre sofort weiter, stellt Tische um oder sonstiges. Das Buffet war immer reichlich ausgestattet und wurde stetig nachgefüllt, auch mittags. Schlangen gab es lediglich vor dem Fleisch-Brater, da dort jedes Stück auf Wunsch frisch zuberereitet wurde - und das dauert eben ein paar Minuten, bis ein Steak fertig ist. Zur Qualität und Auswahl kann ich nur positives sagen, vor allem im Vergleich mit anderen Hotels auf den Kanaren. Viele Gerichte sah man zwar ständig, auch das Salatbuffet hätte etwas variantenreicher sein können, aber die Frische und ständige Qualitätskontrolle (Temperatur von Sauce, Pommes etc. wurde z. B. ab und an von Qualitäts-Scouts gemessen) haben mich beeindruckt. Die Hygiene war super, ich bin da sonst sehr empfindlich und ich konnte mich wirklich nicht beklagen. Leere Buffetschalen und Geschirr wurden sehr schnell abgeräumt, es gab Stoffservietten zum Essen. Getränke konnte man aus diversen Zapfanlagen holen, einschließlich Bier und Wein. Wenn man früh genug kam, wurde man sogar von den Kellnern einmal mit Getränken versorgt - aber unsere Kinder hatten viel Spaß mit der Zapfanlage, so dass wir selbst kaum rennen mussten. Die Atmosphäre im Restaurant empfand ich als sehr entspannt und relativ gepflegt, lediglich einige Deutsche (Last-Minute-Urlauber erkannte man an der roten Schnappsnase und dem Krakelen) fielen hin und wieder unangenehm auf, aber das war eher die Ausnahme. Tipp: zum Frühstück ein Omelette braten lassen ;-)

Von gelegentlichen Schlangen an der Rezeption mal abgesehen, war der Hotel-Service einwandfrei. Die Zimmer wurden jeden Tag gereinigt (ohne Ausnahme), Bettwäsche gab es alle 2 Tage neu, Handtücher bei Bedarf. Deutsche Mitarbeiter waren nur an der Rezeption anzutreffen, ansonsten in der Hauptsache Spanier oder Saisonkräfte, die aber alle einen recht zufriedenen und stets hilfsbereiten Eindruck machten. So einen Service haben wir ansonsten bisher nur in RIU-Hotels erlebt und waren von der H10-Philosophie (eine spanische Kette) sehr angenehm überrascht. Die Kinderbertreuung (2 Stunden vormittags und 2 Stunden nachmittags) für die internationalen Gäste wurde von 2 Animateuren durchgeführt, die auch für die Abendanimation zuständig waren. Unserer Tochter hat der Kids-Club und die allabendliche Mini-Disco jedenfalls sehr gut gefallen. Den Hotelarzt mussten wir glücklicherweise nicht in Anspruch nehmen. Das Talasso/Wellness-Paket konnten wir ebenfalls nicht nutzen, da das Schwimmbad/Sauna erst ab 16 Jahren zugelassen und nicht für Kinder zugänglich ist. In der Sauna ist Bekleidungspflicht, was etwas abwegig erscheint, da die Strände vor dem Hotel mit FKK-Urlaubern übersäht sind. Das war auch unser Haupt-Minuspunkt an dieser Anlage, denn an 1-2 bewölkten Tagen wären wir gerne mal in die Familien-Sauna marschiert.

Costa Calma ist nur was für Leute, die Ihre Ruhe haben wollen - also hervorragend für Familien geeignet, die keinen Aktiv-Urlaub brauchen, weil die zu Hause schon genug Stress haben und sich erstmal am Strand oder Pool entspannen möchten. Der Strand ist kilometerlang und die einzelnen Buchten am Hotel und Richtung Jandia runter sind grandios für einen Badeurlaub. Den Hotelstrand (eine kleine Bucht direkt vor dem H10 und dem R2 gelegen) erreicht man direkt vom Hotel über eine Unterführung - besser geht es kaum, wenn auch leider ein paar Treppenstufen fehlten. Etwas problematisch können die vielen FKK-Anhänger sein, die sich auch direkt unters Strandvolk mischen. Uns hat's weniger gestört (wir gehen ja auch in die Sauna), aber wer da etwas prüde ist, sollte die paar Meter Richtung Sotavento-Strand gehen, dort ist der "normale" Strand. Ein Bus hält direkt vor dem Hotel, mit dem kann man bis zum Oasis Park fahren. Richtung Jandia muss man ggf. 10 Minuten bis zur Haltestelle an der Schnellstrasse gehen, man war in insgesamt etwa 30 Minuten dann in Morro Jable, das war annehmbar. Ich persönlich fand die Umgebung des Hotels angenehm abgeschieden, zu den "Einkaufszentren" wandert man 5-15 Minuten, davon sind etwa 3-4 in der näheren Umgebung zu finden, wo man aber fast alles bekommt, was nicht im AI enthalten ist, also Badelatschen, T-Shirts, Sonnenbrillen, etc. Insgesamt könnte das Shopping-Angebot aber besser und preiswerter sein, viele Läden stehen inzwischen leer. Die Taxis sind inzwischen sehr teuer geworden (ungefähr 100% mehr als vor 2 Jahren), so dass wir oft und gerne den Bus genommen haben. Zum Flughafen fährt man zwischen 45 und 75 Minuten.

Beliebte Aktivitäten

• Strand

Die Pools waren sauber und gut gepflegt, die Liegen bequem und die Animation angenehm zurückhaltend (auffälliger Unterschied z. B. zur Proll-Animation im Sotavento). Im italienischen Teil ist der Spielplatz etwas schöner, aber wir waren eh meistens am Strand. Minigolfanlage ist inclusive (Schläger/Bälle gegen Pfand), Tennisplatz kann ebenfalls gratis genutzt werden. Billiard-Raum mit diversen Spielen war ohne Fenster roch leider unangenehm (Klimaanlage defekt bzw. der Duft des daneben liegenen WCs zog direkt in den Spielraum), daher haben wir ihn nicht nutzen können. Hallenbad leider erst ab 16 Jahren nutzbar, da kombiniert mit Talasso/Sauna. Abendanimation war vorhanden, aber leider oft etwas laienhaft. Der Tanzabend fiel aus, weil die Animateurin von Musik leider keine Ahnung hatte und die wenigen verbliebenen Gäste gelangweilt an Ihren Cocktails nippten. Die Mini-Disco, das Bingo und dazu die vielen Inclusiv-Getränke von der super-freundlichen Bar haben uns jedoch dafür entschädigt. Hier macht AI noch Spaß ;-)