Hotel Maristella

Das Hotel Maristella ist nichts für Individualisten. Das Restaurant konnte mit der wachsenden Zimmerzahl nicht Schritt halten, daher ist es jeden Abend eine Pfadfinderaufgabe, einen Platz auf der beengten Terrasse zu finden, um das Abendessen in südlicher Freiluft einnehmen zu können. Der Preis ist, dass man als Paar keine Chance auf einen Tisch allein hat, sondern sich diesen stets mit wildfremden Leuten teilen muss, oberflächliche Konversation inclusive und völlig unabhängig von gegenseitiger Sympathie. Der Geräuschpegel zum Abendessen lässt sich bei 230 Menschen auf engem Raum leicht vorstellen. Es gibt auf dem Hotelgelände auch sonst keine Möglichkeit, allein irgendwo zu sitzen und ein Buch zu lesen, ebenso kaum Plätzchen im Schatten oder gemütliche Tischgruppen. Zusammen mit der fehlenden Klimaanlage (weder in den allgemeinen Räumlichkeiten noch im Zimmer) gibt es daher kaum eine Möglichkeit, Körper und Geist bei südlicher Hitze Erholung zu gönnen. Auf den Wegen vor den Zimmern gibt es besonders morgens ein ständiges Kommen und Gehen von Menschen, Mietwagen, Reinigungspersonal, Liefer-LKW (Pech bei entsprechender Lage des Zimmers) mit dem enstsprechenden Lärmpegel, so dass "Im Urlaub-Ausschläfer" sich das spontan abgewöhnen müssen. Das Personal kann nichts für die Mankos des Hotels, denn alle sind sehr engagiert, jeder macht alles. Die Freundlichkeit lässt nichts zu wünschen übrig. Trotz offensichtlichem Stress von morgens (Frühstück) bis abends (Animationsprogramm, das gesamte Personal ist involviert) haben alle stets ein Lächeln für die Gäste und ein offenes Ohr. Auf Anliegen wird sofort reagiert. Das Animationsprogramm selbst schwankt von hervorragend (Tanz der Vampire nachgespielt) bis lächerlich (Maristella-Durchhalte-Song). Die Möglichkeit das Ganze zu ignorieren gibt es auf dem Hotelgelände nicht, die Beschallung reicht überall hin, bis in die Zimmer hinein. Wer Wert auf gute, raffiniert gewürzte oder landestypische Küche legt, ist hier ebenfalls falsch. Das Essen hat eher Kantinencharakter. Morgens gibt es 14 Tage oder auch mehr dieselbe Wurst, denselben Käse, dieselben Staubeier. Abends wechselt das Fleischangebot, es wird auch gegrillt. Der Fisch bleibt gleich (wird aber durchaus anders benannt). Gemüse gibt es ausreichend, sowohl warm als auch als Salatbuffet. Frisches Obst ist hingegen schmerzlich vermisste Mangelware. Wenn man das All-Inclusive Mittagessen nicht nutzt, weil man z.B. einen vom Hotel organisierten Ausflug macht, muss man das angebotene Lunchpaket mit 5 Euro bezahlen. Insgesamt ist das All Inclusive Angebot mit Vorsicht zu genießen, vor allem für Vielreisende, die andere Angebote kennen. Es ist eher eine Vollpension plus.

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