Hotel Neptun

Obwohl eine Woche gebucht, sind wir nach einer Nacht entsetzt wieder abgefahren: Schimmel im Bad, verrostete Halterungen und Schrauben, vergilbtes Plastik, gebrochene Heizungsabdeckungen, abgewetzte Türrahmen, die Tür zum Bad vergammelt und undicht, so dass der Mitbewohner alles hören kann, keine Stehdusche, sondern nur eine enge Wanne mit Duschvorhang und die Wände so hellhörig, dass man nachts selbst den Nachbar noch aufs Klo gehen hört. Bei der Abreise wurde uns mitgeteilt, dass es im Hotel leider sanierte und unsanierte Zimmer gibt. Wir hätten ein unsaniertes Zimmer bekommen, könnten aber, jetzt plötzlich, am selben Tag noch ein saniertes Zimmer beziehen. (Auf der hauseigenen Webseite, über die wir gebucht haben, findet sich auf diesen Unterschied kein Hinweis. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.) Wir hatten leider im Voraus bezahlt, einen Teil des Geldes gab es nur nach zähen Verhandlungen und der Drohung mit einer Klage zurück. Die Geschäftsführung hat angesichts der nicht mal bestrittenen Mängel allen Ernstes behauptet, man trage "keinerlei Schuld" an unserer Abreise. Man hat dort wohl nicht begriffen, dass übertünchte Farbe und ein Flachbildfernseher noch keinen 5-Sterne-Standard machen. Wer das Lebensgefühl im späten Sozialismus nochmal genießen will, ist im Neptun gut aufgehoben. Alle anderen, wenn sie es partout nicht lassen können, sollten vor der Reservierung wenigstens sicherstellen, dass sie tatsächlich ein saniertes Zimmer bekommen. Unter dem Strich fühlt man sich leider an Wiglaf Droste erinnert: "Hotel Neptun - Viel Nep, wenig Tun."

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