Hotel Zum roten Ochsen

Ich sollte bis 18 Uhr einchecken. Aus zeitlichen Gründen wollte ich das aber in der Mittagspause erledigen und kam um ca. 13 Uhr an. Hotel abgeschlossen, aber Schild: "Bitte klingeln." Das tat ich und wurde sehr freundlich empfangen über die Gegensprechanlage: "Was wollen Sie denn jetzt schon hier? Ihr Zimmer ist noch nicht fertig!" Ich fragte demütigst, wann das denn wohl der Fall sein würde. Antwort: "Kommen Sie um zwei Uhr wieder." Ich bin dann erstmal essen gegangen. Als ich wiederkam und erneut klingelte, ward mir - o Wunder! - tatsächlich aufgetan von der Wirtin, die eine schmutzige Kittelschürze trug, die in mir eine große Vorfreude auf das Frühstück am nächsten Morgen hervorrief. Sie belehrte mich nochmals, daß man so früh nicht anzureisen habe, händigte mir aber dennoch einen Zimmerschlüssel aus, allerdings nicht ohne weitere Verhaltensmaßregeln. Ich muß dazu sagen, daß das Hotel direkt an einer sechsspurigen Hauptverkehrsstraße liegt. Ich hatte glücklicherweise ein Zimmer auf der Rückseite des Hauses. Im Badezimmer erregten die Handtücher mein Mitleid, weil sie trotz ihres hohen Alters und ihrer Gebrechlichkeit immer noch ihren Dienst verrichten mußten. Der Seifenbehälter war leer. Das Kabel der Nachttischlampe war am Schalter ohne Isolierung. Der kleine Uralt-Fernseher konnte sage und schreibe 11 (in Worten: elf) Sender empfangen. Aber die absolute Krönung war das Frühstück. Sowas habe ich noch in keinem Hotel erlebt. Ich war schier erschlagen von der Vielfalt, unter der sich der Tisch bog. Es bestand aus zwei frischen, aber sehr trockenen Brötchen, einem winzigen Stück Butter, einem Rest Marmelade und einem Kännchen Tee. Am Nachbartisch hatte ein Gast doch tatsächlich die Frechheit, um drei Scheiben Käse zu bitten!

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