- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Gutes Hotel mit sehr gutem Spa-Bereich und ebenfalls durch die Bank gutem Essen. Frühstück okay, wie man das bei der Kategorie erwarten kann. Den geschmacksarmen Gouda aus der Großpackung kennt man ja auch von anderswo. Solide und geräumige (für uns im Sonnenflügel) Zimmer mit schönen Bädern. Wir hatten Wanne (wer badet im Spa-Hotel?) UND Dusche, dafür aber nur ein mickriges Waschbecken. Das Personal ist sehr nett, aber im Restaurant in Teilen recht jung und manchmal sozial etwas unbeholfen, was aber auch charmant sein kann. Das Publikum besteht aus meist älteren Frauenduos bis -quartetts, die die überwiegende Zeit in Bademantel und Badelatschen anzutreffen sind. Offenbar fühlt man sich hier ganz wie zu Hause, da man den Style auch in der Hotelhalle, dem kleinen Shop und sonstwo zur Schau trägt, wo ich mir aus geschmacklichen Gründen eher Socken und ggf. festes Schuhwerk erhoffen würde. Es gibt einen kleinen, offenbar sehr netten und verschachtelten Golfplatz, den wir allerdings in knapp 15 bis 20 Minuten per pedes komplett umrundet haben. Für ein kleines Spielchen, ohne Fahrerei und in 5 Minuten zu Fuß am Tee 1 sehr fein, aber natürlich nichts für echte Enthusiasten. Wenn die Dame zur Schlammpackung ist, kann der Herr (geht natürlich auch umgekehrt) ein bisschen bolzen gehen. Die Umgebung ist ein sehr hübsches Waldgebiet, das die Haardt genannt wird und in dem man gut laufen kann. Da Ruhrpott und nicht Alpen natürlich kein Panoramaspektakel, dafür aber für Mountainbiker komplett ungefährlich. Ist ja auch logisch, weil keine da. Wieso sollten sie auch, wenn die höchsten Erhebungen in der Natur die Ränder der bei Regen in die Waldwege gekerbten Reifenspuren diverser Forstfahrzeuge sind? Der Ort Datteln in ca. 6 bis 7 Kilometern Entfernung besitzt nicht eben Charme und kann außer bei Notfallbesuchen in der Apotheke, ohne auf lebenswichtige Sehenswürdigkeiten zu verzichten, bedenkenlos ignoriert werden. Wer shoppen will, fährt die 35 Kilometer nach Dortmund, sofern nicht gerade der BVB ein Heimspiel hat. An solchen Tagen fühlt man sich da vermutlich eher unwohl, sofern man nicht zu den Ultras des Gastvereins gehört und lauthals Schlachtgesänge mit anstimmen möchte. Aber okay. Eigentlich ist alles in Ordnung, wenn man ein Wellness-Fan ist. Dann passt auch der Preis in meinen Augen. Nun zum Ärgernis, und ich bin immer noch wütend. An sich lobenswert, ist das Haus sehr gesundheitsbewusst und hat auch irgendein Zertifikat, weil es arm an Elektrosmog ist. Das ist auch auf der Website ausführlich beschrieben. Dort steht auch, dass man eine Reihe Zimmer Stromkosten schalten kann, gepaart mit dem Vorschlag, Geräte nur tagsüber zu laden und die Steckdosen nachts von unnötigem Gerät zu befreien. Was nirgendwo zu lesen steht, ist, dass das ohnehin nicht gerade starke, aber ausreichende WLAN zwischen 22:30 und 6:00 ebenso schlafen gelegt wird, wie der größere Teil des müde gebadeten Publikums. Da meine Partnerin gerne um neun Uhr die Äugelein zum Schlaf verschließt und ich eine Nachteule bin, ist so ein WLAN durchaus eine unterhaltsame Sache – zumindest bis zum jähen Zapfenstreich. Danach ist es Sense mit Netflix und Co., zumal auch das LTE hier so seine Schwächen hat. Die unangenehme Nebenwirkung: Zwei Mal Kickerus interruptus, weil dienstags ein CL-Spiel der Bayern und mittwochs eins des BVB nicht ordnungsgemäß auf dem Spielfeld meines Tablets zu Ende gebracht werden konnten. Aber okay, ich kann die Zeit schließlich für die gute Tat nutzen, diese Warnung an Spätschläfer zu verfassen, die sich wie ich vom öffentlichen TV und den werbeverseuchten Privatsendern abgewendet haben. Wenn ich nochmal hierhin fahre, dann nur, wenn deutsche Teams bei Lokomotive Moskau und Dynamo Minsk spielen. Die werden nämlich um 18 Uhr unserer Zeit angepfiffen und sind zum WLAN-Zapfenstreich über die Bühne. Mein Appell: wenn schon das drahtlose Netzwerk kappen, dann sollte man auch den Mumm haben, es offen auf die Website zu schreiben, auch wenn der Frauenüberschuss im Plüschbademantel sich dadurch noch vergrößern dürfte. Ich wäre definitiv nicht hierhin gefahren und werde meine Golffreunde entsprechend instruieren. Der lapidare Hinweis an der Rezeption auf meine Rückfrage im Übrigen: Das habe "der Chef" so entschieden. Dafür nochmal mein ausdrückliches Dankeschön, während ich mich im Elektrosmog meines iPads über den fehlenden Smog durchs tote WLAN echauffiere. Letzter Hinweis: Da das Hotel sein Spa auch für Außenstehende öffnet, stehen am Sonntag auch mal gerne ein paar mit Adiletten und Saunatüchern gesegnete Legionen von Dampfbadfans in der Halle, und es kann dauern, bis man als vierstellig zahlender Hotelgast an das (löblich) kostenlose und (ebenso löblich) tadellose E-Bike kommt. Ein Versuch, sich den nötigen Schlüssel vor der großen Sauna-Check-in-Stampede zu sichern, scheiterte daran, dass man das Bike ganz brav "erst dann bekommt, wenn es tatsächlich losgeht" (O-Ton Rezeption). Das hätte ich mir flexibler gewünscht., Fazit: Wer sich gern im Spa die Poren der Haut öffnen lassen möchte, um dieselbe Haut danach mit einem duftenden Peeling hautschuppenfrei zu kratzen, ist hier gut unter. Für mich war es nicht das Gelbe vom Ei. Wenn also die Frau hierhin will, und du musst mit, lieber Geschlechtsgenosse: Nimm dir ein gutes Buch mit, falls du nach 22:30 Uhr noch nicht im süßen Schlummer liegst. Das Nachtlicht geht nämlich noch, falls du das Zimmer nicht stromfrei geschaltet hast.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Paar |
Kinder: | Keine Kinder |
Dauer: | 1 Woche im November 2021 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Winfried |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 1 |