Leonardo Royal Hotel Frankfurt

Das Hotel aus den Siebzigern sieht schon von außen wie eine in die Jahre gekommene Bettenburg aus. In den abgewohnten Zimmern zeigt sich ein Wartungsstau. Die günstigen Preise ziehen entsprechendes Klientel an, das gern auch mal nachts um vier noch ein lautstarkes Gelage auf einer der Nachbarbalkone abhält. Und sie sorgen dafür, dass das Haus wohl auch als Stundenhotel genutzt wird. Zumindest einmal haben wir ein Gespräch an der Rezeption mitbekommen, das darauf schließen lässt. Die wenigen Aufzüge sind heillos überlastet. Ich habe tatsächlich schon einmal 15 Minuten gebraucht, um vom 22. Stock ins Erdgeschoss zu gelangen. Die Qualität des Frühstücks hat sehr viel Luft nach oben, vor allem aber ist der Service mangelhaft. Unterm Strich: Wer üblicherweise in Hotels dieser Preisklasse übernachtet, wird sich hier vermutlich einigermaßen gut aufgehoben fühlen. Wer 4 Sterne (Superior) gewohnt ist und diese auch erwartet, reibt sich mitunter verwundert die Augen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, zwischen Kalifornien und China und zwischen Skandinavien und Afrika jemals in einem 4-Sterne-Haus gewesen zu sein, das auf so breiter Front versagt. Die einzigen Argumente für dieses Hotel sind das sehr gute Internet (kostenfrei), die günstigen Preise und die Aussicht - sofern man denn auf der richtigen Seite und in einer der oberen Etagen untergebracht wird.

Die Zimmer sind geräumig und verfügen über einen Balkon. Sie sind rustikal eingerichtet und recht abgewohnt. Vor allem aber zeigt sich ein Wartungsstau: Die Matratzen hängen durch. Überall gibt es kleine Probleme wie lose und verdreckte Teile, Schimmel in der Dusche, ein defekter Wasserhahn oder ein Telefon mit Wackelkontakt. Aus den Rohrleitungen riecht es unangenehm und die offenbar starken Ablagerungen führen dazu, dass beim Duschen kurzzeitig das kalte Wasser wegbleibt, wenn irgendwo im Haus jemand die Klospülung betätigt - Verbrühungsgefahr. Die tägliche Reinigung war ungenügend. Das Schamhaar vom Vorgänger lag auch nach zehn Tagen noch vor meiner Dusche.

Das Frühstücksrestaurant unterteilt sich in drei Bereiche. Einer ist immer überfüllt. Die anderen dienen als Erweiterung - wobei man nie weiß, welchen Teil man gerade benutzen darf. Wo man gestern noch saß, kann es heute untersagt sein und man wird buchstäblich woanders hingejagt. Auf seine Teller sollte man gut aufpassen - die Abräumer tragen alles weg, was ihnen unter die Finger kommt. Hier gilt offenbar: Schnell, schnell. Qualität der Speisen: Butter aus dem Automaten (mit Glück funktioniert er), Billigsaft aus Konzentrat, Ei wahrscheinlich aus der Tüte, Früchte in Form der üblichen Großmarkt-Fertigmischungen, Brötchen mutmaßlich aufgetaute, aber nicht aufgebackene TK-Ware, die trocken und geschmacklos ist. Immerhin: Die Auswahl geht in Ordnung. Merkwürdig: Der Preis für das Frühstück variiert und kann zwischen 12 und 24 Euro liegen. Das Personal ist zum Teil auffallend pampig, lässt mitunter die in Mitteleuropa üblichen Umgangsformen vermissen und kennt zuweilen seinen eigenen Arbeitsplatz nicht. (Beispiel: Die Frage, ob es außer defekten Kaffeemaschine noch eine andere gibt, wird verneint. Drei Meter weiter findet sich dann ein anderer Automat.) Im Erdgeschoß gibt es ein Pub, das für den kleinen Hunger am Abend auch etwas zu Essen anbietet. Die Qualität ist hier noch einigermaßen okay.

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