Pickalbatros Palace Hotel-Port Ghalib

Persönlich kenne ich am Roten Meer das Mövenpick in El Gouna, das Intercontinental in Hurghada und das Sheraton in Soma Bay. Wegen der Nähe zu Assuan etc. haben wir uns dieses mal für Port Ghalib und dort das Intercontinental entschieden (obwohl wir dann doch keinen Ausflug nach Assuan gemacht haben). Der Ort hat einen Flughafen, von Hurghada muss man gute 2,5 Stunden Fahrt in Kauf nehmen - hat uns aber gefallen. Port Ghalib ist wie El Gouna und Soma Bay ein vom "normalen" Ägypten abgetrenntes Ressort, dass durch irgendeinen Mäzen gebaut wurde. Normale Ägypter - bis auf die Angestellten der Hotels etc. - haben keinen Zutritt. Die Abgrenzung von Port Ghalib ist wie bei El Gouna so groß, dass noch Dutzende Anlagen gebaut werden könnten. Zur Zeit - im Sommer 2012 - gibt es hier nur das Intercontinental, das bedeutend mehr auf Masse ausgerichtete Crown Plaza sowie in der Hafenmall ein kleines weiteres Hotel. Das Hotel liegt direkt an einem fantastischen Korallenriff, auch als Schnorchler sind wir Seeschildkröten am Hoteleigenen Riff begegnet und ich habe einen Thunfisch gesehen, sowie Rochen und Barakudas. Zur Riffkante gelangt man über den Hoteleigenen Steg. Der Strand ist allerdings kein klassischer Badestrand, der fällt zum Korallenriff ab und man kann sich praktisch nur direkt an der Wasserkante ins Wasser legen oder über den Steg ins Tiefe gelangen. Dazwischen ist das Riff dass nicht betreten werden sollte. Eine Breite Treppe führt vom Steg ins warme Meer. Die Hotelanlage ist elegant und entspricht einem 5Sterne-Urlaubshotel. Von der Lobby aus geht es Sternförmig zur Hausbar mit Panorameblick auf die Lagune (die auch von Gästen des Nachbarhotels Crown Plaza genutzt wird), zum konservativ mit Flügel eingerichteten Hotelrestaurant mit seinen sicher 9 Meter hohen Decken und 7Meter hoher Panoramaverglasung zum Meer hin. Von dort geht es zum Pool und an den Strand. Außerdem gelangt man von der Lobby zu den Zimmern - über polierte Steinböden. Natürlich ist das nicht mit einem deutschen Kempinsky-Hotel zu vergleichen, aber das Ambiente ist für ägyptische Verhältnisse sehr edel und das Hotel gehört meiner Ansicht nach zu den Spitzenhotels in Ägypten. Der Service ist gut. Aber, man kann nicht mal eben Wasser im Supermarkt holen, das gibt es nicht. Zum Frühstück gibt's Wasser und frisch gepressten OSaft ohne Ende, ins Zimmer bekommt man morgens 1,5l-Wasser und zur Strandliege wird einem eine Kühlbox mit Eis und zwei kleinen Wasserflaschen gereicht. Sonst müssen Getränke zu den Mahlzeiten bezahlt werden - zu Hotelpreisen (wir hatten Halbpension). Da wir uns vom Frühstücksbüffet diskret ein paar Croissants für den Strand eingepackt hatten reichte Halbpension voll aus - täglich kamen halt die Kosten für die Abendessen-Getränke extra. Zum Frühstück wurden einem die Eier zubereitet wie man es mochte, Säfte waren frisch gepresst, Tomaten, die üblichen Würste und Speck, Joghurt alles da. Schinken und Wurst hätten frischer aussehen können, aber wohl nicht bei 25Grad - drinnen (draußen fast 40!). Eigentlich fehlte nur eine Zeitung und ein Glas Sekt - wobei die Zeitung auch käuflich nicht zu erwerben war. Internet gabs gegen Gebühr oder zum Getränk an der Bar inklusive. (Achtung, hatte etwas mit dem Smartphone über die Verbindung des eigenen Mobiltelefonanbieters gesurft... da gab´s später ´ne riesen Kostenüberraschung.) Das Abendessen gab´s auch in Buffetform, wobei einem die Teller nach dem Belegen gerne von den Kellnern an den Tisch getragen wurden. Selbst der Stuhl wurde einem beim Setzen untergeschoben und die Serviette auf dem Schoß platziert - sofern man sich nicht gewehrt hat. Jeden Tag gab es ein anderes Themebuffet (Japanisch, Indisch, Französisch, BBQ...). Wir waren wegen der anderen Kommentare hier sehr besorgt und zunächst kritisch und tatsächlich hätten an einem Tag ( dem Französischen) die Suppen und ein paar andere Dinge etwas besser sein können. Der Koch war zu sehr Fettliebend. In der Folge war aber alles prima und wir haben jegliches Essen ohne Einschränkungen und ohne Verdauungsprobleme genossen. Zum Publikum: Bizarr! Wir waren parallel wahrscheinlich nicht mehr als 30 (DREIZIG!!!) Gäste. Am Buffet haben wir Neuankömmlinge gefragt woher sie seien, vom Essen kannte man praktisch jede Nationalität der anderen Gäste. Es war wie bei AgathaChristies "Das Böse unter der Sonne". Ein kleiner Kreis angenehmer Personen - allerdings mit mehr Personal als Gästen. Ruhe pur - Remmi Demmi und Schlangen am Buffet gabs bei den Nachbarn im Plaza. Parallel zu uns war ein deutsches Paar um die 40 dort, ein weiteres Deutsches Paar um die 50, eine italienische Familie mit einem Kleinkind, zwei weitere italienische und zwei französische Paare, sowie ein Alleinreisender Franzose um die 35 Jahre. Andere Gäste haben dann wohl zu anderen Zeiten gespeist - es war also echt intim und wegen des üppigen Buffets fast skurril. Man kann aber Gäste vom CrownPlaza zum Essen einladen (3EUR Aufpreis, ein Witz). Die fanden es fantastisch - mal ruhige Atmosfähre und etwas Frank Sinatra im Hintergrund statt lautem Trubel und Gedränge. Die Leute sagten, dass das Hotel vor zwei Jahren ausgelastet gewesen sei. Irgendwas muss da passiert sein? Ein Strandpage sagte, die Gäste müssten erst merken, dass der neue Präsident Urlauberfreundlich sei??? Warum auch immer, wir waren nie mehr als zehn Gäste zugleich im pompösen Speisesaal oder beim Abendessen auf der phantastischen Steinpolierten Terrasse. Diese bizarre, familiäre Atmosphäre (nettes Begrüßen jedes Gastes beim Essen etc.) haben wir genossen. Allerdings ist das Hotel nicht auf Deutsche Gäste fokussiert - im Gegenteil - Italiener, Briten und Franzosen stehen im Vordergrund. Es gibt auch keine Deutsche Übersetzungen. Russen waren nicht anwesend. Ich finde es sehr schade, dass nicht mehr Deutsche das Hotel für sich entdeckt haben. Die Leere hat uns überhaupt sehr beschäftigt. Alle drei Tage kommt ein Manager des Hotels an den Strand und fragt ob alles perfekt ist, ob was abhanden gekommen ist, was am Essen verbessert werden könnte etc... Was ist im Intercontinental Port Ghalib nur passiert? Wir rätseln und finden es fast geheimnisvoll, weil eigentlich alles stimmt - nur Gäste sind kaum da. Doch, eine Sache zum Aufregen gabs - wir nahmen es mit Humor: Ein netter Mann am Strand, Hammoud, hatte uns kosmetische Behandlungen des Hotels verkauft... Allerdings war der Salon nicht vom Hotel, sondern ein Laden in den Katakomben des Hotels der angemietet war. Naja, das war ne Atmosphäre wie in Berlin-Kreuzberg, nur teurer... egal, das perfekte Riff und das tolle Hotel haben alles entschädigt. Wer sich mal ein besseres Hotel gönnen möchte, zusätzliche Getränkekosten beim Abendessen nicht scheut und wer gerade KEINE Animation und KEINEN Trubel haben möchte, der ist hier gut aufgehoben. Das ist ein gutes Hotel an einem perfekten Riff mit Schildröten etc. - nur eben ohne klassischen Badesandstrand und nicht ganz günstig.

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