- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Wir haben im Juli 2009 anlässlich unseres siebenjährigen Partnerschaftsjubiläums ein Wochenende in Brüssel verbracht und sind im Rocco Forte Hotel Amigo abgestiegen. Über die Frage, ob wir das Hotel insgesamt weiter empfehlen können oder nicht, haben wir mal wieder lange gegrübelt. Es gab äußerst positive (Lage) und äußerst negative (Zimmer, überteuerte Preise) Aspekte. Insgesamt würden wir zu dem Ergebnis "eingeschränkt zu empfehlen" kommen. Das Hotel Amigo befindet sich in einem historischen, ansprechend restaurierten Renaissance-Gebäude direkt im Zentrum von Brüssel. Auf insgesamt fünf Etagen werden Zimmer in den Kategorien Classic (ein etwas vornehmerer Ausdruck für Standard), Deluxe und Executive sowie einige Suiten angeboten. Insgesamt ist das Hotel sehr individuell - für unseren Geschmack manchmal etwas zu eigenwillig - gestaltet (wie viele andere Rocco Forte Hotels, z.B. Hotel de Rome in Berlin und Villa Kennedy in Frankfurt, auch). Es herrscht ein durchaus ansprechender, allerdings an manchen Ecken auch gewagter Stilmix zwischen antik und neu (an dem alten, schweren Renaissance-Schreibtisch steht ein moderner Designerstuhl und auf dem historischen Steinboden Halogen-Deckenfluter). Uns persönlich war das ein zu buntes, zusammengewürfeltes Stil-Durcheinander. Die Sauberkeit war im Großen und Ganzen in Ordnung, wenn man auch hier und da noch etwas gründlicher hätte reinigen können. Das Hotel Amigo ist mit Abstand das teuerste Hotel in Brüssel, aber in unseren Augen nicht unbedingt das beste. Für den stolzen Zimmerpreis von rund 275 Euro pro Nacht wird definitiv zu wenig geboten; da bekommt man in benachbarten Hotels (z.B. Royal Windsor, Le Méridien, Radisson SAS oder Le Plaza) erheblich mehr Leistung für erheblich weniger Geld.
Von unserem Zimmer im Hotel Amigo waren wir leider ziemlich enttäuscht. Wie das übrige Hotel war auch das Zimmer, das mit knapp 20 qm für ein 5-Sterne-superior-Hotel äußerst klein war, in einem sehr individuellen, eigenwilligen Stilmix eingerichtet. Besonders störend fanden wir, dass es in einem Doppelzimmer noch nicht einmal zwei Nachttische gab, sondern nur einen Nachttisch auf einer Bettseite. Auf der anderen Bettseite stand ein kleiner, alter Renaissance-Schreibtisch, der dann gleichzeitig die Funktion des Nachttisches erfüllte (ebenso wie auf dieser Zimmerseite die Schreibtischlampe auch die Nachttischlampe war und daher überhaupt nicht zur anderen Bettseite passte). Ebenso gab es keine Gardinen vor dem Fenster, sondern lediglich ein kleines Raffrollo aus Leinen. Die Zimmereinrichtung war mit Sicherheit hochwertig, allerdings mochte sich bei uns bis zum Schluss kein Luxushotel-Feeling einstellen. Dazu war der Komfort insgesamt einfach zu begrenzt, die Einrichtung für unseren Geschmack zu kühl und minimalistisch. In angenehmen Kontrast zum Zimmer stand das elegante, in roten Marmor verkleidete Bad mit Badewanne und zahlreichen Hygieneartikeln. Negativ hoben sich jedoch wiederum die fransigen, grau verwaschenen Handtücher ab; diese sahen eher nach Jugendherberge als nach Leading Hotel aus. Alles in allem hat uns unsere Unterkunft leider nicht angesprochen.
Wir hatten eine Übernachtung mit Frühstück gebucht, das wir uns über den Roomservice im Zimmer haben servieren lassen. Das Frühstück war für belgische Verhältnisse ziemlich umfangreich und der Servierwagen eng bestückt - von Wurst- und Käseauswahl über Joghurt, Marmeladen und Müesli bis hin zu frischen Omelettes und à la minute nach Wunsch gekochten Eiern war alles in guter Qualität vorhanden. Auch unser Sonderwunsch - zwei frische, belgische Waffeln - wurde ohne Aufpreis erfüllt. Schön. Negativ war allerdings, dass das Zimmerfrühstück erst fast 20 Minuten nach der auf der Bestellkarte von uns angekreuzten Zeit kam - das gibt für ein Hotel dieser Kategorie ein dickes Minus.
Der Service im Hotel Amigo war im Großen und Ganzen in Ordnung, wenn auch mit kleinen Schnitzern zwischendrin. Sehr erfreulich fanden wir, dass zwei deutschsprachige Mitarbeiterinnen an der Rezeption zur Verfügung standen (obwohl wir auch Französisch und Englisch sprechen). Das findet man im frankophonen Sprachraum, wo oft Englisch schon ein Problem ist, nicht oft. Allerdings wirkten die Rezeptionistinnen auf uns etwas unterkühlt. Beim Check-In fand außer den notwendigen Formalitäten keine Kommunikation statt. Als wir dann wenig später das Zimmer wechseln wollten, da wir mit dem ersten Raum äußerst unzufrieden waren, entglitten der noch sehr jungen Empfangsdame für einen Moment die Gesichtszüge - ihr fehlte es sichtlich noch etwas an Professionalität, um auch solchen Situationen gut meistern zu können. Schließlich bekamen wir aber wunschgemäß ein anderes Zimmer und die Dame lächelte dann auch wieder. Etwas unprofessionell fanden wir, dass an der Rezeption vor allen Gästen gerade eine Praktikantin angelernt wurde, die dann die Check-Ins und Check-Outs machen sollte, während ihr eine Kollegin ständig über die Schulter schaute und Anweisungen gab. Das gab dann natürlich erstmal ein hektisches, hilfloses und zeitraubendes Herumgeklicke zu zweit im PC, während der Gast etwas "dumm" daneben stand. Nichts gegen die Nachwuchsförderung, aber das wirkte im 5-Sterne-Superior-Hotel doch etwas fehl am Platze. Die übrigen Mitarbeiter - Concierge, Roomservice, Housekeeping - verrichteten still und effizient ihren Dienst, aber verbreiteten nicht unbedingt Freundlichkeit und Herzlichkeit. Alles lief eher auf einem sehr sachlichen, geschäftsmäßigen Niveau ab.
Die Lage des Hotels Amigo ist schlicht unschlagbar: Das Hotel befindet sich direkt hinter der Grande Place an der Rückseite des berühmten Rathauses und somit nun wirklich absolut im Zentrum. Man ist in ein paar Schritten mittendrin im Geschehen. Diese exzellente Lage wäre für uns der einzige Grund, das Hotel Amigo nochmals zu besuchen. Allerdings ist die zentrale Lage in der verwinkelten, engen Brüsseler Altstadt auch nicht komplett ohne Nachteile: Wer mit dem Auto anreisen sollte, wird Trauer tragen, denn in der gesamten Umgebung gibt es weder Parkplätze noch Parkhäuser (wenn man sich denn erfolgreich durch den chaotischen Brüsseler Verkehr gekämpft hat). So wird einem nichts anderes übrigbleiben als den Wagen in der hoteleigenen Tiefgarage für rund 40 Euro pro Tag abzustellen. Von einer Autoanreise raten wir daher dringend ab. Auch für einen hoteleigenen Taxistand - wie er eigentlich bei einem 5-Sterne-superior-Haus üblich ist - ist auf Grund der engen, das Hotel umgebenden Altstadt kein Platz. Taxis müssen daher immer erst vom Concierge bestellt werden und benötigen für die Anfahrt rund 10-15 Minuten; wenn die Altstadt durch Lieferverkehr blockiert ist, noch länger.
Beliebte Aktivitäten
- Kultur & Erlebnis
- Ausgehen & Nightlife
Nach unseren Informationen verfügt das Hotel Amigo über einen Fitnessbereich, den wir aber nicht genutzt haben. Alles in allem jedoch ganz klar ein Stadt- und Business- und kein Wellnesshotel.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im Juli 2009 |
Reisegrund: | Stadt |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Malte |
Alter: | 26-30 |
Bewertungen: | 52 |