Royal Lido Resort & Spa

Trotz der eher durchschnittlichen Bewertungen des vergangenen Jahres hatten wir bereits im November 2008 eine All-In-Reise ins Lido über Neckermann gebucht, da die Renovierungsmaßnahmen des Hotels ja mit den Wintermonaten vor der Tür standen, und dadurch zu erwarten war, der Zustand des Hotels würde sich verbessern. Aber dann kam die Ernüchterung. Der erste Eindruck bei der Anreise (mit fast 4 Stunden Verspätung - nachts um 2 Uhr!, hungrig, müde und mit 3 nörgeligen Kindern im Schlepptau) war noch gut. Der Eingangsbereich, die Lobby, alles sehr schick, sehr elegant, sehr vielversprechend. Die Lage war angenehm, direkt am Strand, schnelle Verbindung per Taxi nach Nabeul (ca. 3 Dinar) und Hammamet (ca. 10 Dinar). Jedoch bekamen wir bereits hier nicht unsere gebuchte Kategorie "Bungalow B1", sondern nur ein Zimmer im 4. Stock, mit der Aussage, am nächsten Tag unseren Bungalow beziehen zu können. Der Rest unserer Familie wurde in dem von ihnen gebuchten "Bungalow B2" untergebracht - weit, weit weg von uns. Ganz klasse für einen Familienurlaub. Nach Zimmerbezug wollten wir die anderen noch kurz besuchen, da der Sohn Geburtstag hatte. Ohne den (sehr freundlichen!) Kofferpagen hätten wir den Bungalow aber im Leben nicht gefunden. Die Wege waren in schlechtem Zustand, kaum beleuchtet und teils von Gebüschen zugewuchert. Den Rückweg mussten wir uns allein suchen, was sich in der Dunkelheit sehr schwierig gestaltete. Auch die teilweise zu entdeckenden Info-Tafeln brachten kaum Hilfe. Noch vorm Frühstück am nächsten Morgen wurden wir bereits von dem "Kameltreiber" angesprochen, der uns krampfhaft zu einer (unverhältnismäßig teuren) Kameltour überreden wollte. Erst auf nachdrücklichen Hinweis, dass wir erstmal ankommen und was essen möchten, ließ er - vorerst - von uns ab, nur um uns die nächsten 2 Tage weiter "zuzuquatschen", wann immer er uns sah. Danach gings zum reichhaltigen Frühstücks-Büffet, an dem wahrhaft nichts auszusetzen war (mit Ausnahme der Getränke vielleicht, die Fruchtsäfte unserer meiner Meinung nach viel zu süß, aber da man noch zwischen Milch, Kakao, Kaffee, Wasser und Tee wählen konnte, war das nicht so schlimm). Auch Mittags- und Abendbüffet waren immer reichhaltig, abwechslungsreich und außerordentlich lecker. Über kleine Trinkgelder haben sich die Kellner sehr gefreut und waren dann noch zuvorkommender, als ohnehin schon. Beim Schlangestehen am Fleischbüffet gab es dann allerdings ab und an kleine Unfälle, wenn die neben dem Büffet befindliche Küchentür mit etwas zu viel Schwung aufgerissen wurde. An der Rezeption versuchten wir am Tag nach der Anreise, unseren versprochenen und gebuchten Bungalow zu erhalten. Die Dame konnte allerdings nicht wirklich weiterhelfen und verwies uns an die Geschäftsleitung. Die lapidare Abfertigung von Seiten des Hotelchefs: "Was wollt ihr denn mit einem Bungalow, der ist doch viel zu groß für zwei." Ach so. Na dann verzichten wir natürlich gerne, haben ja nur dafür bezahlt. Geld wechseln gestaltete sich auch schwierig, da die Geldvorräte erschöpft waren. Wir wurden immer wieder um eine Stunde vertröstet. Der dafür zuständige Herr wurde beim dritten Nachfragen auch patzig, was einfach gar nicht geht. Etwas verstimmter gings nun an den Pool. Nunja. Die Liegen wurden im Lido von den anwesenden Gästen bereits morgens um 8 Uhr und früher reserviert, weshalb es schwierig war, noch Plätze zu ergattern. Am Pool selbst war nicht viel auszusetzen. Die Anlage insgesamt war sehr schön gestaltet, die Poolbar gemütlich, mit sympatischen Servicekräften. Einzig die mangelhafte Bauweise ist hier anzumerken: Tunesische Verhältnisse hin oder her, aber bei den zahlreichen Verletzungen, die dort tagtäglich auftraten, kann man darüber nicht mehr hinwegsehen. An den schlecht verlegten Mosaikkacheln im Pool (sogar im Kinderbecken) konnte man sich schnell die Haut aufreißen. Der Chlorgehalt im Wasser - auch im Leitungswasser - war, erwartungsgemäß, sehr hoch. Leider machten auch vor diesem Hotel die Kakerlaken kein Halt. Die liefen - von den Servicekräften ohne Weiteres geduldet - an der Poolbar rum. Auch bei uns im Zimmer (wohlgemerkt: 4. Stock!) hatten wir einen Besucher, im Bungalow unserer Familie wohnten einige mehr. Der Strand war wunderschön angelegt, die Strandbar einladend, das Wasser sauber und himmlisch schön. Hier konnte man viel Zeit verbringen. Der Strand war durch Wellenbrecher gesichert, so dass er nicht nochmal überflutet werden sollte. Wie wir im Tageslicht bemerkten, befanden sich überall auf dem Gelände offene Schächte (mit Wasser gefüllt, wo Kabel rausschauten!). Es war unmöglich, kleinere Kinder auch nur Momente aus den Augen zu lassen, weil die Gefahr, dass sie dort reinstürzen könnten, viel zu groß war. Die angekündigte Discothek war noch nicht fertiggestellt, und so fand die Club Disco abends bis 2 Uhr vor der Animationsbühne statt. Auch bei geschlossenen Balkontüren sehr deutlich wahrnehmbar. Für uns war das nicht ganz so schlimm, aber Familien mit Kindern wurden dadurch sicherlich beeinträchtigt. Das Hallenbad im Wellnessbereich war leer, und wurde als Abstellraum genutzt. Die Toilette im Wellnessbereich war ein absoluter Ekelraum, nicht geputzt, die Spülung funktionierte nicht. Pfui! Das Wellness-Programm selbst war aber sehr schön und kostengünstig. Einzig der Schwarzschimmel an den Wänden im Nassbereich ist zu bemängeln. Natürlich wollten die Masseurinnen nach der Massage noch Öle verkaufen - eine der beiden Damen sprach aber so gut wie kein Englisch, sondern nur Französisch, so dass eine Verständigung sehr schwierig wurde. Das Shoppingcenter war schön und bunt. Es gab viel, viel Auswahl, die Modeartikel waren aber durch die Bank Plagiate. Aber man konnte außerdem noch deutsche Zeitungen, Lebensmittel, Hygiene-Zubehör, Sonnencremes, Souvenirs und Postkarten kaufen. Handeln bei den Souvenirs war auch möglich, aber nur mit etwas Nachdruck. Auch der Souvenirshop in der Hotellobby war super, und mit dem Verkäufer ließ es sich super handeln. Die Animateure waren alle sehr ansehnlich und aktiv, aber die abendlichen Shows im allgemeinen doch immer sehr ähnlich, und sehr albern. Der allgemeine Humor scheint dort darin zu bestehen, Männer als Frauen zu verkleiden. Das ist beim ersten Mal vielleicht noch witzig, danach reichts dann aber auch. Die Musik war täglich die Gleiche. Den versprochenen Billardtisch haben wir gar nicht gefunden, Minigolf- und Tennisanlage waren in sehr schlechtem Zustand. Nun zu den Zimmern / Bungalows. Auf dem Weg zu den Zimmern im Hotel befanden sich überall Bewegungsmelder, das war sehr praktisch. Bereits im Hotelflur fiel uns die halbfertige Renovierung auf. Teils waren die Türrahmen noch nicht richtig eingebaut, die Teppiche und Abschlussleisten nicht ordentlich verlegt, gestrichen war auch mehr schlecht als recht. An den Fenster befanden sich in Kleinkindaugenhöhe scharfe, hevorstehende Kanten! Sehr, sehr gefährlich. Unser Zimmer war geräumig und auf den ersten Blick in Ordnung. Der zweite Blick war jedoch ernüchternd. Der zugesicherte Kühlschrank und Safe fehlte. An den Schränken fehlten die Griffe, und waren somit nicht für uns nutzbar. Außerdem waren sie zermackelt. Die Klimaanlage hatte keine Abdeckung und pustete uns nachts direkt ins Gesicht. Im Bad gab es keinen Schlüssel. Die Balkontür war nicht abschließbar. Das Kondensat aus der Klimaanlage wurde auf den Boden des Balkons geleitet - im 4. Stock eine höchst gefährliche Rutschpartie! Das Licht auf dem Balkon funktionierte nicht. Im Bad waren am Waschtisch und an der Badewannenkante Ecken rausgeschlagen, an denen man sich verletzten konnte. Die (neue!) Badewanne wies Rostflecken auf. Unter dem Bett war offensichtlich seit Wochen nicht mehr geputzt worden. Das Klo wurde erst am Ende unseres Aufenthalts das erste Mal geputzt - trotz regelmäßigen Trinkgeldes. Der Bungalow unserer Familie war ganz offensichtlich noch nicht renoviert wurden und befand sich in einem desolaten Zustand. Überall offenliegende Kabel, nicht-abgedeckte Steckdosen, offene Stromkästen. Statt Leuchten befanden sich überall nur Baulampen, an denen sich die Kinder verbrannt haben. Ein Fenster und die Fliegentür am Eingang waren nicht zu schließen, da die Scharniere verbogen waren. Die ehemaligen Küchenabflüsse wurden nicht entfernt, sondern nur mit Papier zugestopft und rochen stark. Auch hier befand sich kein Kühlschrank, kein Safe, nichtmal ein Telefon, und das Haus war nicht an die Sat-Anlage angeschlossen, somit war auch fernsehen nicht möglich. Bis zur Abreise gab es dort außerdem keinen Duschvorhang, keine Spiegel und die "frischen" Handtücher waren regelmäßig verschmutzt (teils sogar mit Blut!). Staub gewischt wurde in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal. Vor dem Bungalow befanden sich zwei offene Schächte, so dass die jüngste Tochter nichtmal im "Garten" spielen konnte. Auf der Terrasse gab es die ersten Tage nur einen Stuhl und keinen Tisch. Tagtäglich wurden wir im Hotel und auf dem Gelände von Baulärm belästigt. Andauernd (zeitweilig sogar im Minutentakt) fiel der Strom aus - wenn man dann gerade im Badezimmer war, saß man im Dunkeln, da wir kein Fenster im Bad hatten. Eine Nacht wurde der Strom komplett für einige Stunden abgestellt - also kam zu dem fehlenden Licht im Bad auch noch die fehlende Klimaanlage - und das bei nächtlichen 25-30°C! Die Fahrstühle waren nicht besonders vertrauenerweckend. Einer fiel dauernd aus, der andere sackte häufiger ab, so dass man beim Aus- und Einsteigen stolpern konnte. Am drittletzten Tag unserer Reise konnten wir nach dem Frühstück unser Zimmer nicht mehr betreten. Die Reinigungskräfte ließen uns ohne weitere Nachfrage in das Zimmer (wir hätten also auch nach jedem anderen Zimmer fragen, und es ausräumen können - prima!). Nachmittags ging es immer noch nicht - an der Rezeption wurde uns dann mit einem süffisanten Grinsen mitgeteilt, wir hätten bereits ausgecheckt und das Zimmer wäre anderweitig vergeben worden. Als uns da die Hutschnur hochging, drückte der Mitarbeiter uns kleinlaut, aber ohne ein Wort der Entschuldigung für die Umstände, die Schlüsselkarten in die Hand. Trotz regelmäßiger Beschwerden an der Rezeption, bei der Hotelleitung und bei der Reiseleiterin, und Zusagen, dass die fehlenden Dinge nachgeliefert würden, änderte sich bis zum Ende unseres Aufenthaltes nichts an den Zuständen. Vermutlich waren die mit der Menge an Reklamationen schlicht überfordert. Unsere Reiseleiterin war täglich stundenlang mit dem Aufnehmen von Reklamationsformularen beschäftigt. Nach ihrer Auskunft war auch bereits in Überlegung, das Hotel zukünftig aus dem Katalog zu streichen, und die noch ankommenden Urlauber direkt in andere Hotels umzuleiten. Nun... soviel zum Thema erholsamer Familienurlaub. Und es soll nun niemand denken, wir seien pingelig. Dass die Uhren in Afrika etwas anders ticken, war uns bekannt. Aber manche Dinge gehen einfach gar nicht - und im Lido konnte man von ebendiesen wirklich reichlich finden. Für das Geld, das wir bezahlt haben, hatten wir wahrlich mehr erwartet. Wir können zur Zeit nur jedem von einem Urlaub im Hotel Vime Lido abraten. Anliegen werden nicht ernst genommen, das Hotel ist noch lange nicht fertig renoviert und gerade für Kinder sehr gefährlich. Vielleicht ist es im nächsten Jahr dort besser, aber wir werden sicherlich nicht dorthin zurückkehren. Schade um den schönen Strand, das tolle Essen und die netten Servicekräfte der Gastronomie - aber 9 Tage Nervenkrieg waren wirklich Ärgernis genug.

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