The Raga Side - Â La Carte Dining +16

Unser zweiter Besuch dieses verhältnismäßig kleinen, familiären Hotels nach 2019. Unser erster Besuch im vorigen Jahr hatte uns vollends von diesem Haus überzeugt, sodass es für uns keine Frage war, ob wir in diesem Jahr wiederkommen. Erholung pur ist hier angesagt. Auch dieses Mal wurden wir in Sachen Gastfreundlichkeit und Service sowie von Sauberkeit und Pflegezustand der Anlage nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Gastronomisch hingegen verliert der Corona-Sommer 2020 ganz deutlich gegen das, was uns noch 2019 dort geboten wurde; es gab Höhen und Tiefen und somit durchaus Grund für etwas Kritik, wenn auch nicht so desaströs, wie das andere hier und auf anderen Kanälen bereits dargestellt hatten. Wir trafen bekannte Gesichter und lernten neue interessante Leute kennen und schätzen. Es war ein rundum gelungener Urlaub, der in dieser verrückten Zeit hätte kaum besser sein können.

Dieses Jahr hatten wir uns eine Suite gegönnt. Wirklich schön! Kann man machen, muss man aber nicht. Gerade weil das Badezimmer der Suiten kein bisschen größer ist, als das der übrigen Zimmer, gibt es keinen sonderlich großen Mehrwert, außer vielleicht der größere Stauraum für Koffer und Gepäck sowie ein Jacuzzi, wenn man eine solche Suite erwischen sollte, denn nicht alle haben das; unsere hatte es leider nicht. Von der Sauberkeit her gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Wir hatten wieder ein sehr bequemes Bett im Zimmer und auch die Klimaanlage (zentral gespeist, individuell regelbar) verrichtete zuverlässig ihren Dienst. Der Safe ist kostenlos und die Minibar wurde täglich kontrolliert und nachgefüllt. Großes Lob an die Mitarbeiter im House Keeping.

Im Bereich Gastronomie, hier insbesondere beim Essen, musste man dieses Jahr klare Einschränkungen hinnehmen. Die Gründe hierfür kann man jedoch nicht einfach damit abtun, dass man sie in der aktuellen Pandemiesituation sucht, denn das wäre zu einfach. Aufgrund entsprechender Bestimmungen ist Selbstbedienung dieses Jahr nachvollziehbarerweise nicht erlaubt. Entsprechend wurden bei Vorspeisen, Salaten, Beilagen, Grillstation und Nachspeisen die einzelnen Speisen durch dort stationierte Bedienungen gereicht, was recht gut funktionierte. Die restlichen Speisen wurden à la carte bestellt via App, was wir auch dieses Mal als angenehm empfanden. Dort war die Auswahl etwas vergrößert worden, da das kleine warme Buffet komplett entfiel. Dies hielt einige osteuropäische Gäste allerdings immer noch nicht davon ab, auf Ihren Tischen die gefüllten Teller teils zu stapeln. Ein unmögliches Benehmen! Ebenso unmöglich, wie das äußerliche Erscheinen dieser Herrschaften, denn man hielt sich nicht daran, das Restaurant abends nicht in kurzen Hosen und nicht in Flipflops dgl. zu betreten und seitens des Hotelpersonals wurden diese Gäste auch nicht aufgefordert dies zu ändern. Letztes Jahr funktionierte das noch. Warum geht man von den eigenen Regeln ab? Auch was das Essen selbst angeht, hat man vergleichsweise stark nachgelassen: Viele Speisen kamen zu kalt, da zu lange im Voraus angerichtet, und dazu teils etwas trocken an den Tisch. Die Qualität der Zubereitung der Speisen hat nachgelassen, sodass die meisten Gerichte leider hinter den Erwartungen zurückblieben. Außerdem merkte man auch ganz deutlich, dass bei den Essenskomponenten teils ein gewisser Sparzwang herrschen musste, was man am deutlichsten am Grill sehen konnte, denn dort gab es, bis auf ein oder zwei Ausnahmen in zwei Wochen, jeden Tag nur gegrillte Brasse (wer in Westeuropa isst eigentlich freiwillig Brasse?), gegrilltes Hühnchen und gegrilltes Gemüse - allesamt sehr trocken, da auch hier zu lange in der Thermobox zwischengelagert wurde. Eine Soße zum Gegrillten war nicht vorhanden. Voriges Jahr gab es dort täglich eine andere Auswahl an verschiedenen Fleischsorten, die alle auf den Punkt gegart waren. Bei den Desserts hätte ich mich über Baklava gefreut, gab es dieses Jahr allerdings kein einziges Mal. Ebenfalls zu etwas begrenzterer Auswahl und zu deutlich begrenzteren Öffnungszeiten kam es im Bistro. Auch am Strand blieben die Snacks von der Zubereitung her deutlich hinter dem Vorjahr zurück. Ausnahme dort: Gözleme, denn diese waren wieder spitze und liebevoll zubereitet. Entsprechende Reklamationen wurden der Hotelleitung vor Ort von mehreren Gästen vorgetragen und man sagte Besserung zu. Diese konnte ich während unseres restlichen Aufenthalts eher selten feststellen. Es wäre toll, wenn das Hotel im kommenden Jahr wieder den letztjährigen Weg einschlagen könnte, was sowohl Publikum, das sich benimmt und angemessen kleidet, als auch die Zubereitung von Speisen in entsprechender Auswahl und Güte angeht. Sonst wird dieses kleine Schmuckstück von Hotel in Side bald dem Mittelmaß angehören. Wir hatten recht früh gebucht und daher auch noch verhältnismäßig viel bezahlt, statt derjenigen, die vom Preisverfall profitiert haben. Ebenso hätten wir uns bei voller Bezahlung auch die volle Leistung gewünscht. An dieser Stelle nochmals die Erneuerung meiner Bitte vom vorigen Jahr: Legt Bierdeckel auf die Tische! Gerade bei derart warmer Umgebungsluft bildet sich sehr viel Kondenswasser, sodass die Kellner beim Abwischen der unter Wasser stehenden Tische gar nicht hinterherkommen können.

Der Punktegarant für dieses Hotel ist sein Servicepersonal. Trotz, dass es ein Jahr ist, in dem vielen Mitarbeitern in Hotel und Gastronomie weltweit nicht zum Lachen sein dürfte, wurden wir auch dieses Jahr wieder von ausnahmslos allen Mitarbeitern mit einer ungespielten Herzlichkeit empfangen und zu jeder Zeit mit Engagement und Fröhlichkeit bedient. Trotz einer maximal zulässigen Auslastung von 60 % aufgrund des Safe Tourism Certificate wurde an der Personaldecke nicht merklich rationalisiert, was besonders positiv auffällt. War gerade einmal kein Kellner in Sicht (z. B. auf der Strandliege), so wurde man ebenso schnell durch die Bestellung über die Hotel-App bedient, die übrigens dieses Jahr noch reibungsloser (also verlustärmer) funktionierte als im vorigen Jahr. Meistens war dies jedoch gar nicht notwendig, da einem die Wünsche meist schon von den Augen abgelesen wurden. Was allerdings verwirrend ist und etwas stört: Warum werden die Tischaufsteller mit den QR-Codes für die Standortbestellung per App gegen Abend hin an der Pool- und an der Strandbar abgeräumt? Gerade, wenn dann gegen Abend wirklich mal mehr los ist, würde man sich diese wünschen. Und dann sind sie auf einmal nicht mehr da. Zuletzt hier noch ein Lob an die erst während unseres Aufenthalts neu als Gästebetreuung installierte Sibel, die sich gut in ihre neue Aufgabe einarbeitet und stets ein Offenes Ohr für die Gäste hatte. Und ebenfalls an dieser Stelle wieder ein ganz dickes Lob an den liebenswerten und kompetenten Friseur Çetin, bei dem ein Besuch immer lohnt, egal ob Mann oder Frau.

Das Haupthaus des Hotels steht in „zweiter Reihe“ zum Strand, jedoch in den oberen Etagen mit Meerblick buchbar. Der Weg zum Nebengebäude ("Beach Front") ist vom Haupthaus genau 180 Meter (nicht 300, nicht 50, genau 180 Meter!) und lässt sich ebenerdig auf verkehrsarmer Straße, vorbei an ein paar kleineren Geschäften, sehr angenehm laufen. Vor dem Nebengebäude befindet sich eine weitere Gartenanlage mit einem weiteren, kleineren Pool, der wirklich tollen Strandbar ("The Palm") und einer Bühne ("The Arena") auf der - auch in der jetzigen Situation - abends diverse Shows und Livemusik angeboten werden. Dank der Nähe zur Altstadt von Side sind es nur rund 20 Minuten entlang der Strandpromenade bis dorthin. Entlang der Promenade und in Sides Altstadt warten zahlreiche Geschäfte, Boutiquen, Clubs, Bars, Restaurants und Pubs auf Besucher; immer einen Spaziergang wert. Die Hauptstraße und somit den nächsten Dolmuş erreicht man nach weniger als fünf Minuten vom Haupteingang aus. Und da uns die Sache mit den PCR-Tests (gibt’s auch im Hotel, da aber eher zeitlich unflexibel) auf Corona-Infektion wohl noch eine Weile verfolgen wird: Bis zum privaten Krankenhaus Anadolu sind es 1.200 Meter ab dem Haupteingang, also ebenfalls relativ schnell fußläufig zu erreichen. Auf dem Weg dorthin kann man das ein oder andere richtig gute und dabei noch günstige türkische Restaurant entdecken.

Beliebte Aktivitäten

• Strand

Das Oktoberfest fand dieses Jahr situationsbedingt nur einmal statt. Wir haben es leider um einen Tag verpasst. Dafür kann aber niemand etwas. Animation fand tagsüber sehr eingeschränkt statt, was dieses Jahr nachvollziehbar ist. Allerdings empfanden wir die im Hintergrund laufende Musik vom Stil her als angenehm und die Lautstärke war angepasst. Ein bisschen mehr Abwechslung bei der Songauswahl dazu, und das Ambiente wäre perfekt. Die Abendprogramme konnten leider nicht ganz ans Vorjahr anknüpfen, wo es vor "Zaungästen" teils wimmelte: Wer die zweimal wöchentlich stattfindenden Tanzshows (traditionell türkisch/osmanisch und modern) mag, wird sicherlich auf seine Kosten kommen. Die Livebands, die ebenfalls zwei- bis dreimal die Woche da waren, waren von gut über mittelmäßig bis zu hin unterirdisch. Der Sänger sollte doch wenigstens ein bisschen seinen Text kennen und/oder der Sprache halbwegs mächtig sein, die er da singt. Bitte hier im kommenden Jahr wieder etwas nachlegen! Karaoke zweimal wöchentlich sollte man eigentlich sein lassen, insbesondere dann, wenn das Hotel nur spärlich ausgelastet ist und sich somit vergleichsweise wenig Publikum einfindet. Wer bleibt da zum Singen übrig, wenn erst überhaupt keine Stimmung aufkommen mag? Das Freizeitangebot wird sich mit Normalisierung der Situation dann hoffentlich auch wieder ein bisschen steigern. Fitnessraum stand zur Verfügung, ebenso wie der Spabereich. Beides soll sehr gut sein, wurde jedoch von uns nicht genutzt.