- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Mit angeblich 145 Zimmern ist das Hotel von überschaubarer Größe, die Architektur grundsätzlich sehr ansprechend, der Garten vorbildlich gepflegt, Sauberkeit überall tadellos. Von anderen Gästen hörten wir aber viele Klagen über veraltete, zu kleine und stark renovierungsbedürftige Zimmer. Alte Stammgäste, die das Hotel seit 20 Jahren besuchen, bestätigten, daß es früher sehr gut war, aber seit ca. 2 Jahren deutlich berab gehe (nach einem Generationenwechsel bei der Inhaber-Familie). Während unseres Aufenthalts war das Hotel fest in deutscher Hand. Wir erfuhren, daß die Zimmer von Tchibo mit Golf-Paket sehr preiswert verramscht wurden. Das war also unwiderstehlich: Im 5-Sterne-Hotel logieren und Golf spielen, keiner versäumte, zu erzählen, um wieviel Uhr er Aufschlag hat. Diese leidenschaftlichen Golfer konnten sich auch zum Abendessen nicht von ihrer Sportkleidung trennen - rührend. Für einen Bade-Urlaub halte ich das Hotel nicht geeignet, denn man muß mitten durch ein Restaurant spazieren, wenn man den Strand erreichen will. Der offene Swimmingpool ist sehr klein. Wir haben schon etliche Hotels in Hammamet besucht und haben den Eindruck, daß es überall stramm bergab geht. Inzwischen sind wir ratlos, gute Hotels scheint es keine mehr zu geben, und die Kunstwelt von Yasmine kommt für uns nicht in Frage. Der All-Inclusive-Trend macht lansam die übrige Infrastruktur kaputt und zieht immer mehr Urlauber an, die die Kluft zu den Tunesiern vergrößert. Das schlechte Benehmen vieler Tunesier in den Touristen-Zentren ist auch eine Reaktion auf das Verhalten der Besucher, die sich im Befehlston herablassend äußern und Fremde duzen, die sich einen Dreck um die Sitten des Landes scheren, in schamloser Kleidung herumlaufen oder "Oben-Ohne" am Strand liegen. Die Tunesier sind sehr höfliche, hilfsbereite und liebenswürdige Menschen, vielseitig interessiert und sprachbegabt - sie hätten mehr Respekt verdient.
Gebucht war ein Superior-Zimmer, nach Angabe des Veranstalters geräumiger als Standard-Zi. und renoviert. Die Lage im Hotelkomplex war schön und mit Meerblick, die Einrichtung war streng, farblos und düster, auch bei Sonnenschein kam kaum Licht ins Zimmer und Beleuchtung gab es fast keine. Nach einer Reklamation erhielten wir eine Tischlampe mit einer 30- oder 40-Watt-Birne, die kaum Besserung brachte. Das Zimmer hatte nur 1 Stuhl, keinen Sessel, keinen Tisch und nur ein Fragment von einem Schreibtisch. Wir behalfen uns damit, daß wir den kleinen Terrassentisch und einen Gartenstuhl ins Zimmer trugen, denn morgens und ab Spätnachmittag war es zu kalt, um draußen zu sitzen. Für 2 Personen im "Superior-Zimmer" war Platz zum Kleideraufhängen von ca. 40 cm Breite!! Nach Reklamation wurde uns ein unpraktischer Kleiderständer (geeignet für ein Wartezimmer) in den Vorraum gestellt. Der ganz moderne, in die Wand eingebaute Flach-Fernseh-Bildschirm mit miserabler Fernsehqualität starrte uns an wie eine Überwachungs- und Drohkulisse. Bad und Dusche waren ok, der Klo-Papier-Abroller im WC war nur mit gro0en Verrenkungen erreichbar. Wenn wir das Zimmer verließen, war auch die (notwendige) Heizung aus. In der Dusche war es grundsätzlich zu kalt. Ser positiv war der gründliche und liebevolle Zimmer-Service, auch war es Tag und Nacht sehr ruhig.
Ich empfehle dringend, in diesem Hotel nur Übernachtung mit Frühstück zu buchen. Das Buffet ist in Ordnung, Kaffee und Tee von ordentlicher Qualität, das Personal absolut tadellos, die Athmosphäre morgens auch gut. Das Abendessen bei Halbpension wird im neu gestalteten Restaurant Sheherazade eingenommen, und dies ist ein einziger Alptraum! Eine riesige Halle, zum großen Teil von einer runden Kuppel überwölbt, alles eng bestuhlt, Sitzplätze werden einem zugewiesen und man muß ggf. mit direkt neben einem sitzenden fremden anderen Gast vorlieb nehmen, ob der einem gefällt oder nicht (ist das 5-Sterne-Niveau?). In dieser grandiosen Fehlkonstruktion gibt es keinerlei Schalldämmung - Fliesenboden, glatte Wände und als Verstärker die Kuppel, keine Raumtrenner, Pflanzen oder textile Schalldämmer. Der Geräuschpegel war nervtötend. 2 x wöchentlich war ein Buffet angerichtet mit ebenfalls haarsträubender Organisation, so mußte man z. B. zuerst eine Salatsoße auswählen, erst anschließend kam man zum Salat, dann konnte man Gemüse oder Kartoffeln nehmen, ohne zu wissen, was in einer anderen Ecke an Fleisch oder Fisch angeboten wurde, mitten in den Süßspeisen war der Käse, so daß ein ziemlich chaotisches Gedränge herrschte. Das Angebot war qualitativ mäßig, die Auswahl dürftig. Bei der Menuewahl war man noch schlechter dran. Die Suppen waren unbeschreiblich lausig, die Pasta völlig geschmacksneutral, Salate recht karg. Die Hauptgerichte waren von unterschiedlicher Qualität, mal mehr, mal weniger gut, das Fleisch oft nicht ganz gegart, was z. B. bei Geflügel sehr nachteilig ist, Rindfleisch meist zäh und trocken, grundsätzlich wurde sehr am Gemüse gespart. Die Nachtische waren fast ausnahmslos eine geschmackliche Katastrophe, in Tunesien eine reife Leistung, denn dies ist eigentlich ein Eldorado für Nachspeisen! Die Preise für Getränke oder Essen im anderen Restaurant waren auf dem Niveau eines 5-Sterne-Hotels in Tunesien, da hat die Klassifizierung gestimmt. Der Espresso war leider meistens lauwarm.
Der Service in den Restaurants und im Zimmer war tadellos, an der Reception herrschte distanzierte Sprödheit. Wir wurden bei der Ankunft kaum begrüßt, bei der Abreise hat uns keiner Auf Wiedersehen gewünscht, also richten wir uns danach.
Die Lage des Hotels war für uns ein Entscheidungskriterium. Das Sindbad ist im Stadtbereich von Hammamet (ca. 30 Minuten zu Fuß bis zur Altstadt) in einer Villengegend. Es ist nicht weit von den Bahnhöfen entfernt, desgleichen zu den Sammeltaxi-Ständen. Nachteilig ist, daß keine Infrastruktur für einen Abendbummel vorhanden ist. Es gibt nur viel befahrene, also laute und abgasgeschwängerte Straßen, keine Cafes oder Geschäfte, das macht keinen Spaß. Wenn wir nach dem Essen gelegentlich einen heißen Espresso trinken wollten, fuhren wir mit dem Taxi ins Zentrum. Die Preise für Taxis, Sammel-Taxi, Bus und Bahn sind sehr günstig. Französisch-Kenntnisse sind bei Touren über Land schon sehr hilfreich.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Die einzige Einrichtung, die wir gelegentlich nutzen wollten, um uns von unseren Touren über Land zu erholen, war das Hallenbad. Es ist recht klein, am Beckenrand sind keine Haltegriffe, es gibt nur 1 Umkleidekabine ohne Stuhl o. ä. und 2 offene Duschen, also eher ein Witz. Da man nach dem Baden ein ganzes Stück durch den Garten zum Zimmer gehen muß, ist der Umstand mit warm anziehen usw. zu lästig, deshalb haben wir - wie auch andere Gäste - aufs Hallenbaden verzichtet.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 2 Wochen im November 2007 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Iris |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 3 |