- Preis-Leistungs-VerhältnisGut
Wir hatten eine Busrundreise an die Riviera gebucht und waren daher ziemlich überrascht anstelle des im Prospekt angegebenen 3-Sterne-Hotels in Borgio Verezzi im "Trieste" in Andora untergebracht zu werden. Der erste Eindruck war eher enttäuschend, der zweite Blick beim Einchecken und dem Zimmerbezug eher erschreckend. Ein Hotel mit dem Standard der frühen 60er-Jahre und seither wurde offensichtlich nur wenig unternommen um das Hotel auf den heutigen Standard zu bringen. An den Fassaden bröckelt der Putz, die Einrichtung ist sehr, sehr einfach und die Zimmer verwohnt.
Die Ausstattung der Zimmer ist zwar nicht unbedingt "spartanisch", d.h. es sind durchaus alles vorhanden was man benötigt, aber es gibt gewaltige Unterschiede zwischen den einzelnen Zimmern. Daher können wir leider auch keine bessere Bewertung abgeben, da dies sonst das Ergebnis in Bezug auf die deutlich schlechteren Zimmer verfälschen würde. Wie schon oben erwähnt entspricht das Ambiente den 60er-Jahren und manches wurde eher übertüncht als wirklich modernisiert. Wir hatten das Glück ein Eck-Zimmer auf der Meerseite zu bekommen und konnten damit recht zufrieden sein. Das Bett machte zwar zunächts einen eher wackeligen Eindruck, erwies sich aber als sehr bequem. Wir haben trotz fehlender Klimanlage (immerhin war ein Standventilator vorhanden) hervorragend geschlafen. Da es an der Riviera offensichtlich kaum Mücken zu geben scheint, konnten wir bei offenen Fenstern und offener Balkontür schlafen. Wir hatten einen großen Balkon (mit Sitzgelegenheiten und Tischchen), der um die Hausecke herumführte. Andere Zimmer haben nur einen Balkon zur extrem lauten Straßenseite hin und sind nicht nutzbar, andere Zimmer haben gar keinen Balkon. Ein wenig "abenteuerlich" waren die Nasszellen. Bei uns waren Bad und Toilette (immerhin geräumig und mit Bidet) getrennt. Die Toilette hatte (warum auch immer) nur eine kleine Stufe, die separate Dusche (am anderen Ende unserer "Suite") hatte eine hohe Stufe hinauf in die flache Duschwanne. Da fehlt definitiv ein Haltegriff und man musste sehr vorsichtig hinauf- und hinuntersteigen. Die Sauberkeit war im allgemeinen sehr ordentlich, soweit dies bei der doch teils schon sehr abgewohnten Einrichtung möglich war. Wie gesagt, das bezieht sich auf unser (und vergleichbare) Zimmer auf der Meerseite, diejenigen die ein Zimmer zur Straße hin "erwischt" hatten, bekamen aufgrund des Verkehrslärmes oft bis spät in die Nacht kein Auge zu, oder mussten bei geschlossenen Fenstern schlafen. Wobei der Verkehr aber nun einmal nicht in der Verantwortung des Hotelbrtreibers liegt.
Gutes Esssen kann viele andere Unzulänglichkeiten kompensieren und was die Verpflegung angeht, da gab es im "Trieste" nichts zu meckern. Von Speisesaal konnte man in die Küche blicken und da wirkte alles sehr sauber und gut organisiert. Das Frühstück war für italienische Verhältnisse sehr gut und üppig. Brot, Brötchen, mehrere Sorten Wurst, Schinken, Käse, Marmelade, dazu Cerealien, Pizzastücke, Kuchen usw. . Was es nicht gab waren Eier, Gurkenscheibchen oder Tomaten, für die wohl so mancher Gast wohl gerne auf die eine oder andere Sorte Käse verzichtet hätte. Auch Obst wurde nie gesehen, dafür gab es morgens frisch gepresseten Orangensaft. Abends gab es dann für alle Gäste das übliche 3-Gang-Menü (Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch), allerdings ohne Wahlmöglichkeiten. Für mitreisende Vegetarier oder Muslime wurde dann kurzfristig in der Küche etwas improvisiert. Die Vorspeisen (fast immer Pasta oder auch schon einmal eine Suppe) waren immer lecker und es gab auf Wunsch immer Nachschlag. Erstaunlicherweise waren aber auch die Hauptgänge - alles grundsolide italienische "Hausmannskost" - überraschend üppig und sehr gut zubereitet, egal ob Fisch, Fleisch oder Geflügel. Die Stärken der Betreiberfamilie liegen somit eindeutig auf dem kulinarischen Gebiet. Der Service an Tisch und Bar war flink und unaufdringlich. Alle haben sich wohlgefühlt und niemand in der Reisegruppe hatte sich über das Essen beschwert.
Der Besitzer und das Personal - es arbeitet offensichtlich die ganze Familie im Hotel mit - sind stets bemüht ihren Gästen den Auffenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Der verstopfte Abfluss in unserer Dusche wurde umgehend repariert und der fehlende Föhn nachgereicht. Auch die anderen Mitreisenden waren mit dem Service überwiegend sehr zufrieden. Es gab auch gute Tipps zum Ort, zu den Ausflugszielen und unser ohne die örtliche Reiseleiterin doch etwas überforderter Busfahrer wurde am Abreisetag vom Besitzer höchstpersönlich bis zur Autobahnauffahrt geleitet.
Das Hotel wurde ungefähr 1965 erbaut und war damals sicher eines der besseren Häuser im - zumindest in Deutschland - weitgehend unbekannten Badeort Andora an der ligurischen Riviera. Die Lage ist an sich sehr gut - es sind nur ca. 30 Meter Luftlinie bis zum öffentlichen Strand - wäre da nicht die stark befahrene Straße direkt vor dem Hotel. Die Rezeption ist sehr klein und ein Foyer existiert nicht, was es beim Ein- und Auschecken schon einmal eng werden lässt. Durch dunkle, fensterlose Gänge erreciht man dann die Zimmer, die - passend zum Gesamtambiente - immer noch mit den alten Türen und simplen Buntbartschlössern ausgestattete sind. Die bleischweren Schlüsselanhänger (niemand soll wohl auf die Idee kommen den Schlüssel mitzunehmen wenn er das Hotel verlässt) machen das Aufschließen der hakeligen Schlösser zu einer Fummelarbeit. Immerhin ist ein Aufzug vorhanden, der sogar in einem technisch sehr guten Zustand ist. Theoretisch wäre das Hotel "Trieste" somit als einigermaßen barrierefrei einzustufen, wären da nicht die schmalen Gänge. Insgesamt ist das Hotel sehr dunkel, also eher "Tristesse" als "Trieste". Da das Hotel an einen Hang gebaut ist, geht es auch mit dem Aufzug (oder einer Treppe) hinunter ins Restaurant und auf die Hotelterrasse. Der Restaurant- und Barbereich, sowie die Terrasse sind eigentlich sehr nett gestaltet, könnten aber ebenfalls etwas hellere Farben vertragen. Was die Lage insgesamt angeht, ist das Hotel "Trieste" für Busrundreisen mit Tagestouren Richtung Genua oder Nizza recht gut geeignet, da es in beide Richtungen etwa gleich weit ist. Andora als Badeort überrascht mit einem für die Blumenriviera sehr guten Sandstrand (bewirtschaftete und öffentliche Abschnitte) und einem sehr hübschen, gepflegten Ortsbild mit vielen Geschäften und Gastronomie in jedweder Form.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Im Hotel selbst wird nichts an Freizeitmöglichkeiten angeboten, allerdings sind der Strand und viele andere Freizeitangebote wenige Meter vom Hotel entfernt vorhanden. Bis in die Stadt sind es 10 bis 15 Minuten zu Fuß und dort wird so ziemlich alles angeboten was der Urlauber erwartet. Anfang Juni war es noch ruhig, aber wenn zum Monatsende in Italien die Schulferien anfangen dürfte es schnell recht viel Trubel geben.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Juni 2022 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Reimund |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 35 |