Bergarbeitersiedlung Pyramiden
Longyearbyen/Svalbard / SpitzbergenNeueste Bewertungen (1 Bewertungen)
Pyramiden auf Spitzbergen
Ja, auch auf Spitzbergen gibt es Pyramiden, denn „Pyramiden“ heißt eine verlassene russische Bergbaustadt unter dem gleichnamigen Berg, dessen Gipfel wie die Stufenpyramide von Sakkara aussieht. Von Longyearbyen aus kann man mit dem MS Langoysund oder dem MS Polargirl einen Tagesausflug zum Nordenskiöldgletscher und Pyramiden unternehmen. Die Tour dauert zwischen 8 und 10 Stunden und kostet 1340 NOK (170 €) inklusive Mittagessen. Bei strahlender Sonne und blauem Himmel war die Fahrt durch den Isfjord in Richtung Billefjord ein unvergessliches Erlebnis. Dann kreuzte das Schiff vor den gewaltigen Eismassen des Nordenskiöld Gletschers und die Mannschaft fischte treibende Gletschereisbrocken aus dem Fjord: Jetzt gab es für alle einen kräftigen Schluck Whisky auf uraltem Gletschereis. Die nächste Station war die aufgelassene Bergwerksstadt Pyramiden. Hier wurde im 19 Jahrhundert Kohle gefördert, zunächst von Schweden, nach 1926 übernahm die russische Gesellschaft Arctikugol den Kohlebergbau. Es entstand eine Stadt, die in ihren Glanzzeiten mehr Einwohner als Longyearbyen hatte, doch dann lohnte sich der Kohlebergbau an dieser Stelle nicht mehr, im September 1998 wurde die letzte Lore Kohle gefördert und bis 2000 war Pyramiden schließlich von allen menschlichen Bewohnern verlassen. Die meisten Gebäude wurden gesprengt, doch rund um den zentralen Platz sind noch die Sporthalle und einige Häuser erhalten geblieben - und auch die allernördlichste Lenin-Büste der Welt auf 78°40´(und nicht auf 79°, wie das Arctikugol auf ihrem Plakat stolz, aber falsch, verkündet)! Unser Reiseleiter hatte sein Gewehr geschultert und die kleine Besuchergruppe strengstens ermahnt, zusammen zu bleiben und keine Extratouren zu unternehmen, denn Eisbären würden es sich in den verlassenen Gebäuden immer wieder gemütlich machen. Zwei entgegenkommende russisch/norwegische Wachen bestätigten dies und erzählten, sie hätten am Morgen gleich 2 Eisbären innerhalb der Stadtgrenzen gesehen. Der Eindruck der menschenleeren Stadt ist schwer zu beschreiben, vielleicht geben die Fotos ein besseres Bild: Die einst so wichtigen Hafenanlagen, die jetzt nur noch rostiges Gestänge vor dem traumhaften Blick auf den nahen Gletscher sind. Die kreischenden Möwen, die ihre Nistplätze auf den Fensterbänken des großen Plattenbaus mit den zersprungenen Scheiben haben. Und da sind die zerborstenen Holzkonstruktionen, die halbzerfallenen Lagerhäuser und die verlassene Kohlengrube hoch am Hang des Pyramiden-Berges. Auch ohne Eisbär-Begegnung ist der Gang durch diese Geisterstadt gespenstisch genug. Zur Erholung gab es nach dem ausgedehnten Stadtspaziergang an Bord das wahrscheinlich nördlichste Barbecue der Welt mit Hamburgern, Würstchen, Brot und Nudelsalat.