Die zu Portugal gehörende Insel Madeira ist ein tolles Ziel für Wanderer. Auf der relativ kleinen Fläche von 741 km² könnten die Landschaftsformen kaum vielfältiger sein. Zudem ermöglicht das meist ebene Wegenetz entlang der Levadas, eines weitverzweigten Bewässerungssystems, unbeschwertes Wandern – daher ist Madeira auch bei Outdoor-Neulingen sehr beliebt. Wir stellen euch fünf der schönsten Routen auf der Insel vor.
Eine Besonderheit macht Madeira zu einem ausgesprochen freundlichen Fleckchen Erde für Wanderer: Bereits im 15. Jahrhundert wurden dort Wasserkanäle (die sogenannten Levadas) angelegt, die kreuz und quer über die Insel führen. Sie unterstützen die Landwirtschaft des gesamten Eilands, indem sie Wasser aus dem feuchten Norden in den relativ trockenen Süden führen. Es ist ein ausgeklügeltes System, das heute außerdem zur Energieerzeugung genutzt wird. Zur Wartung wurden entlang der Levadas kleine Wege angelegt, die heute vornehmlich von Wanderern begangen werden. Sie verlaufen zumeist ohne große Steigungen und sind so gut in Schuss, dass selbst längere Wege wie ein Spaziergang erscheinen.
Eine besondere Levada-Tour führt durch einen Lorbeerwald, der von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde, bis in den sogenannten „grünen Kessel“, Caldeirão Verde. Das ist eine Felsformation mit einem kleinen See, in den sich ein bildschöner Wasserfall ergießt. Sowohl der Weg dorthin als auch das Ziel an sich sind absolut sehenswert. Ihr startet vom Parkplatz in Queimadas (rund 20 Autominuten von Porto da Cruz im Südosten gelegen) und folgt den Schildern mit der Aufschrift „PR 9 Caldeirão Verde“.
Der Weg durch den Wald mit seinen märchenhaften Baumformationen erinnert an die Frühzeit der Insel – Lorbeerwälder bedeckten einst fast das gesamte Eiland. Gewaltige Stämme ragen aus dem Boden, die Äste sind zuweilen von Moos umwachsen, die Luft ist klar und frisch. Weiter geht es durch Tunnel, über Brücken, stets begleitet vom Wasser. Eine zauberhafte Wanderung, die Hartgesottene im grünen Kessel mit einem Bad im kalten Wasser feiern. Zurück geht es auf der gleichen Strecke. Nach 13 Kilometern und rund fünf Stunden kommt ihr wieder am Parkplatz an.
Route: Queimadas – Caldeirão Verde – Queimadas
Länge: ca. 13 Kilometer
Schwierigkeit: leicht
Dauer: ca. 5 Stunden
Wer sich einen Überblick über die Insel verschaffen will, der sollte sich auf den Weg zum Pico Ruivo begeben – der 1862 Meter in den Himmel ragende Berg ist die höchste Erhebung Madeiras. Um dorthin zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, alpine Wanderer können sich waghalsige Touren suchen. Für Neulinge mit guter Kondition und Fortgeschrittene empfiehlt sich eine Wanderroute zwischen zwei Erhebungen: vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo. Ein spektakulärer Weg mit Traumaussichten – gut gesichert, aber trotzdem eine Herausforderung, insbesondere für Höhenängstliche.
Nahe der Spitze des Pico do Arieiro, rund 25 Straßenkilometer westlich von Porto da Cruz gelegen, befindet sich ein Parkplatz, von dem aus die etwa 10 Kilometer lange Wanderung beginnt. Seid früh dort und genießt den Sonnenaufgang in aller Ruhe, bevor ihr euch auf den Weg macht (rutschfeste Wanderschuhe und Windjacke nicht vergessen). Eine Karte ist nicht notwendig, es gibt nur den einen Weg. Er führt an steilen Felswänden entlang, durch dunkle Tunnels (Taschenlampe nicht vergessen!), über schmale Klippen, und immer wieder werdet ihr stehen bleiben und die fabelhafte Kulisse genießen. Hier seid ihr oft über den Wolken – während weiter unten die Sonnenstrahlen durch dichten Dunst gestoppt werden, genießt ihr oben meist blauen Himmel. Beim Blick ins diesige Tal kommt eine mystische Stimmung auf.
Für die Route vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo solltet ihr mindestens fünf Stunden einplanen. Eine gute Kondition ist erforderlich – es geht bergauf und bergab, viele Stufen wollen erklommen werden. Oben am Ziel angekommen, wird die Anstrengung allerdings mit einer unglaublichen Aussicht belohnt. Und natürlich mit dem Stolz, diese aufregende Route gemeistert zu haben. Wer noch Energie hat, geht die Strecke zurück zum Pico do Arieiro. Andernfalls kürzt ihr ab und geht vom Pico Ruivo nach Achada do Teixeira. Von dem Parkplatz aus fahren Taxis zum Wunschort.
Route: Pico do Arieiro – Pico Ruivo – Achada do Teixeira
Länge: ca. 10 Kilometer
Schwierigkeit: mittel
Dauer: gut 5 Stunden
Das wilde Hochland von Rabaçal im Westen der Insel ist ein Muss für alle Naturliebhaber. Auch hier folgen Wanderer dem Weg durch Lorbeerwälder entlang einer Levada. Los geht es am Parkplatz nördlich der Ortschaft Rabaçal. Dort in der Hochebene ist das Wetter unbeständig, wasserdichte Kleidung ist sehr empfehlenswert. Einem kleinen Regenguss kann aber zwei Minuten später schon wieder strahlender Sonnenschein folgen – lasst euch also nicht abschrecken.
Vom Parkplatz aus folgt ihr der Levada do Risco, einem schmalen Kanal, der euch zu Madeiras höchstem Wasserfall führt – aus etwa 100 Metern stürzt das Wasser hier hinab. Ein fantastischer Anblick. Von dort steigt ihr im Anschluss zur Levada da 25 Fontes hinab. Nach einem rund 40minütigen Marsch erreicht ihr den Felskessel, nach dem die Levada benannt ist und in den sich 25 (oder mehr) Quellen ergießen. Eine tolle Stimmung vor Ort, die jedoch am Wochenende von der Vielzahl der Besucher getrübt werden kann – diese Wanderung zählt zu den beliebtesten der Inseln. Wer alles in Ruhe genießen will, kommt während der Woche hierher.
Zurück geht es auf gleicher Strecke zum Parkplatz. Wenn ihr euch nach der Tour belohnen wollt, kehrt im Rabaçal Nature Spot Café ein. Das ist eine gemütliche Gaststätte mit toller Terrasse, wo ihr den Tag bei einer guten Stärkung Revue passieren lassen könnt.
Route: Rabaçal – Levada do Risco – 25 Fontes – Rabaçal
Länge: ca. 10 Kilometer
Schwierigkeit: leicht bis mittel
Dauer: ca. 4 Stunden
Bei dieser Wanderung geht es ganz gemütlich zu. Von der kleinen Gemeinde Ponta do Pargo aus mit ihrem großartig gelegenen Leuchtturm startet eine Wandertour, die viele verschiedene Landschaftsformen kreuzt. Die Levada Nova führt hier durch bäuerlich geprägte Ortschaften hin zu zwei fantastischen Aussichtspunkten, von denen aus sich ein Teil der spektakulären Küste gut überblicken lässt, und dann zurück nach Ponta do Pargo.
Dabei empfiehlt sich eine Karte, da es mehrere Möglichkeiten gibt, die Route zu gestalten. Must-have für diese Strecke: trittsichere Schuhe, wetterfeste Kleidung und ganz viel Sonnenschutz.
Route: Ponta do Pargo – Levada Nova – Ponta do Pargo
Länge: ca. 13 Kilometer
Schwierigkeit: leicht
Dauer: ca. 4 Stunden
Am ihrem äußersten Ostzipfel zeigt sich Madeira von einer ganz anderen Seite. Eigentlich als fruchtbare Blumeninsel bekannt, herrscht hier Dürre. Eine Mondlandschaft, in der es höchstens ein paar Mittagsblumengewächse schaffen, den heißen und trockenen Sommer zu überstehen. Trotzdem oder gerade deshalb ist die wildromantische Küste dort eine Wanderung wert. Los geht‘s am Parkplatz über der Baía d’Abra. Von dort aus erkundet ihr die Halbinsel Ponta de São Lourenço. 1982 wurde die neun Kilometer lange und zwei Kilometer breite Halbinsel zum Reservat ernannt, um die Flora und Fauna zu schützen. Wanderer kommen gar nicht aus dem Staunen heraus über das, was die Natur hier so bietet: Gestein in den verschiedensten Rottönen, schroffe Felsklippen, erkaltete Lavaflüsse aus vergangenen Zeiten und prächtige Felsnadeln im tiefblauen Meer.
Ein Highlight der Tour ist der Besuch der Casa do Sardinha, Stützpunkt der Naturparkverwaltung, die eine Ausstellung über Flora und Fauna des Gebiets eingerichtet hat. Das von Palmen und anderen Pflanzen umgebene Gebäude wirkt wie eine Oase inmitten der kargen Landschaft. Der Weg dorthin ist etwas abenteuerlich, der Pfad führt um die Abra-Bucht herum und man passiert eine schmale Landbrücke, die an beiden Seiten rund 100 Meter in die Tiefe abfällt. Alles ist gesichert und trotzdem aufregend und bildschön. Auf der Wanderung bleibt viel Zeit, das tosende Meer zu bewundern – zum Beispiel bei einer Rast am Kiesstrand der Baía d‘Abra.
Weiter geht es zum östlichsten Zipfel Madeiras: Ein karger Gipfel, von dem aus sich ein wunderbarer Blick auf zwei vorgelagerte Inseln eröffnet. Nach einer Verschnaufpause geht‘s dann durch den rückwärtigen Teil der Halbinsel, bis ihr zum Hauptwanderweg zurückkommt – auf dem ist bald wieder der Parkplatz erreicht, von dem aus ihr gestartet seid. Nicht vergessen: Steckt auch für diese Wanderung unbedingt reichlich Sonnencreme ein, denn Schattenplätze sucht man hier vergebens.
Route: Baía d’Abra – Ponta de São Lourenço – Baía d’Abra
Länge: ca. 8 Kilometer
Schwierigkeit: leicht für schwindelfreie Menschen
Dauer: ca. 3 Stunden
Die portugiesische Insel zählt zu einem gleichnamigen Archipel aus mehreren Eilanden. Sie liegt rund 950 km südwestlich von Lissabon und etwa 735 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Die Insel zählt gut 250.000 Einwohner, die Hauptstadt ist Funchal. Die Flugzeit ab Frankfurt beträgt gut 4 Stunden.