Estrel Hotel Berlin

Mehr als 1.100 Zimmer, wow, das ist das grösste Hotel Deutschlands, was erst einmal beeindruckend ist. Das Estrel ist so ein typisches Atrium-Hotel mit angeschlossenem Veranstaltungsbereich. Irgendwie hat es eine Schiffsform, hier im südlichen Berlin, Neukölln sagt willkommen. Der Schiffsbug ist verglast und zeigt irgendwo hin nach Berlin. Von dort aus gibt es zwei Hotelflüchte, die sich in zwölf Stockwerken über ein dazwischenliegendes Atrium erheben. Das Ensemble gleicht dann etwas einem Las Vegas-Hotel, bei dem auch der Gast bereits im unteren Geschoss zu den jeweiligen Flügeln des Hotels geschickt wird. Gut und einfach gelöst, das macht das Ganze extrem übersichtlich. Insgesamt ist das Estrel etwas in die Jahre gekommen (die Aufzüge sind aus 1994, damit wird das Estrel 20 Jahre als sein). WiFi funktioniert hervorragend. Gäste kommen woher das Estrel sie auch immer bekommt. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis für den Schnellstay. Aber insgsamt nicht gemütlich, was bei der Grösse des Hotels sein kann, aber nicht muss.

Das Zimmer ist überraschend gross für solch einen grossen Hotelkomplex. Die Ausstattung selber ist knapp vier Sterne, etwas nüchtern. Der Teppich ist kurz und recht sauber, insgesamt ist das Zimmer praktisch eingerichtet mit Schreibtisch, sogar mit kleiner Kochzeile und Flat-TV. Zum Aufenthalt ist das nicht grossartig, aber OK. Dazu kommt ein für mich gemütliches Bett mit einer Decke und zwei Kopfkissen - jedenfalls im Doppelzimmer. Das Bad war Durchschnitt. Die WC-Spülung war defekt, aber reparabel. Was ich angenehm fand war, dass die Lüftung im Bad recht schnell nach dem Löschen des Lichtes ebenfalls aufhörte zu dröhnen. War gut. Insgesamt O.K.

Zunächst muss ich sagen, dass es durch die Positionierung der Gastronomie im riesigen Atrium an einer gewissen notwendigen Gemütlichkeit fehlt. Es gibt keine kleine Kneipe, in der ich mich zurückziehen kann, alles ist offen. Dafür ist jedes Restaurant einzusehen und Teil des Grossen und Ganzen. So auch die.... Atrium Bar: Man sitzt hier mittendrin am Aufgang zum Lift vier oder so. Trinke ein paar Weizenbier (Kristall-) und dann einen belanglosen Rivaner. Dazu gibt es einen Pulled Beef Burger, nett mit BBQ-Sauce aber für stolze 9,50€. Billig ist es hier nicht, aber es war mit gutem WiFi ein netter Stay. Service war Durchschnitt. Frühstück: Wie sage ich es ? Ich war etwas enttäuscht. Ich gehe immer von der Basisiformel aus, dass die Vielseitigkeit des Frühstücksbuffets direkt proportional zu der Zimmeranzahl des Hotels steht. Diesmal falsch vermutet. Frühstück war Durchschnitt und unteres vier Sterne Niveau, da müsste mehr drin sein. Vor allem ist das Frühstücksvolk etwas unprofessionell per mehreren "Stuhlsperren" in verschiedene Klassen geteilt, was zunächst nicht ganz transaprent ist. Frühstück selber ist Durchschnitt.

Mir gruselt es immer bei so grossen Hotels, dass der Front Desk die Menschenmassen nur stark zeitverzögert abfertigen kann, aber die Befürchtung ist vollkommen überzogen, das geht souverän und zügig - alle Achtung. Der Rest des Services ist souverän und manchmal etwas so, als würde man nicht erwarten Stammgäste zufrieden machen zu müssen - was ja in meinem Fall auch stimmt. Beim frontdesk allerdings gibt es Kompetenz und Freundlichkeit. Sonst alles gut, aber auch nicht besonders.

Neukölln ist weder eine gute noch eine sehr zentrale Gegend der aufstrebenden deutschen Metropole. Fast 30 Jahre nach der Wende ist Berlin das, was man schon kurz nach der Wende von ihm erwartete: Eine werdende Weltmetropole. Ohne Quatsch. Ich geniesse an diesem Tag - obwohl noch 600 Kilometer Heimweg vor mir liegen - jeden Stau in dieser Stadt, der mich an vertrautem, sehenswerten und melancholischem Staunen stauen lässt - ich muss allerdings auch sagen, dass ich hier zwei Jahre lebte, liebte und erwachsen wurde. Berlin ist toll, sehr deutsch (was ich nicht brauche) aber eine gelungene Visitenkarte meines Deutschlands.

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