- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
Das äußerst mondän und gediegen wirkende Restaurant wirbt an der Eingangstür mit der Guide Michelin Empfehlung 2007. Bei der Ankunft war die Zimmerreservierung untergegangen, was allerdings kein Problem war, da alle Zimmer frei waren. In einem Nebengebäude im ersten Stock befinden sich hübsch und modern gestaltete Fremdenzimmer. Zimmer und Einrichtung wirken wie durch die Hände eines gar nicht untalentierten Innenarchitekten entworfen. Das fast schon mondäne Interieur wird aber auf dem zweiten Blick von fränkischer Biedernheit erdrückt: auf dem schönen Holzfußboden lagen spießige (und speckig-dreckige) Fußmatten. Soweit ersichtlich sind die Zimmer nicht für Menschen mit Gehbehinderung erreichbar. Angesichts des unmöglichen Betragens insbesondere durch die Chefin kann von einem Aufenthalt im Gasthaus "Zur Einkehr" eigentlich nur auf ganzer Linie abgeraten werden.
Das - eigentlich hübsche (s.o.) - Zimmer war bei näherem Hinsehen (man kann es nicht anders sagen) dreckig: auf den Fensterseiten der halbhohen Wandvertäfelungen fanden sich (erstaunlich große) Wollmäuse. Der kleine Glastisch vor dem Fenster hatte Wasserflecken. Auf dem langen, schwarzen Tisch, der die rechte Außenwand von Zimmer 43 säumt sind Tassenränder. Hinter der Tischplatte finden sich an der Wandvertäfelung unzählige Laufnasen von Reinigungsmitteln, die offensichtlich beim Wischen der Tische dahinter hinunter gelaufen sind und nun als stumme Zeugen dafür dienen, dass offenbar selten hinter der Tischplatte geputzt wird. Das Bett auf der Fensterseite hatte kleinere und größere rote Sprenkel auf dem Betttuch (Rost oder gar Blut?). Dieses Trauerspiel setzte sich im Bad fort. Auf der Fönhalterung links vom Spiegel findet sich eine pelzige Staubschicht, die sich (wenn gleich weniger stark) auf dem Handtuchspender auf der rechten Seite fortsetzt. Bemerkenswert auch: die Badezimmerarmaturen (wirkte wie billiger Guss) bröckeln und bröseln auf unansehnlicher Weise auseinander. Die geschmackvolle und schöne Dusche hebt sich wohltuend von dieser Baumarktwüste ab. Mit der Dunkelheit kam dann aber das Grauen: ein im Flur völlig unsinnig platzierter Bewegungsmelder sorgte bei jedem zweiten Drehen des Schlafenden für taghelle Beleuchtung des gesamten Zimmers. Fünf dieser Lichtorgien sorgten zuverlässig dafür, dass der Verfasser in seiner einen Nacht, die er bei Güthleins verbrachte, beinahe kein Auge zu tat. Am Nächsten morgen wurden wir nicht gefragt, wie wie geschlafen hatten und auch nachdem wir (von uns aus) darauf hinwiesen, dass sie mal den Bewegungsmelder überprüfen lassen sollten, weil er die halbe Nacht Licht machte, kam kein Wort des Bedauerns, sondern nur ein "da sagen wir nach Weihnachten jemandem Bescheid".
Am selben Tag hatten wir noch das zweifelhafte Vergnügen, anlässlich einer Familienfeier den Mittagstisch der Gasthauses zur Einkehr genießen zu dürfen. Das die Gastwirtschaft sehr gut besucht war, stimmte uns anfangs hoffnungsvoll. Die Karte ist fränkisch, deftig. Vegetarische Gerichte gibt es ganze zwei (Blumenkohlbrätling und Gemüseschnitzel), was jedoch für uns als ausgesuchte Fleischesser kein Problem war. Das Mittagessen war schnell bestellt: dreimal Leberklößchensuppe gefolgt von viermal Gänsebrust mit Blaukraut und Kloß, dazu viermal Weißwein (Bachus/Silvaner/Müller Thurgau). Die Suppe und die Weine konnten überzeugen, die Gans schlug sich recht wacker, mir persönlich aber schmeckte die Soße ein wenig nach Glutamat und Stabilisator. Mit traumwandlerischer Sicherheit vermochte es die Chefin jedoch den positiven Eindruck des Essens durch ein echt starkes Stück zunichte zu machen: war der Service beim Essen bisher positive unauffällig gewesen, begab sich nun - um exakt 13:23 Uhr - die Chefin an unseren Tisch und erklärte, wenn wir denn soweit wären, würde sie gerne jemanden zum Abrechnen schicken, denn schließlich stünden bereits die nächsten Gäste bereit, die ja "nicht so lange warten wollten". Wir waren noch nicht soweit! Unser Tisch war für 13:00 Uhr bestellt gewesen und wir hatten um ca. 12:50 das Restaurant betreten. Nach dieser "Ansage" der Chefin erschien umgehend eine Bedienung, die unseren Tisch kassierte. Der Wein blieb größtenteils unausgetrunken, ein während des Essens bestelltes Wasser schaffte es gar nicht mehr an den Tisch. Von dem ganzen Geschehen gerade zu konsterniert verließen wir das Gasthaus zur Einkehr mit dem Gefühl, das dort nicht die Dienstleistung am Kunden im Mittelpunkt steht, sondern ein gieriges Streben danach, dem "Gast" sein Geld möglichst schnell und gründlich aus der Tasche zu ziehen. Wer an einem Tag über 200 EUR dort lässt - dafür allein 95 EUR für das Mittagessen - der hätte anderen Orts möglicherweise eine Aussicht auf Freundlichkeit, Anstand und Benehmen gehabt - im Gasthof Güthlein kriegen man dafür 23 Minuten Sitzen und mittelprächtiges Essen. Die Preise für das Essen sind insgesamt ca. 20 %
Der Service war summa summarum eine Katastrophe: Nach der Übernachtung im Horror-Zimmer (s.u.) folgt am nächsten Morgen ein weiterer gastgewerblicher Faux-Pas: als wir zum Frühstück erschienen, wurden wir an den *einzigen nicht sauberen* Tisch gebeten, wo uns Kaffee- und Rotweinflecken, sowie reichlich Kerzenwachs auf der Tischdecke begrüßten. Auf die Frage, ob das wirklich der richtige Tisch sei, erhielt ich ein ja, ja. Ich fügte nach kurzem Überlegen hinzu, uns wäre ein Tisch ohne Kaffeeflecken, dann doch lieber, worauf die Bedienung entgegnete, die anderen Tische wären ja schon fürs Mittagessen sauber gemacht (sie waren aber noch nicht eingedeckt!) ... jedenfalls aber - so setzte sie gönnerhaft hinzu - könnten wir uns "dann eben dorthin setzen". Wir bestanden auf den anderen Tisch. Das Frühstück war von sehr durchschnittlicher Qualität. Es gab vier kleine Scheiben Kümmelgraubrot, welches, so schien mir, bereits den Vortag angeschnitten erlebt hatte, drei Scheiben leckeres Vollkornbrot, ein lieblos eingefüllte Schälchen mit leckerer (und wohl hausgemachter) Marmelade. Dazu gab es einen Teller mit Wurst und einer Sorte Käse, wobei die Wurst geschmacklich äußerst fad war und mich persönlich qualitativ an Aufschnitt aus dem Lidlkühlregal erinnerte; Brötchen oder gar Eier? ... Fehlanzeige! Der Orangensaft war OK. Ausnehmend lecker war aber der Kaffee, der aber einzig mit Kondensmilch (widerlich!) serviert wurde. Fazit: Ein so lieblosen Dienst am Kunden habe ich noch nicht erlebt. Beim Bezahlen fehlte (vielleicht ahnte man schon etwas) auch jede Nachfrage, ob das Zimmer in Ordnung war oder das Frühstück geschmeckt hatte. Für das Doppelzimmer inkl. Frühstück (und Lichtorgel) verlangte man 109,- €, die eigentlich höchstens 70,- hätten sein dürfen und von denen jeder einzelne Euro bitterlich weh tat. Wer provinzielle Biederkeit zu Mondpreisen sucht, ist im Gasthof Gütlein gut bedient. In mancher Jugendherberge, habe ich allerdings mehr Gastlichkeit, Gemütlichkeit und einen besseren Service erlebt.
Das Hotel liegt in Erlangen-Büchenbach in einer ruhigen, schönen Straße.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1-3 Tage im Dezember 2008 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Guido |
Alter: | 26-30 |
Bewertungen: | 4 |