"Warum ?" - dieses Frage stellten wir uns des Öfteren während unseres Aufenthaltes. Die vorhandenen Macken des "Resort Grande Bahia" wären ohne großen Aufwand abzustellen. Die Anlage selbst ist toll und rechtfertigt durchaus die "verkauften" 4*, mit viel Luft nach oben ! Man könnte sicher viele Fans gewinnen, fährt aber nun einen Managementkurs, der nur als dilettantisch bezeichnet werden kann. Ursprünglich sollte die renommierte Kette "Travel Charme" 2010 ihren guten Namen für dieses Resort hergeben. Diese Kooperation war aber nicht von Dauer. Nun vermarktet ein Berliner Reiseveranstalter das Resort für den deutschen Markt. Auf den ersten Blick empfängt das "Grande Baia" seine Gäste in wunderbarer, ruhiger Lage, mit tollem Blick auf die Tavolara-Insel, geschickt im Gelände platzierten Hotelzimmern und Appartements von für sardische Verhältnisse opulenter Größe und Einrichtung. Die teils katastrophalen Bewertungen auf verschiedensten Portalen und der seit Mai 2013 zu verzeichnende Absturz der Weiterempfehlungsquote machten auch uns sehr unruhig. Nach diversen Mails und Telefonaten mit den Mitarbeitern von JT-Travel, die uns versicherten, das alles auf einem guten Weg ist und die von Gästen geschilderten Probleme abgestellt worden seien machten wir uns auf den Weg mit der Zusicherung: "Sie haben 4-Sterne gebucht und die kriegen Sie auch." Verpflegt werden sollten wir mit dem berüchtigten "All (!) -inclusive"-Paket, Flug und Mietwagen (ein MUSS bei der Lage) hatten wir in Eigenregie organisiert. Wer Party erwartet ist hier völlig falsch, die Gästestruktur ist erfrischend gemischt (viele Italiener, Deutsche, auch Franzosen wurden gesichtet), in der Mehrzahl Paare und junge Familien. Der deutsche Reiseveranstalter gibt auf seiner Homepage an, Hotels aus dem Programm zu nehmen, die nicht dauerhaft eine Empfehlungsquote von über 70% aufweisen....wir sind gespannt.
Ein echter Lichtblick ! Großzügig und gut ausgestattet. Vom Zuschnitt sind die Bungalows unterschiedlich, die Möblierung ist angenehm, in unserem Fall funktionierte auch die technische Ausstattung problemlos (Ausnahme: Telefon). Die Terrasse war riesig, das Bad eher klein, aber völlig ausreichend. Zur Sauberkeit ist ja bereits alles gesagt.
Die gute Nachricht zuerst: Keiner muss hungern! Ansonsten verschlägt es einem schon mal die Sprache angesichts der Zustände im Restaurant. Die völlig versifften Bezüge der Stühle und überfüllten Müllbehälter sind symptomatisch für den kompletten Ablauf. Der Saal ist für die Anzahl Gäste in einer Sitzung viel zu klein, die Terrasse wespenverseucht. Die Qualität der Speisen reichte von "geht so" bis "ekelhaft". Das Frühstück entsprach dem aus frühen Mitropa-Zeiten. Zwei Kaffee-/Teeautomaten sollten mehrere hundert Gäste mit Heißgetränken versorgen, wenn denn Tassen vorrätig waren. Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn sich nach 10-minütigem Anstehen in Vorfreude auf einen Milchkaffee auf aufgeschäumtes Milchpulver zusätzlich heisses Wasser ergießt, weil kein lösliches Pulver nachgefüllt wurde. Das Showcooking beschränkte sich darauf, dass ein Mitarbeiter vorgekochte Pasta in kochendem Wasser erwärmte. Getränke wurden einmalig eingeschenkt, danach nicht mehr. Wasser wurde anfangs noch in Flaschen serviert, nach einigen Tagen Automaten aufgestellt, die chlorhaltiges Leitungswasser kühlten und bei Bedarf mit Kohlensäure versetzten. Ich kann jedem nur empfehlen, dieses einmal frisch aufgesprudelte "Kranenburger" zu inhalieren. Man ist sofort hellwach ! Frische Säfte sucht man vergebens, auch hier setzt man auf Konzentrat aus Automaten. Zum Dinner wurden Fleisch- und Fischgerichte vor den Augen der Gäste zerlegt, ein nicht immer schöner Anblick. Ab und zu fanden wir auch Genießbares, was aber eher die Ausnahme als die Regel war. Das Angebot ist vom Frühstück bis zum Abendessen eintönig und entspricht (wenn überhaupt) max. 2-Sterne-Standard. Es ist offensichtlich, dass hier heftig an der Kostenschraube gedreht wird. Wer auf sardisch/italienische Küche hofft, wird bitter enttäuscht. Immerhin hat sich während unserer Anwesenheit der Hotelmanager mehrfach selbst vor Ort von der Qualität "seines" Hauses überzeugt. Ein großes Kompliment gilt den Mitarbeitern im Restaurant, die emsig bemüht sind, das Beste aus allem herauszuholen ! Der Knaller war jedoch das Angebot eines Grillabends zum Preis von Euro 80 p.P. (!) für Gäste, die nicht HP oder AI gebucht hatten.... diese waren mit der Hälfte dabei. Das All-inclusive Angebot spottet jeder Beschreibung, insbesondere an der Poolbar. Zu den Miniportionen und dem sehr überschaubaren Angebot ist ja bereits reichlich geschrieben worden. Zu empfehlen ist allerdings der lokale Likör "Mirto", der uns so manchen Abend verschönert hat. Die Bar und das Menürestaurant haben wir nicht ausprobiert, auch hier gab es keine ausreichende Informationen.
Puh, was soll man in diesem Fall zum Thema "Service" schreiben. Der Check-in verlief zügig, eine Kaution wurde nicht verlangt. Freundlich ist jedoch was anderes, nennen wir es mal "professionell". Es wird teilweise deutsch gesprochen. Die Informationspolitik ist mangelhaft: Die Öffnungszeiten des Restaurants waren falsch angegeben (keine 2 Sitzungen), Preise für zusätzliche (Getränke-) und sonstige Angebote nicht ersichtlich usw. Laut Reiseanbieter sollten wir im Bungalow eine mit Wasser gefüllte Minibar vorfinden: Fehlanzeige. Die Handtücher waren großflächig verschmutzt, Spinnweben und Insektenkadaver gehören zur Grundausstattung und begleiten uns auch während des gesamten Aufenthaltes. Klimaanlage, Herd, Kühlschrank, Mikrowelle und Safe funktionierten in Gegensatz zum Telefon tadellos. Küchenausstattung war rudimentär vorhanden, das Einführen von Lebensmitteln in die Anlage jedoch streng verboten ;-) ! Atemberaubend die täglichen Säuberungskationen des Personals. Ein bis drei Angestellte gaben ihr Bestes die Zimmer genauso zu verlassen, wie sie diese vorgefunden haben. Die Bettwäsche wurde kein einzige Mal in Gänze gewechselt, ziemlich ekelhaft. Unter den Sofas sammelten sich die Hinterlassenschaften der vergangenen Wochen, das Bad wurde nicht gereinigt. Man beschränkte sich darauf, die Klospülung zu betätigen und hoffte wohl auf eine Spontanreinigung. Reinigungsmittel wurden nicht verwendet, wofür auch ?! Die ausgewechselten Handtücher waren fleckig. Der von draußen hereingeschleppte Sand wurde grob zusammengefegt und vorbei war der Spuk. Wir kamen auf eine Bestzeit für die Reinigungsaktion von 180 Sekunden. Das in Hoffnung auf Besserung überreichte Trinkgeld wurde jedoch dankbar entgegengenommen. "Kundenorientierung" scheint bei vielen Mitarbeitern ein Fremdwort zu sein. Es gibt aber, insbesondere im Restaurant, auch löbliche Ausnahmen.
Nur 20 Minuten vom Flughafen Olbia entfernt. Gleich hinter Monte Petrosu geht´s links ab und nach weiteren 2 km durch Niemandsland (Naturschutzgebiet) -vorbei an der nicht besonders geschickt in der Landschaft platzierten Müllkippe des Hotels- liegt das Grande Baia. Mit seinen über 200 Wohneinheiten nicht klein geraten, aber weitläufig angelegt und von daher durchaus charmant anzusehen. Die Lage ist wirklich sehr schön, der Ausblick auf die Bucht großartig. Einkaufsmöglichkeiten gibt es hier keine (außer einen Shop mit den üblichen Touristen-Artikeln und einen Mietwagenservice, den wir nicht in Anspruch nehmen mussten). Ein Shuttle-Service transportiert Gäste auf Wunsch nach San Teodoro, für 4 Euro pro Person/Strecke ein nicht gerade günstiger Spaß. Die obligatorischen Ausflüge gab´s natürlich auch für "teuer Geld", kann man mit etwas Vorbereitung aber alles selber organisieren. An der Bar neben der Hauptgastronomie verdingt sich ein gar nicht mal schlechter Gitarrist des Abends und vertreibt den in der laaangen Schlange auf Restauranteinlass Wartenden die Zeit mit einem heiteren Potpourri aus 30 Jahren Pop/Rockgeschichte. Wie schon von einigen Rezensenten erwähnt ist der Strand ja nach Lage des Bungalows/Zimmers wesentlich weiter entfernt, als die angegebenen 300 m. Ein Shuttle-Service von Parkplatz schafft aber Abhilfe. Die Bucht selber teilt man sich mit den Bewohnern des benachbarten Campingplatzes. Liegen mit Schirmen sind vorhanden, jedoch bei Weitem nicht ausreichend. Besonders unangenehmen war das direkt angrenzende Brackwasser (Katalogdeutsch: Lagune), welches bei ungünstigem Winden extrem nach faulen Eiern stank und den Mücken als Liebesnest diente. Der nicht weit entferne Top-Strand La Cinta ist eine absolute Empfehlung und in jedem Fall vorzuziehen. Einfach traumhaft!
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Wir waren zweimal im Pool und hatten kein Problem, eine freie (nicht defekte) Liege zu ergattern. Die restlichen Angebote haben wir nicht in Anspruch genommen. An einigen Tagen war das Wasser jedoch trüb und machte keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Es gibt Wasserymnastik und Frontalbeschallung, teils erträglich, teils nur was für erprobte "Wacken"-Besucher.
| Infos zur Reise | |
|---|---|
| Verreist als: | Familie |
| Dauer: | 2 Wochen im August 2013 |
| Reisegrund: | Strand |
| Infos zum Bewerter | |
|---|---|
| Vorname: | Ralf |
| Alter: | 41-45 |
| Bewertungen: | 1 |


